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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta
Autoren: Donna Leon
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seinem Beruf als auch an seiner Person.
    Der Kellner kam, und Brunetti bestellte einen Campari; Flavia wollte zuerst noch einen Kaffee, entschied sich aber dann auch für Campari. Die Kinder wurden hörbar unruhig, bis Flavia ihnen vorschlug, am Ufer entlang zu Nico zu gehen und sich ein gelato zu holen, eine Idee, die allgemeine Erleichterung hervorrief.
    Als sie gegangen waren, Vivi im Laufschritt, um mit Paolos längeren Schritten mithalten zu können, sagte er: »Sehr nette Kinder.«
    Flavia antwortete nicht, also setzte er hinzu: »Ich wußte nicht, daß du sie mit nach Venedig gebracht hast.«
    »Ja, ich habe so selten Gelegenheit, ein Wochenende mit ihnen zu verbringen, aber am Samstag muß ich nicht in der Matinee singen, da haben wir uns entschlossen herzukommen. Ich singe jetzt in München«, fügte sie hinzu.
    »Ich weiß. Ich habe es in der Zeitung gelesen.«
    Sie blickte übers Wasser zur Redentore-Kirche hinüber. »Ich war noch nie zum Frühlingsanfang hier.«
    »Wo wohnst du?«
    Sie riß den Blick von der Kirche los und sah ihn an. »Bei Brett.«
    »Oh. Ist sie mitgekommen?« fragte er. Er hatte Brett zuletzt im Krankenhaus gesehen, aber dort war sie nur über Nacht geblieben und zwei Tage später mit Flavia nach Mailand gefahren. Er hatte von beiden nichts mehr gehört, bis Flavia ihn gestern angerufen und ihm vorgeschlagen hatte, sich mit ihr auf einen Drink zu treffen. Mit ihr - Singular.
    »Nein, sie ist in Zürich, wo sie einen Vortrag hält.«
    »Wann kommt sie zurück?« fragte er höflich.
    »Nächste Woche ist sie in Rom. Mein Gastspiel in München ist am Donnerstag nächster Woche zu Ende.«
    »Und dann?«
    »London, aber nur zu einem Konzert, und danach China«, sagte sie mit leichtem Vorwurf in der Stimme, weil er das vergessen hatte. »Ich soll doch am Pekinger Konservatorium Meisterkurse geben. Weißt du nicht mehr?«
    »Ihr macht es also? Ihr wollt die Exponate zurückbringen?« fragte er überrascht.
    Sie versuchte erst gar nicht, ihr eigenes Erstaunen zu verbergen. »Natürlich machen wir's. Das heißt, ich.«
    »Aber wie soll das gehen? Wie viele sind es denn?«
    »Drei. Ich werde sieben Koffer mitnehmen und habe dafür gesorgt, daß der Kulturminister mich am Flughafen abholt. Ich glaube nicht, daß sie nach Antiquitäten suchen werden, die ins Land geschmuggelt werden, und wenn die Kurse beendet sind und ich nach Xi'an fahre, kann Brett sie leicht wieder ins Museum schaffen.«
    »Und wenn man sie findet?« fragte er.
    Sie winkte theatralisch ab. »Dann kann ich immer noch sagen, ich hätte sie mitgebracht, um sie dem chinesischen Volk zu schenken, und wolle sie nach Abschluß meiner Kurse als Zeichen der Dankbarkeit für die Einladung überreichen.«
    Das würde sie wirklich machen, und er war überzeugt, daß sie damit durchkäme. Bei dem Gedanken mußte er lachen. »Na, dann viel Glück.«
    »Danke«, antwortete sie in der Gewißheit, dafür kein Glück zu brauchen.
    Ein Weilchen saßen sie da und schwiegen, Brett als unsichtbare Dritte immer mit dabei. Boote tuckerten vorüber; der Kellner brachte ihre Getränke, und sie waren froh über die Ablenkung.
    »Und nach China?« fragte er endlich.
    »Viel Reisen bis Ende des Sommers. Für mich ein weiterer Grund, warum ich das Wochenende mit den Kindern verbringen wollte. Ich muß nach Paris, dann nach Wien und wieder nach London.« Als er dazu schwieg, versuchte sie die Stimmung aufzulockern, indem sie sagte: »In Paris und Wien muß ich sterben: Lucia und Violetta.«
    »Und in London?« erkundigte er sich.
    »Mozart - Donna Anna. Und dann versuche ich mich zum erstenmal an Händel.«
    »Geht Brett mit?« fragte er und nippte an seinem Campari.
    Sie sah wieder zur Kirche hinüber, der Kirche des Redentore. »Sie wird mindestens ein paar Monate in China bleiben.«
    Brunetti trank noch einen Schluck und schaute übers Wasser, wobei er plötzlich wahrnahm, wie das Licht auf der gekräuselten Oberfläche tanzte. Drei kleine Spatzen kamen angeflogen, landeten zu seinen Füßen und hüpften auf der Suche nach Futter umher. Langsam streckte er die Hand aus, brach ein Stückchen von der Brioche ab, die vor Flavia auf einem Teller lag, und warf es ihnen hin. Sie stürzten sich gierig darauf und rissen es auseinander, dann flog jeder zu einem sicheren Plätzchen, um seinen Anteil zu fressen.
    »Ihre Karriere?« fragte er.
    Flavia nickte, dann zuckte sie die Achseln. »Sie nimmt sie leider sehr viel ernster als ...«, begann sie, ließ den Rest
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