Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
allzu langer Zeit wart Ihr noch ein Vertrauter von FitzAlan.«
    »Das ist richtig. Und immer noch steht nichts zwischen uns, außer daß er den einen Weg eingeschlagen hat und ich den anderen.«
    »Man sagt, Fulke Adeneys Tochter sei Euch zur Frau versprochen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich sagen soll: So ist es! oder: So war es!
    Die Zeiten haben viele Pläne zerstört, die früher gemacht worden sind, und das gilt nicht nur für mich. Im Augenblick weiß ich nicht einmal, wo das Mädchen ist, und ob die Abmachung überhaupt noch gilt.«
    »Angeblich sind keine Frauen mehr in der Burg«, sagte der König und sah ihn scharf an. »FitzAlans Familie ist möglicherweise geflohen, vielleicht hat sie das Land jetzt schon verlassen. Von Adeneys Tochter aber heißt es, sie verstecke sich in der Stadt. Es wäre mir nicht unangenehm«, sagte er mit leisem Nachdruck, »eine so wertvolle Dame in sicherem Gewahrsam zu haben – für den Fall, daß sogar ich meine Pläne ändern muß. Da Ihr ein Parteigänger ihres Vaters wart, werdet Ihr wohl wissen, wo sie Unterschlupf gefunden haben könnte. Wenn der Weg frei ist, solltet Ihr am ehesten in der Lage sein, sie zu finden.«
    Mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck sah ihn der junge Mann an. Aus seinen schlauen schwarzen Augen sprach nur Verständnis, nicht mehr, weder Zustimmung noch Ablehnung, und auch kein Eingeständnis des Wissens, daß die Gunst des Königs von der Erfüllung dieser Aufgabe abhing. Mit ausdruckslosem Gesicht und unverbindlicher Stimme sagte er:
    »Das war auch meine Absicht, Euer Gnaden. Sie zu finden, hatte ich schon vor, als ich aus Maesbury aufbrach.«
    »Gut«, sagte Stephen zufrieden. »Obwohl wir im Augenblick keine bestimmte Aufgabe für Euch haben, mögt Ihr Euch bis zum Fall der Stadt zur Verfügung halten. Wo werdet Ihr zu finden sein, wenn ich Euch brauche?«
    »Wenn dort Platz ist«, sagte Beringar, »werde ich im Gästehaus des Klosters wohnen.«
    Während des Vespergottesdienstes stand Godric bei den Jüngsten der Klosterschüler und Novizen in der Nähe der Laien, die außerhalb der Stadt auf dieser Seite des Flusses lebten und diesen Zufluchtsort noch aufsuchen konnten. Er sieht richtig klein und verloren aus, dachte Bruder Cadfael, als er sich nach dem Jungen umsah, und sein Gesicht, das im Herbarium noch recht unbekümmert und fast frech wirkte, hatte hier in der Kirche einen sehr feierlichen Ausdruck angenommen. Die Nacht brach herein, seine erste Nacht innerhalb dieser Mauern. Aber jemand hatte sein Geschick in die Hand genommen, und zwar besser, als er selbst wohl annahm, und der Prüfung, auf die er sich vorbereitete, brauchte er sich, wenn alles klappte, nicht zu stellen – jedenfalls nicht heute nacht. Bruder Paul, der Novizenmeister, hatte genug andere Jungen zu beaufsichtigen und war froh, wenn ihm die Verantwortung für einen abgenommen wurde.
    Cadfael nahm sich seines Schützlings nach dem Abendessen wieder an, bei dem Godric, wie er befriedigt feststellte, tüchtig zulangte. Offenbar war der Junge entschlossen, den Ängsten und Schwierigkeiten, denen er sich gegenübersah, zu widerstehen, und war vernünftig genug, sich durch die Stärkung des Fleisches gegen die Anfechtungen des Geistes zu wappnen. Noch beruhigender war der erleichterte Blick, den er Cadfael zuwarf, als dieser ihn beim Verlassen des Refektoriums die Hand auf die Schulter legte.
    „Komm, bis zum Komplet haben wir frei, und in den Gärten ist es kühl. Wir brauchen nicht hier drinnen zu bleiben, wenn du nicht willst.«
    Godric wollte nicht, er war froh, in den Sommerabend hinauszukommen. Langsam gingen sie auf die Fischteiche und das Herbarium zu. Der Junge lief an Cadfaels Seite und pfiff vor sich hin, brach dann aber plötzlich ab.
    »Ihr sagtet, der Novizenmeister werde sich nach dem Abendessen meiner annehmen. Darf ich denn wirklich so einfach mit Euch gehen?«
    »Es ist alles geregelt, mein Kind, keine Sorge. Ich habe mit Bruder Paul gesprochen, wir haben sein Einverständnis. Du bist mein Gehilfe, und ich bin verantwortlich für dich.« Sie hatten den umzäunten Garten betreten und waren plötzlich von sonnendurchwärmten Gerüchen umgeben: Rosmarin, Thymian, Fenchel, Dill, Salbei, Lavendel – eine Welt geheimnisvoller Düfte. Selbst in der Kühle des Abends konnte man die mit dem Aroma der Pflanzen angereicherte Hitze des Tages ahnen.
    Über ihnen schossen Mauersegler zirpend durch die Luft.
    Sie waren bei dem hölzernen Schuppen angelangt, dessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher