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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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aufzublicken. Sam schaute von dem Klavierspieler zu dem alten Mann und wieder zurück. Er versuchte herauszufinden, woran Mapp gemerkt haben konnte, dass der alte Mann auf sein Spiel reagiert hatte, während er doch mit dem Rücken zur Bar saß.
    «Mir gefällt das Lied, das ist alles», sagte Tom langsam. «Ich wusste gar nicht, dass es außer mir noch jemand kennt.»
    «Haben Sie es geschrieben?», fragte Walter Mapp beiläufig.
    «Nee», antwortete Tom. «Hab’s vor gar nicht allzu langer Zeit irgendwo aufgeschnappt.»
    «Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass irgendjemand es geschrieben haben muss?»
    «Wollen Sie damit sagen, dass es von Ihnen ist?»
    «Nee. Hab’s ebenfalls aufgeschnappt, vor einer halben Ewigkeit. Aber ich denke mir, irgendjemand hat’s wohl geschrieben, und ich habe mich schon immer gefragt, ob ich nicht irgendwann mal jemandem begegne, der es auch schon mal gehört hat.»
    «Nun, jetzt ist es so weit.»
    Walter Mapp spähte über die Schulter nach hinten. Seine Augen unter der Hutkrempe strahlten hell. «Spielen Sie?»
    Tom nickte zu seiner Gitarre. «Jo.»
    Mapp betrachtete ihn abschätzend. Der Moment dehnte sich aus und drohte ungemütlich zu werden. Dann nickte der Klavierspieler einmal knapp und widmete sich wieder seinen Tasten. «Wir sollten gelegentlich mal zusammen spielen, was meinen Sie?»
    Tom lächelte und seine Zähne blitzten auf. «Hab nichts dagegen», sagte er. «Tom Guyot.»
    «Walter Mapp.» Der Klavierspieler und der alte Mann schüttelten sich die Hände, und was immer die Ungemütlichkeit herbeigerufen hatte, ging vorbei, und zurück blieb ein Gefühl der Kameradschaft.
    Matty richtete sich auf und tat so, als habe er gerade nicht gelauscht. «Was darf’s sein, Sir?»
    «Ein Whiskey mit Chinin wäre mir recht.»
    «Dann ist heute Ihr Glückstag, Sir!»
    Während Matty den Drink einschenkte, setzte sich Sam neben Tom auf einen Barhocker. «Sie sagten doch, Sie wollten sich hier mit jemandem treffen.»
    «Das stimmt.» Tom nahm seinen Whiskey Tonic von dem Barkeeper entgegen. «Mit Eis! Das ist aber mächtig nett von Ihnen.» Er nippte und schloss die Augen. «Das schmeckt heute viel besser als früher.»
    «Als wann?» Sam merkte, dass der Barkeeper ihm einen bösen Blick zuwarf. «Was denn?» Matty streckte den Arm aus und schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Stirn. « Was denn? »
    Tom lachte. «Schon gut. Das macht mir nichts aus. Im Krieg, Sam. Wir nahmen Chinin als Medizin ein. Mit dem Whiskey ging’s ein bisschen leichter, und ein paar von uns sind auf den Geschmack gekommen und trinken das Zeug immer noch.»
    «Sie haben gekämpft?» Sam konnte den Unglauben nicht aus seiner Stimme verbannen. Tom war uralt. Auch vor zwölf Jahren war er bestimmt der älteste Mann auf dem gesamten Schlachtfeld gewesen.
    «Das ist richtig. Ich war Bursche bei einem Offizier, bis man mir die Erlaubnis gab, mich bei den United States Colored Troops einzuschreiben. Aber da hatte ich schon meinen Anteil am Kämpfen hinter mir. Ich war in Shiloh, zusammen mit dem Gentleman, den ich hier treffen will, dann in Resaca. Alles, bevor ich überhaupt offiziell Soldat wurde.»
    Sam wusste nicht viel über den Bürgerkrieg, aber die Schlacht von Shiloh war ihm ein vager Begriff, was bedeutete, dass es eine von den blutigen gewesen war.
    «Um deine Frage zu beantworten: Ja, ich will mich hier mit jemandem treffen, wenn er denn überhaupt auftaucht.» Tom nippte wieder an seinem Glas. «Der Mann nennt sich Ambrose. Kommt aus Kalifornien, wenn ich mich recht erinnere.»
    «Was», ließ sich eine scharfe Stimme von der Tür vernehmen, «eine ganz ordentliche Reise ist. Angesichts dessen darf man doch wohl erwarten, dass einem eine Verspätung von fünfzehn Minuten nicht krumm genommen wird.»
    Walter Mapp spielte auf seinem Klavier einen kleinen Tusch, während der Neuankömmling, ein blonder Mann in den Dreißigern, zwei Reisekoffer zu Boden plumpsen ließ und zur Bar eilte, wo er Tom umarmte. «Du», sagte er und hielt den alten Mann eine Armeslänge von sich entfernt, «hast dich kein bisschen verändert.»
    «Das stimmt nicht», grinste Tom. «Aber wenn man in meinem Alter ist, können die Leute nicht mehr abschätzen, wie alt man wirklich ist.»
    «Aber es ist eine Ewigkeit her!», rief Ambrose mit leichter Überraschung in der Stimme. «Versteh mich nicht falsch, Tom, aber ich wollte nicht glauben, dass du überhaupt noch am Leben bist.»
    Mapps Tusch ging nahtlos in die Melodie
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