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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes
Autoren: J Brekke
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unterwegs. Hier sprachen alle die singende norwegische Sprache. Die Häuser waren kleiner, und viele Dächer waren mit Torf gedeckt. Er fragte sich durch und fand ein Handelshaus, das Handel mit Nordnorwegen trieb.
    »Nein, morgen früh legt kein Schiff ab, jedenfalls keins von meinen«, sagte der kleinwüchsige Kaufmann und musterte ihn skeptisch. Der Krämer war sicher schon fünfzig Jahre alt. Er stand in dem dunklen Lagerraum seines Hauses, umgeben von Tonnen und Stapeln von Trockenfisch. Seine Haut hatte das gleiche Grau wie die Fische, und zwischen seinen Sätzen spuckte er immer wieder auf die Bodendielen.
    »Warum hat ein Bruder wie du so eine Eile?«
    »Weil ich einen Auftrag habe.Außerdem bin ich ein Bru der, der bezahlen kann«, sagte der Mönch und hob die Börse an seinem Gürtel an.
    »Es gibt Leute, die sagen würden, dass du dann kein Bruder mehr bist«, sagte der Kaufmann trocken, aber der Bettelmönch erkannte, dass die Schwere und der Klang der Münzen in der Börse Eindruck auf ihn gemacht hatten.
    »Morgen früh geht ein Schnellfrachter nach Austrått.Wie gesagt, das ist nicht mein Boot, aber ich kann mit dem Steuer mann reden. Ich muss dich aber warnen. Die Eignerin des Bootes ist eine Hochwohlgeborene, die für Brüder wie dich nicht viel übrighat. Du solltest von Bord gehen, ehe das Boot in Fosen anlegt«, sagte er.
    »Das kommt mir in vielerlei Hinsicht entgegen. Ich habe kein Interesse, bei hochmütigen Menschen zu landen, die dem heiligen christlichen Glauben abgeschworen haben. Glauben Sie mir, davon habe ich in deutschen Landen mehr als genug getroffen«, sagte er voller Überzeugung und versprach, gut für die Reise und den Steuermann zu bezahlen, der sich der Gottlosigkeit seiner Dienstherrin widersetzte, indem er einen echten Christen an Bord nahm.
    Danach ging der Bettelmönch, um Sachen zu kaufen, die er für die weitere Reise brauchte, einen guten Ledersack, getrocknetes Fleisch und ein paar Flaschen Wein.Als er wieder zu dem Handelshaus zurückkam, kaufte er auch noch etwas Trockenfisch und legte ihn in seinen Sack. Dabei erfuhr er, dass die Absprache mit dem Steuermann getroffen worden war und er sich eine Bleibe für die Nacht suchen konnte. Der Kaufmann erklärte ihm den Weg zu einer möglichen Unterkunft.
    »Kennt der Wirt sich gut in der Stadt aus?«, hatte er gefragt, bevor er das Handelshaus verlassen hatte.
    »Es gibt keinen Bergenser, weder lebend noch tot, über den die Wirtin nicht etwas zu sagen wüsste«, hatte der Kaufmann erwidert und lachend ausgespuckt, wobei er beinahe einen Stapel von dem extrafeinen Trockenfisch getroffen hätte.
    Der Kaufmann hatte recht. Die Wirtin des Gasthauses liebte es, über andere zu tratschen.
    Die Geschichte, die sie über den Barbier erzählte, war ihm nicht neu, weshalb er ihr ohne rechtes Interesse zuhörte. Er wollte nur wissen, wo der alte Meister wohnte. Zwischen all den lächerlichen Gerüchten, Halbwahrheiten und Übertreibungen gab die Wirtin aber genug preis, damit er am nächsten Morgen seinen Weg fand, um das zu erledigen, was er in dieser Stadt tun wollte. Es musste am Morgen geschehen.Aber nicht zu früh. Es war wichtig, dass die Zeitspanne bis zur Abfahrt des Bootes nicht zu groß war.
    Er lag in dem Zimmer, das er gemietet hatte, und ließ einen Rosenkranz durch seine Finger gleiten, während er über die sieben Freuden Marias meditierte und »Vater unser« murmelte, »Gegrüßet seist du, Maria« und »Ehre sei Gott«. Die Wirtschaft war ein zugiges Holzhaus. Die Herbstnächte in Bergen waren kalt, und der Nachtfrost zog durch alle Ritzen. Er würde in dieser Nacht kein Auge zutun.
    Noch vor dem ersten Hahnenschrei stand er draußen in den Gassen der Stadt. Der Raureif hatte sich weiß auf die Torfdächer gelegt, und die Pfützen, die sich nach dem Regen des Vortages gebildet hatten, lagen unter einer dünnen Eisschicht. Er schlug den Umhang eng um sich und ging den Weg, den ihm die Wirtin am Abend zuvor gewiesen hatte.
    Als er sein Ziel erreicht hatte und die Tür des dunklen Raumes öffnete, in dem der Barbier seine Kunden bediente, war der allseits bekannte Handwerker bereits wach und schliff seine Messer. Es war früh. Noch war niemand gekommen, um sich die Haare schneiden zu lassen, ein Glas Bier zu trinken oder einfach nur ein Schwätzchen zu halten, wie es Menschen an Orten wie diesem gerne taten. Der Mönch trat einen Schritt in den Raum hinein, setzte die Kapuze aber nicht ab.
    »Ich fürchte, du hast dich
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