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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem
Autoren: Stephen King
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Reihe nach die Gegend verließen, um nie mehr zurückzukehren.
    Doch vor etwa einem Jahr geschah etwas in Salem's Lot, das ungewöhnlich war. Leute begannen zu verschwinden. Die meisten von ihnen verschwanden natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Der Gendarm Parkins Gillespie zum Beispiel lebt bei seiner Schwester in Kittery. Charles James, der Besitzer der Tankstelle, hat jetzt eine Werkstatt in Cumberland. Pauline Dickens ist nach Los Angeles übersiedelt, und Rhoda Curless arbeitet auf einer Missionsstation in Portland. Diese Liste ließe sich noch lange weiterführen.
    Das Rätselhafte an allen diesen fortgezogenen Leuten ist ihre Abneigung - oder ihre Unfähigkeit - über Salem's Lot und über das, was sich dort ereignet hat, zu sprechen. Parkins Gillespie sah den Schreiber dieser Zeilen bloß an, zog eine Zigarette hervor und sagte: »Ich beschloß einfach, fortzugehen.« Charles James behauptet, sein Geschäft sei zugrundegegangen, als immer mehr Menschen fortzogen; Pauline Dickens, die als Kellnerin in einem Cafe gearbeitet hatte, ließ die schriftliche Anfrage des Reporters unbeantwortet. Und Miss Curless weigert sich, von Salem's Lot zu sprechen.
    Manches läßt sich mit ein wenig Phantasie und einigen Nachforschungen erklären. Lawrence Crockett zum Beispiel, ein Grundstücksmakler, der mit Frau und Tochter verschwand, hatte sich in eine Anzahl dubioser Geschäfte und Grundstücks-spekulationen eingelassen. Die Royce McDougalls hatten zu Anfang des Jahres ihren kleinen Sohn verloren, und vermutlich hielt sie nicht mehr viel in dieser Stadt.
    Trotzdem bleiben einige Fragen offen. Henry Petrie, seine Frau und sein Sohn sind verschwunden, und Mr. Petrie, Angestellter einer Versicherungsgesellschaft, war vermutlich nicht einer jener Menschen, die oft ihren Wohnsitz wechseln. Der Leichenbestatter, die Bibliothekarin, die Friseuse – sie alle ge-hören zu jenen, die nicht mehr da sind. Die Länge der Liste ist beunruhigend.
    In den Orten der Umgebung hat das Geflüster, das eines Tages zur Legende wird, bereits begonnen. Man sagt, Salem's Lot werde von Geistern heimgesucht. Manchmal sollen bunte Lichter gesehen worden sein, die über der Starkstromleitung tanzten, und wenn man die Vermutung ausspricht, die Bewohner von Salem's Lot seien wohl von UFOs entführt worden, findet das niemand komisch. Man flüstert auch von einer Gruppe junger Leute, die schwarze Messen zelebriert und damit vielleicht den Zorn Gottes auf die Stadt gelenkt hätten. Andere erinnern sich an die jungen Männer, die in Houston »verschwanden« und drei Jahre später in grausigen Massengräbern gefunden wurden.
    Ein Besuch von Salem's Lot läßt die vielen Gerüchte begreiflich erscheinen. Nicht ein einziges Geschäft ist offen. Als letztes schloß Spencers Apotheke. Das Eisenwarengeschäft, Barlow und Strakers Möbelladen, das Excellent-Cafe und sogar die Stadtverwaltung - alle sind sie mit Brettern verschlagen. Die neue Volksschule ist leer. Es gibt keine Kinder in Salem's Lot.
    Nur verlassene Läden und Geschäfte, leere Häuser, überwucherte Rasen, unbenutzte Straßen.
    Andere Personen, welche die Polizei gern finden oder von denen sie wenigstens etwas hören möchte, sind unter anderen Pater Donald Callahan, der Priester von St. Andrew; Mabel Werts, eine Witwe, die in der Kirchengemeinde eine prominen-te Stellung einnahm; Eva Miller, die eine kleine Pension führte ...
    Zwei Monate nach dem Zeitungsartikel wurde der Junge in die Kirche aufgenommen. Er ging zur ersten Beichte – und beichtete alles.
    Der Dorfpfarrer war ein alter Mann mit weißem Haar. Ein Netz von Falten und Fältchen überzog sein Gesicht, aus dem die Augen mit erstaunlicher Lebenslust und Neugierde hervor-blickten. Es waren blaue Augen. Sehr irisch. Als der große Mann in sein Haus kam, saß der Priester gerade auf der Veranda und trank Tee. Neben ihm stand ein städtisch gekleideter Mann.
    Der Mann sagte steif: »Ich bin Jesus Munoz. Pater Gracon hat mich gebeten, zu dolmetschen. Niemand wird erfahren, was hier gesprochen wurde. Ist Ihnen das recht?«
    »Ja.« Der große Mann schüttelte Munoz die Hand und begrüßte Gracon. Gracon antwortete auf Spanisch und lächelte.
    Er besaß nur noch fünf Zähne, doch sein Lächeln war fröhlich.
    »Haben Sie Lust auf eine Tasse Tee? Es ist grüner Tee. Sehr erfrischend«, fragte er.
    »Das wäre reizend.«
    Nach dem Austausch der üblichen Floskeln sagte der Priester: »Der Junge ist nicht Ihr Sohn.«
    »Nein.«
    »Er
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