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BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

Titel: BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
Autoren: Horst Friedrichs
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einzeln zur Vernehmung hereingerufen.«
    »Sofort, Sir«, näselte der drahtige Japaner und dirigierte seine Mitarbeiter aus dem Raum, in dem die Beamten des Spurensicherungsdienstes eine hektische Betriebsamkeit entfaltet hatten.
    Harry Easton wandte sich zur Tür, als Ed Schulz hereingestürmt kam. »Harry, das mußt du dir ansehen!« rief der hünenhafte Sergeant aufgeregt. »Da scheint ein Indianer mit technischem Verstand am Werk gewesen zu sein.«
    »Beginnen Sie drüben mit der Vernehmung.« Easton gab den drei Beamten, die für diese Zwecke der Mordkommission zugeordnet waren, ein Zeichen. Gemeinsam mit Ed Schulz eilte er den kahlen Flur entlang zur Treppe, die ins nächsthöhere Stockwerk führte.
    »Hier ist es.« Schulz deutete auf eine Stahltür, wie sie bei Verwaltungsräumen üblich ist, in denen wichtige Unterlagen der Registratur aufbewahrt werden. Drinnen lagen die beiden Männer des Erkennungsdienstes auf dem Fußboden. Sorgsam trennten sie ein Quadrat aus dem Kunststoffbelag. In der Mitte der Fläche ragte ein dünnes Stahlrohr etwa zehn Zentimeter hoch aus dem runden Loch im Beton, das mit Schuttüberbleibseln sorgfältiger Meißelarbeit angefüllt war. Der grauhaarige Sid Philips, einer der fähigsten Experten mit gut zwanzigjähriger Erfahrung in der Spurensicherung, hob den Kopf.
    »Keine einfache Angelegenheit, Lieutenant. Der Bursche muß mindestens eine Stunde gebraucht haben, um seine Apparatur einzubauen. Vor allem mußte er darauf achten, daß er beim Betonstemmen nicht die darunterliegende Deckenverkleidung beschädigte. Das Blasrohr hat er in eines der Löcher der Schallschlucktafeln geschoben. Unten ist mit Sicherheit nichts davon zu sehen.«
    Mit spitzen Fingern nahm Philips das Kunststoffquadrat und gab es seinem Kollegen, der es in einen Plastikbeutel steckte. Lieutenant Easton ging in die Knie und versuchte, mit einem Auge durch das Rohr zu peilen.
    »Hm. Der Rücken des Toten liegt genau im Blickfeld«, stellte er fest. »Immerhin muß dieser Pfeilgift-Killer sich hier gut ausgekannt haben und im voraus gewußt haben, auf welchem Platz Stevens bei der Konferenz sitzen würde. Denn das Loch im Beton wird er kaum während der Bankstunden angefertigt haben.«
    Lieutenant Easton schaute in Gedanken versunken in das runde Loch.
    »Der Kerl ist fachmännisch ans Werk gegangen«, fügte Sid Philips hinzu. »Um die ganze Sache gut zu tarnen, hat er eine Bahn des Fußbodenbelages hochgerissen und anschließend, mit dem winzigen Loch für das Blasrohr, wieder festgeklebt. An dem Klebstoff unter dem Belag können wir mit ziemlicher Sicherheit feststellen, zu welchem Zeitpunkt der Mörder den letzten Arbeitsgang des Aufklebens erledigt hat. Klebstoff braucht bei einer bestimmten Temperatur ebenfalls bestimmte Zeit zum Abbinden. Meist sind es mehrere Stunden. Und das Zeug auf unserem Ausschnitt ist fast trocken. Ich würde schätzen, daß die Mordvorbereitungen in der vergangenen Nacht oder schon am gestrigen Abend getroffen wurden.« Lieutenant Easton klopfte dem Grauhaarigen auf die Schulter.
    »Das bringt uns eine ganze Ecke weiter. Lassen Sie den Kunststoff sofort ins Labor schaffen!«
    Unten ließ sich Easton die Liste der Anwesenden geben. Auf einem zweiten Blatt standen die Personalien des Toten. Easton winkte den Japaner heran. »Stevens stammte aus New Orleans?« Shi Maj Moto nickte. »In New York hatte er gewissermaßen nur seinen zweiten Wohnsitz. Eigentlich war er bei der Bank of Tokyo in New Orleans beschäftigt. Seit eineinhalb Jahren arbeitete er hier vertretungsweise. Unsere Hauptstelle sieht es nämlich gern, daß die künftigen Direktoren und Manager das Bankgeschäft an möglichst vielen Orten der Welt kennenlernen.«
    Lieutenant Easton ließ den Redefluß mit unbewegter Miene über sich ergehen. »Dann muß für diesen Fall das FBI hinzugezogen werden«, sagte er nur.
    ***
    Er drückte dem Taxifahrer einen Dollar Trinkgeld in die Hand. Gemächlich schlenderte der breitschultrige, etwas untersetzt wirkende Mann auf das endlos erscheinende Band der Williamsburg Bridge zu. Seine dunkle Kleidung, die derbe Jacke, die flache Schirmmütze und ein abgegriffener Segeltuchbeutel auf dem Rücken ließen nur einen Rückschluß auf seine Beschäftigung zu. Das einzig Absonderliche an diesem so typischen Seemann war die prallgefüllte blaue Plastiktüte in seiner linken Hand. Gelbe Bananenschalen leuchteten durch die dünne Folie.
    Bernard Myers war der einzige Fußgänger auf der
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