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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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gewesen, dass sie ungebetenen Besuch bekommen hätten.
    Es gab noch ein zweites Zimmer. Dort schlief Liz zusammen mit ihrer Mutter. Sie öffnete die Tür und schaute in einen Raum, der kein Fenster besaß. Hier war es noch stickiger. Ihr Bett stand der Tür gegenüber. Eine schmale Liege, die andere Leute längst weggeworfen hätten. Auch die Unterlage war mehr als hart. Über den zerfetzten Schaumstoff war ein ebenso zerfetzter Stoff gezogen worden, der vor Schmutz starrte. Liz nahm sich vor, ihn zu waschen.
    Das Becken befand sich im anderen Raum. Sie hatte das schmutzige Metallgeschirr gesehen, das sich dort häufte.
    Nichts Persönliches stand in dem Schlafraum. Liz hatte mal ein Bild von sich aufgestellt. Irgend jemand, dem dies nicht passte, hatte es zerrissen. Nur die alte Lampe mit dem zersplitterten Glasschirm stand noch neben dem Bett auf dem Fußboden.
    Liz schaltete die Lampe erst ein, bevor sie die Tür schloss. Viel Licht gab das total verstaubte Ding auch nicht ab. Es reichte aber aus, um sich im Raum orientieren zu können.
    Welch ein Unterschied!
    Auf der einen Seite die glitzernde Welt des Theaters, und hier der absolute Slum. Tiefer ging es nicht mehr. Das konnte man mit der South Bronx gleichsetzen.
    Liz fiel auf das Bett. Es gab unter ihr nach, brach aber nicht zusammen. Wieder ballte sie eine Hand. »Ich schaffe es,« flüsterte sie. »Verdammt, ich schaffe es. Ich komme aus diesem Loch hier raus. Ich muss einfach weg!«
    Beim letzten Wort hüstelte sie. Ihre Kehle war einfach trocken, regelrecht ausgedorrt, aber sie konnte nichts trinken. Das Wasser, das hier aus der Leitung rann, war alt, verseucht, schmeckte schal und auch nach Metall. Ein Kühlschrank stand nicht in der Küche. Wer Durst hatte, der musste sich eben etwas zu trinken holen. So war das eben. Für einen Moment kniff sie die Augen zusammen und gab sich ihren Erinnerungen hin. Sie sah sich wieder auf der Bühne, angefeuert von den peitschenden Befehlen des Chef-Choreographen, und sie spürte förmlich die Schweißtropfen der anderen Tänzer, die durch deren heftige Bewegungen in ihr Gesicht klatschten.
    Das war harte Arbeit und Dauerstress, aber der Erfolg würde ihr recht geben. Nur darauf kam es an.
    Als sie die Augen öffnete, war das Bild verschwunden. Statt dessen starrte sie in die dumpfe Dunkelheit des viel zu kleinen Raumes, und wenn sie atmete, glaubte sie, die verbrauchte Luft auf der Zunge zu schmecken. Ihre Augen brannten, auf dem Gesicht lag der Schweiß, und sie hielt es einfach nicht aus.
    Sehr langsam ging sie in die Küche und trat an das Waschbecken, in dem das Geschirr stand. Der Kran war angerostet. Sie hörte die Geräusche innerhalb des Hauses. Musik, auch Schreie, dazwischen Schimpfen, mal ein Lachen. Wenn es ertönte, klang es nicht freudig, eher hässlich und schadenfroh.
    Das Mädchen drehte den Kran ganz auf, trotzdem lief nur ein Rinnsal auf das schmutzige Geschirr im Waschbecken. Liz hielt die zu einem Trichter geformten Hände unter das Wasser und schleuderte es in ihr schweißnasses Gesicht. Es kühlte kaum. Und schmutzig war es auch. Dieses Zeug war einfach ungesund. Zum Glück, in einer Woche würde sie besseres Wasser trinken können.
    Ebenso müde, wie sie den Raum betreten hatte, verließ sie ihn auch wieder. Liz zog sich nicht aus. Es war gefährlich. Die Nacht besaß tausend Augen und noch mehr Gefahren.
    So legte sie sich angezogen auf den Rücken und starrte mit offenen Augen gegen die Decke. Das Licht ließ sie brennen. Die trübe Lampe war für sie so etwas wie eine Hoffnung innerhalb einer Zeit, die von Hetze, Gewalt und manchmal auch Tod gezeichnet war. Bis zur Decke reichte der Lampenschein nicht. Er malte einen zerfasernden Fleck auf den Boden, der auch einen Bettpfosten berührte, ansonsten aber verlief.
    Liz blieb liegen.
    In ihrem Magen spürte sie den Druck. Er war einfach da und ließ sich auch durch heftiges Schlucken nicht mehr wegbekommen. Das gleiche galt für den Schweiß. Erst nach einer Dusche würde er verschwinden. Die wollte sie vor der Probe nehmen.
    Obwohl Liz durchtrainiert war, merkte sie doch, was sie an diesem Tag alles getan hatte. Ihre Glieder waren müde geworden, und diese Müdigkeit breitete sich aus.
    Die Müdigkeit kam wie von selbst. Ohne dass Liz es gewollt hätte, fielen ihr die Augen zu…
    Es wurde ein unruhiger Schlaf! Von Träumen begleitet, die Angst machen konnten. Das schlafende Mädchen sah nachtdunkle Schatten, die sich über sie legten, und sie
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