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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Autoren: Dale Brown
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immer nicht trauen wollte.
    »Keine Eile, Mr. Chief Justice«, sagte Thorn. »Wir haben reichlich Zeit.«
    »Aber die Fahrt zum Kapitol dauert mindestens zehn Minuten, selbst mit einer Polizeieskorte, und dann brauchen Sie noch mal fünf Minuten, um …«
    »Wir fahren nicht zum Kapitol«, sagte Thorn. Von SecretService-Agenten begleitet, die ihnen den Weg bahnten, verließen seine Familie und die Busicks bereits die Suite. Sie gingen am Aufzug vorbei und waren zu der prächtigen alten Treppe unterwegs.
    »Sie … Sie fahren nicht zum Kapitol?«, fragte Thompson entsetzt. Er musste sich beeilen, um mit der Familie Schritt zu halten.
    »Die dortige Zeremonie findet zu Ehren von Präsident Martindale und Vizepräsidentin Whiting statt, Euer Ehren«, sagte Thorn. »Das Volk hat mich gewählt, damit ich für Amerika arbeite, aber nicht, damit ich Reden halte oder mich feiern lasse.«
    »Aber … aber der Kongress, die geladenen Gäste, hunderttausende von Bürgern aus dem ganzen Land … sie alle warten am Kapitol auf Sie. Was werden die vielen Leute sagen, wenn Sie nicht kommen?«
    »Das Gleiche, als wenn ich gekommen wäre – vielleicht reagieren sie sogar freundlicher, weil sie keine Rede zur Amtseinführung zerpflücken können«, sagte Thorn. »Lassen Sie das meine Sorge sein, Euer Ehren.«
    »Sie wollen keine Rede zur Amtseinführung halten?« , rief Thompson schockiert aus. »Das ist natürlich nur ein Scherz.« Aber er wusste, dass das keiner war.
    »Ich habe zu arbeiten. Ich muss mein Kabinett bestätigen lassen, mehrere Dutzend Bundesrichter ernennen und eine Regierung leiten. Ich habe den Wählern versprochen, sofort mit der Arbeit zu beginnen, und genau das habe ich vor.«
    Die Familien Thorn und Busick gingen die Treppe hinunter, durchquerten die prunkvolle Halle des Blair House und marschierten über die Pennsylvania Avenue, an den Absperrungen der District of Columbia Police vorbei und zum Sicherheitstor des Weißen Hauses. Auf der nur für Fußgänger freigegebenen Avenue waren nicht viele Passanten und Touristen unterwegs, weil die meisten Leute am Straßenrand auf den Festzug warteten. Trotzdem waren die beiden Familien sofort von einer kleinen Menge umgeben. Thomas Thorn schüttelte ein paar Hände, ließ sich aber nicht lange aufhalten und ging mit seinem Vizepräsidenten zu dem streng bewachten Tor weiter.
    Obwohl die Secret-Service-Agenten die Familien über Funk angemeldet hatten, wurden sie von aufgebrachten und verwirrten Beamten der Park Police angehalten. »Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte einer der Wachposten am Tor.
    »Melde mich zum Dienst«, sagte Thorn selbstbewusst. »Aufmachen!«
    »Was?« , rief der Uniformierte. »Wer zum Teufel sind Sie überhaupt? Verschwinden Sie, bevor ich …« Dann verstummte er, als ihm dämmerte, wen er vor sich hatte.
    Der Gerichtspräsident trat vor.
    »Ich bin Joseph Thompson, Präsident des Obersten Bundesgerichtshofs der Vereinigten Staaten. Ich habe diesen beiden Gentlemen soeben den Amtseid abgenommen. Gouverneur Thorn und Senator Busick …« Thompson sah auf seine Armbanduhr. Es war inzwischen 12.02 Uhr. »… ich meine, Präsident und Vizepräsident der Vereinigten Staaten wünschen Zutritt zum Weißen Haus, um die Arbeit aufnehmen zu können.«
    Unterdessen traten die zum Personenschutz von Präsident und Vizepräsident eingesetzten Agenten in Aktion, drängten die Menge zurück, bahnten der Gruppe einen Weg und wiesen sich gegenüber der verblüfften Park Police und ihren uniformierten Kollegen vom Secret Service aus. Der Wachposten wollte seinen Augen kaum trauen, aber er betätigte trotzdem den Schalter, der das Tor elektrisch öffnete, und ließ den neuen US-Präsidenten, seinen Vizepräsidenten und ihre Familien aufs Gelände ihres zukünftigen Heims.
    »Mr. President, wollen Sie das wirklich tun?«, fragte Chief Justice Thompson in drängendem Tonfall. »Das wäre … etwas völlig Neues.«
    »In der Verfassung steht nichts, das mich dazu verpflichtet, mich feierlich ins Amt einführen zu lassen, eine Rede zu halten, durch die Straßen von Washington zu ziehen oder mich oder meine Familie zur Schau zu stellen«, sagte Thorn. Der Gerichtspräsident überflog in Gedanken rasch den Text der US-Verfassung, deren oberster Hüter er war, und erkannte, dass Thorn Recht hatte: Es gab kein Verfassungsgebot oder Bundesgesetz, das irgendeine Art Zeremonie vorschrieb.
    »Unsere Amtseinführung ist keine Siegesfeier, Mr. Chief Justice«, fuhr Thorn
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