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BRAINFUCK

BRAINFUCK

Titel: BRAINFUCK
Autoren: Alfred Berger
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Schreibtisch …«
    Mit einem Blick über seinen Brillenrand hinweg kommentiert Terkan diese Ansprache: »Und?«
    Oliver fühlt sich, als säße er mit dem Wagen in einem Schlammloch fest. Kein Zurück!
    »Ich brauche die Sicherheitseinstellungen der Datenbank«, erklärt er.
    Terkan sieht ihn auf diese Art an, die er nicht zu deuten weiß, und erwidert: »Ich frag jetzt nicht wofür, Oliver. Ich kenne dich als vernünftigen Menschen. Ich hoffe, dass du nichts Unüberlegtes tun wirst.«
    Oliver schweigt verlegen.
    »Es kostet dich 'nen Fuffi, ich schick's dir heute Abend.«

    *

    Es ist ein wunderschöner Sommertag und Oliver entschließt sich, zu Fuß nach Hause zu gehen. Er wählt den Weg durch den Park. In seinen Gedanken jagen sich Pläne und Programmschritte in rasender Geschwindigkeit, sodass er keinen Blick für die blühenden, duftenden Beete und die grünen Rasenflächen hat. Das Knirschen seiner Schritte auf dem Kiesweg gibt seinem Denken den Takt, und als er den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckt, hat sein Plan Gestalt angenommen.

    *

    Nachdem er sich eine Packung Miracoli einverleibt und Kaffee gekocht hat, fährt er den Rechner hoch und ruft die Adminseite von ›Spider.de‹ auf. Terkans Mail ist angekommen. Ein leiser Schauer rinnt über seinen Rücken, als er den Code auf dem Monitor sieht. Seine Finger rattern über die Tastatur und zwei Minuten später hat er Zugang. Seine Erregung steigert sich, als er die zu dem Nickname ›Anna-Maria‹ gehörende Datei vor sich hat. Schnell kopiert er die E-Mail-Adresse.
    Hab ich dich, du kleines Miststück!
    Er öffnet den Tor-Browser, wählt eine IP-Adresse in Österreich aus und legt damit einen neuen E-Mail-Account an. Anschließend packt er seine Power-Point-Präsentation mit den sorgfältig eingebetteten Befehlen in eine Mail und schickt sie an Anna-Maria.
    »Jetzt heißt es warten«, murmelt er leise, »bis das Häschen in die Falle geht.«

    *

    Die Falle ist vorbereitet. Er hat eine große Packung Schlafmittel, desweiteren zwei Paar Handschellen und zwanzig Meter Bondageseil. Vier Schwerlastdübel, mit kräftigen Haken darin, warten in der Zimmerdecke, sowie eine stabile Lederpeitsche und eine Reitgerte.

    *

    Miriam streckt sich, dehnt den Rücken und die Schultern, dreht den Oberkörper hin und her und schüttelt die Finger gründlich aus.
    »Oh nein, nicht jetzt noch!«, schimpft sie, als ein Pling ihr den Eingang einer E-Mail anzeigt. »Hoffentlich nicht noch mehr Arbeit, es ist genug für heute!«
    Stundenlang hat sie an dem neuen Online-Rollenspiel gearbeitet. Viermal an diesem Tag erreichte sie eine Mail mit Aktualisierungen, die sie sofort umsetzen sollte.
    »Was glauben die, wer ich bin?«, fragt sie sich. »Eine japanisch-indische Programmiererkreuzung mit acht Armen?«
    Zu allem Überfluss hat sie sich heute einen Virus eingefangen, den die Antivirensoftware nicht erkannte. Es scheint ein harmloser Virus zu sein, er behindert lediglich das Öffnen von Bilddateien und das stört ihre Arbeit nicht.

    *

    Ihre Gedanken schweifen ab. Wer wohl der nächste Vollidiot ist, der bei ›Spider.de‹ auf meine Nummer reinfällt?
    Sie muss grinsen bei dem Gedanken, was für virtuelle Verrenkungen die notgeilen Typen machen, um sie rumzukriegen. Zwar ist es aufwendig, sich alle paar Monate ein neues Profil zu basteln und sich eine neue Lebensgeschichte auszudenken, aber der Spaß ist ihr diese Anstrengung wert. Ihre Gedanken gleiten kurz zu Oliver. Was hatten sie und ihre Freundinnen gelacht, als sie ihn nach intimen Details ausgefragt und er jede Frage wahrheitsgemäß beantwortet hatte. Amüsantes Kerlchen und schrecklich naiv , konstatiert Miriam, bevor sie ihn wieder vergisst und sich widerstrebend weiter der Arbeit widmet.

    *

    Wer zur Hölle ist Helmut Kaiser aus Wien? Da sie selbstständige Spieleentwicklerin ist, muss sie mit neuen Kunden rechnen, und deshalb klickt sie mit einer Mischung aus Widerwillen und Neugierde auf den Anhang der Mail. Dort, wo eine Power-Point-Präsentation erscheinen sollte, zeigt sich eine Seite mit Programmcodes.
    »Scheiß Virus!«, flucht Miriam, und als sie verärgert die Seite schließen will, fällt ihr etwas auf.
    Sie rückt ihre Brille zurecht und überprüft die Zeilen – eine nach der anderen – gründlich. Ihre Gedanken jagen sich, ein Gefühl der Beklemmung macht sich breit und sie beschließt, sich eine Pause zum Nachdenken und einen kleinen Cognac zu gönnen.

    *

    Die wohlige Wärme, die der
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