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BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

Titel: BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
Autoren: Horst Friedrichs
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Williamsburg Bridge, der in Richtung Brooklyn marschierte. An ihm vorbei rauschten unzählige Autos und daneben – der Hauptverkehrszeit entsprechend – in Abständen von nur wenigen Minuten die Züge der Broadway Line.
    Myers hatte die Mitte der Brücke beinahe erreicht. Er blieb stehen und lehnte sich über das Geländer. Unten gluckste das Wasser. Die letzten Sonnenstrahlen, vom East River reflektiert, warfen einen teuflischen Schimmer auf das behäbig wirkende rote Gesicht des Killers. Myers stopfte umständlich die Bananentüte in den Segeltuchbeutel. Er zog einen Brief aus der Innentasche seiner Jacke. Er überflog noch einmal die wenigen Zeilen. Dann riß er das Papier in winzige Fetzen und streute sie über das Brückengeländer.
    Myers hüpfte über Bahnschienen, stolperte über Drahtseile und zwängte sich zwischen Güterwaggons hindurch.
    Die Williamsburg Bridge konnte er jetzt nur noch als dunkle Silhouette erkennen. Er kletterte eine senkrechte Leiter hinunter, die in die Kaimauer eingelassen war. Unten lag ein winziges Boot. Die Nußschale schaukelte gefährlich, als Myers hineinsprang. Er verstaute seinen Segeltuchbeutel unter dem Sitzbrett und löste das Tau von dem Ring an der glitschigen Mauer. Mit geübten Bewegungen legte er sich in die Riemen. Nach einem kurzen Blick über die Schulter nahm der Killer Kurs auf die Mitte des Flusses.
    Etwa dreißig Yards vom Ufer entfernt änderte Banana-Bernie die Richtung. Er ruderte jetzt parallel zum Ufer. Kurz vor jener Stelle, an der der Subwaytunnel der Canarsie Line den East River durchquert, vollzog Myers mit gekonntem Riemenschlag erneut einen Kurswechsel. Er strebte sichtbar eilig in ein Hafenbecken, das – bis auf die entfernten Stimmen von ein paar Arbeitern am Kai – völlig ruhig dalag. Bernie steuerte einen kleinen Küstenfrachter an. Auf dem Kahn rührte sich keine Menschenseele. Er vertäute das Boot an der Backbordseite und kletterte die wenigen Holzsprossen einer Strickleiter hinauf.
    Den Kajütenwänden sah man selbst im Dunkeln die Sehnsucht nach einem neuen Anstrich an. Bernie stieß die unverschlossene Tür auf. Seine Finger suchten nach dem Lichtschalter. Dann hatte er ihn gefunden. In dem kleinen Raum wurde es hell.
    Eddie Smithers grunzte. Er rieb sich schlaftrunken die Augen. »He!« Er richtete sich mühsam auf. »Du bist ja schon da! Hab’ ich doch wieder vollkommen die Zeit verpennt. Hätte dich gern würdiger empfangen.«
    Bernard Myers warf einen geringschätzigen Blick auf den Koloß, der sich langsam aus den Decken seiner schmierigen Koje schälte.
    »Laß das Gefasel und klar deine Bude auf. Ich erwarte nämlich Besuch aus besseren Regionen.«
    »Weiß ich, weiß ich. In fünf Minuten hast du den besten Empfangsraum, den du dir wünschen kannst.« Eddie wälzte seine 195 Pfund durch den Raum. Er schaffte es tatsächlich mit unglaublicher Schnelligkeit, Berge von Bierdosen, schmutzigem Geschirr und stinkendem Abfall hinauszubefördern.
    Banana-Bernie beobachtete scheinbar interessiert das Treiben seines wohlbeleibten Gastgebers. Aber die Gedanken hinter der zerfurchten Stirn des Killers beschäftigten sich mit weitaus gewichtigeren Problemen. Nach seiner Ankunft am Mittag in New York war er zu sorglos gewesen.
    Das Baseballspiel hätte ich mir schenken sollen, grübelte er. Ein Glück, daß es mir gerade noch rechtzeitig aufgefallen war, wie der Kameramann auf der gegenüberliegenden Tribüne ununterbrochen in meine Richtung zielte.
    Geschickt hatte er sich nach dem Spiel im Gedränge der Schlachtenbummler in die Sportlerkabinen geschmuggelt. Dort war er durch ein Toilettenfenster an der Rückseite des Stadions unbemerkt ins Freie gelangt. Sicher wüßte nun schon der letzte Cop, daß der gute alte Bernie wieder mal in New York war. Jetzt galt es, so schnell wie möglich den Auftrag zu erledigen und dann schleunigst wieder zu verschwinden. Aber dazu mußte der Auftraggeber erst mal dasein.
    Myers holte seinen Segeltuchbeutel unter dem Tisch hervor. Er öffnete ihn. Die Bananentüte legte er diesmal achtlos beiseite. Darunter kamen zwei schwarze Kästchen zum Vorschein. Mit einem winzigen Schlüssel, den er aus der Brusttasche seines Jacketts holte, schloß der Killer die Kästchen auf.
    Matt schimmerte in dem einen das dunkle Metall einer deutschen Militärpistole, der P 38, auf rotem Samt. Daneben lag ein kurzes, plump wirkendes Rohr. Bernie hatte diesen Schalldämpfer für seine Lieblingswaffe selbst entworfen und bei
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