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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Autoren: Dale Brown
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Gerichtspräsidenten die Hand hin, als dieser eintrat. »Freut mich, Sie mal wieder zu sehen, Chief Justice Thompson«, sagte er. »Sie sind wegen der Präliminarien hier, nicht wahr?«
    »Ja, Gouverneur«, sagte der Gerichtspräsident leicht ungeduldig. »Wir haben’s etwas eilig, deshalb sollten wir …«
    »Ja, ich weiß, ich weiß. Der Zeitplan ist unerbittlich«, sagte der zukünftige Präsident mit entwaffnendem Lächeln. Der Raum war überfüllt, aber alle benahmen sich absolut gesittet, ohne aufgeregt oder nervös zu wirken. Der zukünftige Präsident hatte fünf Kinder, keines über acht Jahre alt, von denen jedoch außer einem gelegentlichen Flüstern nichts zu hören war, sodass alle fanden, sie seien die am besten erzogenen Kinder der Welt. »Keine Sorge, wir sind bereit.«
    Thomas Nathaniel Thorn, der erfolgreiche Außenseiter, war zuvor Gouverneur von Vermont gewesen. Groß, jungenhaft, gut aussehend, sein lockiges Haar etwas dünner, aber noch immer blond – Thorn war erst Mitte vierzig –, mit lebhaften blauen Augen und ungezwungenem Lächeln, sah er nicht unbedingt wie der Shooting-Star der politischen Szene Amerikas aus. Als Gründer und Vorsitzender der Jeffersonian Party war Thorn seit Abraham Lincoln und seiner damals neuen Republican Party als erster Kandidat einer alternativen Partei zum Präsidenten gewählt worden.
    Der zukünftige Vizepräsident Lester Rawlins Busick, zuvor sechsmal zum Senator von Florida gewählt, seine Frau Martha und ihre beiden erwachsenen Kinder waren ebenfalls anwesend. Busick, ein ehemaliger »Reagan-Demokrat« aus dem Süden – fiskalisch konservativ, aber sozial liberal – war ein in Washington sehr angesehener alter Politprofi. Aber er war in verschiedenen Dingen anderer Ansicht als seine Partei und hatte bald erkannt, dass die aufstrebende neue Jeffersonian Party ihm ein besseres Forum für seine Überzeugungen bieten konnte, als wenn er nur als weiterer Veteran im Senat gegen den politischen Hurrikan anschrie. Trotz seines glänzenden Rufs und seiner körperlich eindrucksvollen Präsenz war er in der übervollen Hotelsuite praktisch unsichtbar.
    Die Tür wurde geschlossen, und die Zuschauer drängten heran, während ein Mitarbeiter Thorns diskret fotografierte. Der Gerichtspräsident schüttelte jedermann die Hand, dann sagte er in deutlich drängendem Tonfall: »Wie Sie wissen, Gouverneur Thorn, schreibt der zwölfte Zusatz der Verfassung der Vereinigten Staaten den genauen Zeitpunkt vor, an dem Sie Ihr Amt antreten, nämlich heute um eine Sekunde nach zwölf Uhr. Artikel zwei, Abschnitt eins der Verfassung verlangt zugleich, dass Sie den Amtseid leisten, bevor Sie Ihre Aufgaben als Präsident der Vereinigten Staaten wahrnehmen.
    Da bei der heutigen großen Zeremonie alles Mögliche schief gehen kann, ist es üblich, den Amtseid vor der öffentlichen Vereidigung abzunehmen, damit Sie in dem Augenblick, in dem Ihre Amtszeit offiziell beginnt, auf jeden Fall schon vereidigt sind, was verfassungsrechtliche Probleme vermeidet. Ich bin sicher, dass Sie nichts dagegen haben werden, den Amtseid zweimal zu leisten.« Thorn lächelte nur sein friedliches, zuversichtliches halbes Lächeln, das ihm zum Sieg über den Amtsinhaber, Präsident Kevin Martindale von den Republikanern, und einen prominenten Mitbewerber von den Demokraten verholfen hatte. »Ausgezeichnet. Wie ich sehe, haben Sie die Bibel mitgebracht, Mrs. Thorn. Dann können wir also anfangen.«
    Amelia Thorn hielt eine alte Bibel, die aus Präsident Jeffersons Familie stammte, in die Richtung, aus der seine Stimme kam. Amelia Thorn war seit dem neunten Lebensjahr blind, nachdem sie als Kind zuckerkrank gewesen war, aber sie hatte ihr Leben mit Energie und Durchhaltewillen gemeistert: Die Mutter von fünf Kindern war als glänzende Juristin Richterin am Obersten Gericht des Bundesstaats New Hampshire gewesen, bevor sie dieses Amt niedergelegt hatte, um im Wahlkampfteam ihres Mannes mitzuarbeiten. »Legen Sie bitte die linke Hand auf die Bibel, Gouverneur Thorn, heben Sie die rechte Hand und sprechen Sie mir nach: ›Ich, Thomas Nathaniel Thorn, schwöre feierlich …‹« Thorn sprach seinen Amtseid fehlerlos, leidenschaftlich, und sah dabei seine Frau an, die seinen Blick erwiderte, indem sie dorthin blickte, woher seine Stimme kam. Diese Zeremonie wurde mit Lester Busick wiederholt, dessen Frau Martha in der alten Bibel, die sie in den Händen hielt, eine Passage aus dem Buch Jesaja aufgeschlagen
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