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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police
Autoren: Martin Walker
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und Secondhandklamotten. Da waren zum Beispiel zwei pechschwarze Senegalesen mit ihrem Angebot aus bunten Kittelhemden, Ledergürteln und Taschen gleich neben einem ansässigen Töpferehepaar mit seiner Keramik. An einem Stand gab es Brot aus biologisch angebautem Getreide, und mehrere einheimische Winzer verkauften ihren Bergerac und den süßen Dessertwein
Monbazillac,
den der himmlische Vater in seiner unendlichen Güte als idealen Begleiter für
foie gras
geschaffen hatte. Da waren ein Scherenschleifer und Kesselflicker, Diem, der Vietnamese mit seinen Nems, und Jules, der mit Nüssen und Oliven handelte, während seine Frau in einer riesigen Pfanne Paella kochte. Wer Obst und Gemüse, Kräuter und Tomatensetzlinge verkaufte, blieb von den Männern aus Brüssel - noch - verschont.
    Aber all diejenigen, die Käse oder
pâté
aus eigener Produktion zum Kauf anboten oder Geflügel, das im Hinterhof mit dem Beil auf einem alten Hauklotz geköpft worden war anstatt in einem weiß gefliesten Schlachthaus von Männern in weißen Kitteln und mit Haarnetzen - sie alle musste Bruno rechtzeitig warnen. Er half dann den älteren Frauen, ihre Stände abzuräumen, die frisch gerupften Hühner einzusacken und sie im nahe gelegenen Büro von Patricks Fahrschule in Sicherheit zu bringen. Die reicheren Bauern, die sich mobile Kühlschränke leisten konnten, erklärten sich immer spontan bereit, die nicht ganz legal hergestellten Käsespezialitäten von
tante
Marie und
grand-mère
Colette zwischen der eigenen Ware zu verstecken. Auf dem Markt waren alle miteinander verschworen.
    Brunos Handy piepte. »Die Mistkerle sind hier«, sagte Jeanne in einer Stimmlage, die sie wohl für ein Flüstern hielt. »Sie parken vor der Bank. Marie-Louise hat sie auf dem Foto wiedererkannt, das ich Ivan gegeben habe. Sie war da, um ihren
petit café
zu trinken, und hat's gesehen. Sie ist sich sicher, dass sie es sind.«
    »Hat sie auch deren Auto gesehen?«, fragte Bruno.
    »Einen silbernen Renault Laguna, ziemlich neu«, antwortete Jeanne und nannte die Zulassungsnummer. Interessant, dachte Bruno, ein Kennzeichen aus dem Département Corrèze. Anscheinend waren die Herren mit dem Zug nach Brive gefahren und dort, also jenseits der Departementgrenze, in den Wagen umgestiegen. Offenbar wussten sie inzwischen, dass sie es hier im Périgord mit einem gut organisierten Netzwerk aus einheimischen Spionen zu tun hatten. Bruno ging über die Fußgängerzone auf den Platz vor der alten Steinbrücke. Um zum Markt zu gelangen, würden die Inspektoren an ihm vorbeikommen müssen. Er hatte bereits seine Kollegen der benachbarten Marktflecken angerufen und ihnen gesagt, auf welches Auto mit welchem Kennzeichen sie achten mussten. Damit hatte er seine Pflicht erfüllt. Nein, noch nicht ganz. Die Händler waren gewarnt, aber nun galt es, sie vor sich selbst in Schutz zu nehmen.
    Also rief er den alten Jo an, seinen Vorgänger, der vierzig Jahre lang in Saint-Denis Polizist gewesen war und nun seine Zeit damit zubrachte, sich auf den hiesigen Märkten herumzutreiben und bei Gelegenheit Arbeitskleidung und Schürzen in Übergröße aus seinem Lieferwagen an das Landvolk zu verhökern. Vor allem aber ging es ihm darum, mit Sportsfreunden aus seiner Zeit als Rugbyspieler ein Gläschen Rotwein zu trinken. Er trug den kleinen roten Anstecker der
légion d'honneur
am Revers, der ihm schon als jungem Burschen für seine Dienste als Bote der Résistance gegen die Deutschen verliehen worden war. Bruno glaubte, sicher sein zu können, dass Jo von der Reifenstecherei wusste und vielleicht sogar mitgeholfen hatte, die Anschläge zu organisieren. Jo kannte in der näheren Umgebung so gut wie jeden, natürlich auch die meisten jüngeren Rugbyspieler von Saint-Denis, die als die Schrecken der Liga gefürchtet waren.
    »Folgendes, Jo«, sagte Bruno, als sich der Alte wie immer mit einem ruppigen Bellen am Telefon meldete. »Die Inspektoren haben wir im Griff. Der Markt ist sauber, und wir wissen, wer sie sind. Wir brauchen also keine Scherereien, die alles nur schlimmer machen. Verstanden?«
    »Meinst du dieses Auto, das vor der Bank parkt? Den silbernen Laguna?«, fragte Jo mit seiner tiefen, von jahrzehntelangem
Gauloises-
und Weingenuss heiser gewordenen Stimme. »Ich glaube, darum kümmert sich schon jemand. Keine Sorge, mein Kleiner. Die Gestapo findet auch zu Fuß nach Hause zurück. Wie beim letzten Mal.«
    »Jo, mach keinen Ärger«, mahnte Bruno, obwohl er wusste, dass er
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