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Brautraub (German Edition)

Brautraub (German Edition)

Titel: Brautraub (German Edition)
Autoren: Norma Banzi
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Haustür. "Ich werde heute Abend noch einmal nach Annett schauen", verabschiedete sie sich.
"Besser nicht", rief Hor hinter ihr her.

xxx

"Wehe, du lachst!", zischte Hor die Wache in Lord Brocks Garten an, während er vor sich hinfluchend im Gras wachsende Wildblumen herausriss.
"Das würde mir nie einfallen, Darmon. Ist denn irgendwo eine Feier?", fragte die Wache, weil es Sitte bei den Urielle war, auf Feiern Blüten auf die Tische zu streuen.
"Nein!"
Die Wache entschloss sich, keine weiteren Fragen zu stellen. Hor schien im Augenblick nicht sehr duldsam zu sein. Bald war der Schwager des Hausherrn wieder verschwunden.

Annetts erster Impuls war, Hor den Blumenstrauß ins Gesicht zu werfen, den er ihr in die Hand drückte. Doch sie liebte Blumen und diese Wildblumen waren wunderbar. Gespannt starrte Hor sie an. "Gefallen dir die Blumen, Weib?"
"Sag nicht Weib zu mir! Hast du irgendwo eine Vase?"
"Keine Ahnung! Gehen wir in die Küche!"
Dort angekommen durchforschte Hor die Schränke und fand einen Kristallkelch, in dem üblicherweise Wein serviert wurde. Annett stellte sich an eine Arbeitsfläche und befreite die Blumen von Erde und Wurzeln, während Hor sie dabei beobachtete.
"Hast du nichts anderes zu tun, als mich ständig anzustarren?", beschwerte sich Annett.
"Im Augenblick nicht. Wenn du damit fertig bist, werden wir gemeinsam einen Ausflug in die Stadt machen."
"Bestimmt nicht!"
"Das hast du nicht zu entscheiden."

xxx

Die Hauptstadt der Urielle hatte auf den ersten Blick etwas Verschlafenes an sich, und auf den zweiten Blick auch. Es gab keinen einzigen Glaspalast, keinen Büroturm, der stolz in den Himmel wuchs, wie man es von einer Hauptstadt erwartet hätte, wie eigentlich alle Hauptstädte zu sein pflegten.
Annett hatte auf dem Weg in die Stadt starrsinnig geschwiegen. Und doch konnte sie sich nicht vollständig dem Charme der Stadt entziehen, je tiefer der Schwebegleiter in sie hineintauchte. Überall sah Annett Parkanlagen. Sie fragte Hor danach, der ihr bestätigte, dass jeder Stadtbezirk einen eigenen Park unterhielt. Erfreut, dass sie endlich ihr Schweigen gebrochen hatte, erklärte er ihr: "Jede Parkanlage weist eine typische, den Bezirk kennzeichnende Besonderheit auf. Viele Bezirke haben sich auf ganz bestimmte Bäume oder Pflanzen festgelegt, andere haben aus ihren Parks im Laufe der Jahrzehnte gartenarchitektonische Kunstwerke entstehen lassen."
"Befinden wir uns wirklich in der Hauptstadt? Ich habe das Gefühl, eine Kleinstadt zu besuchen."
"Weshalb?"
"Die Gebäude sind alle ziemlich niedrig" meinte Annett.
"Wir Urielle bevorzugen es, die Etagen unserer Gebäude eher in Richtung Planeteninneres zu verlegen", erklärte Hor. Verwunderung zeichnete sich auf Annetts Gesicht ab.
"Urielle wurde im Laufe der Jahrhunderte wiederholt von den Kromis oder ihren Helfern, den Gelfen, angegriffen. Die Architektur, die du hier siehst, ist die Art der Urielle, angesichts einer ständig von den Insektoiden ausgehenden Gefahr, zu überleben. Wir wollen so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten."
"Wenn die Urielle die Kromis nicht ausrauben würden, würden sie euch in Ruhe lassen. Ihr habt es verdient", meinte Annett gehässig.
Geduldig wandte Hor ein: "Nicht nur die Urielle rauben bei den Kromis. Jeder Planet der Freibeutergilde vergibt Lizenzen an freie Patarine, die ihr Beuteglück im Gebiet der Kromis versuchen wollen."
"Ihr seid doch alle Verbrecher", fauchte Annett.
"Und weshalb hast du dich bei der Gemahlin des Oberhauptes dieser Verbrecher um eine Praktikantenstelle bemüht?", konterte Hor. Auf diese Feststellung presste Annett die Lippen aufeinander und verfiel wieder in mürrisches Schweigen.
Der Chauffeur steuerte den Gleiter alsbald in das Parkhaus eines großen Einkaufszentrums. Widerwillig folgte Annett ihrem Entführer in das Zentrum hinein. Erfolgreich wich sie den Geschäften und Boutiquen aus, in die Hor sie auf Empfehlung seiner Schwester Andra führen wollte, damit sie sich Kleidung für die nächsten Wochen kaufen konnte. Die Wäsche aus der kleinen Reisetasche, die Lady Qara ihr von Kam`ar mitgebracht hatte, würde innerhalb weniger Tage aufgebraucht sein. Aber lieber würde Annett jeden Tag ihre Wäsche per Hand waschen, als etwas von Hors Geld auszugeben. Eigenes Geld wurde ihr von ihm verwehrt.
Mit finsterer Miene nahm Hor Annetts Widerstand gegen sein Vorhaben zur Kenntnis, sie angemessen einzukleiden, damit sie sich vor den anderen Frauen des Anwesens nicht zurückgesetzt
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