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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition)
Autoren: Zoë Beck
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Sarkasmus bei dieser Frau elend verhungerte. »Natürlich habe ich es versucht. Oder wir . Wir haben gerufen, sie soll da wieder runterkommen.«
    »Hat sie noch etwas gesagt?«
    »Sie meinen, ob sie eine Abschiedsrede gehalten hat?«
    »Ms. Vine, ich weiß, die emotionale Anspannung ist sehr groß, aber könnten Sie sachlich bleiben?« Die Polizistin klang nicht mal gereizt, nur müde.
    Em entschuldigte sich bei ihr.
    »Ich hatte den Eindruck, dass sie uns gar nicht bemerkt. Sie hat sich nicht nach uns umgedreht und auch nicht gezögert. Sie ist einfach gesprungen. Wir waren zu spät.«
    Die Polizistin sah sie nicht an, sie machte sich nur Notizen. Beim Schreiben bewegte sie die Lippen, wie um sich die Wörter vorzusagen. Den Stift umklammerte sie wie einen Meißel. Die Buchstaben, die sie in ihren Block gravierte, waren groß und rund. Ihre Fingernägel waren sehr kurz und wirkten abgekaut.
    »Warum müssen wir hierbleiben?«, fragte Jono.
    »Weil wir die Möglichkeit eines Terroranschlags nicht ausschließen können«, sagte die Polizistin.
    »Und wir sind hier, weil wir geschützt werden sollen, oder weil man uns verdächtigt?«
    Jetzt sah die Polizistin von ihrem Block auf, Jono direkt in die Augen, und sie schien sich zu fragen, warum jemand, der vorhin noch so schwach und verletzlich gewirkt hatte, mit einem Mal so nerven konnte. »Sie sind zu Ihrer eigenen Sicherheit hier, und weil wir ausschließen wollen, dass Sie etwas mit dem Anschlag zu tun haben«, antwortete sie. Ausweichend.
    »Aber es waren doch nur Rauchpatronen«, sagte Em. »Ein Terroranschlag mit Rauchpatronen, glauben Sie das wirklich?«
    Die Polizistin straffte die Schultern und stellte sich etwas breitbeiniger hin.
    Unbewusste Vorgänge. Wie viel sie über uns verraten, dachte Em.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das konnte man riechen. Und sehen. Ich arbeite dauernd mit dem Zeug. Nebelmaschinen. Pyrotechnik.«
    »Trotzdem war es ein Anschlag. Können Sie bestätigen, dass vor dem Unfall der Strom …«
    »Vor dem was ?«, unterbrach Em.
    »Vor dem Vorfall«, verbesserte sich die Polizistin. »Dass vorher schon ungewöhnliche Dinge passiert sind?«
    Jono sagte: »Klar, der Strom war ausgefallen, und eine Frau steckte im Fahrstuhl fest. Und das Internet, also, der Server war nicht erreichbar. Und, na ja, die Klimaanlage, und hat nicht jemand erzählt, dass auf dem Klo sogar das Wasser abgestellt war?«
    »Das Wasser war abgestellt?«, fragte Em.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht auch nicht.« Jono klang unsicher.
    »Wann fing das alles an?«, fragte die Polizistin.
    Er überlegte. »Eine Viertelstunde, zwanzig Minuten vorher?«
    »Die Notausgänge waren blockiert«, sagte Em.
    »Wie kann so was überhaupt passieren?« Jono machte eine ausladende Geste. Der Tee schwappte aus seinem Becher. Ein paar Spritzer landeten auf dem Notizblock der Polizistin. Sie sah Jono nicht an, als sie mit dem Ärmel ihrer Uniform die Flüssigkeit abtupfte. »Ich meine, die Aufzüge, okay, die brauchen Strom, aber die Türen?«
    »Das Gebäude hat offenbar einen Schließmechanismus, der die feuerfesten Türen zum Treppenhaus hin zentral verriegelt.«
    »Damit man, wenn es brennt, nicht abhauen kann?«, fragte Jono, und diesmal schwappte der Rest des Tees auf die Schuhe der Frau.
    »Damit das Feuer auf der Etage eingedämmt und der Fluchtweg über die Treppe nicht abgeschnitten wird«, sagte die Polizistin und sah dabei auf ihre nassen Schuhspitzen. »Es gibt ja noch die Nottreppe.«
    »Zu der die Tür aber auch verschlossen war«, sagte Em. »War das auf allen Etagen so? Und der Rauch, war der auch überall?«
    Die Polizistin nickte. »Überall dasselbe. Das mit den Notausgängen muss noch untersucht werden.«
    »Überall? Wie viele Rauchpatronen waren das denn? Ich meine …«
    »Ich glaube, das war jetzt erst mal alles«, schnitt ihr die Polizistin das Wort ab. Sie nickte den beiden knapp zu und ging weiter.
    »Wie will sie hier den Überblick behalten?«, fragte Jono.
    »Oder die anderen?« Em deutete auf die Uniformierten, die sich nach und nach mit ihren Notizblöcken durch die Menge frästen. Vor dem Gebäude langweilte sich schon seit Stunden die Presse, und Em fragte sich, was wohl gerade in dem geräumten Bürotower geschah. Sehr weiträumig war nicht abgesperrt worden, eine Bombe befürchtete man also nicht.
    Mitten in London, und keiner hatte Angst vor einer Bombe. Es gab immer wieder etwas, das einen staunen ließ.
    Wieder zog sie ihr Telefon hervor, wieder sah
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