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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Hitze hinein. Er hörte Gubnik fluchen.
    Im Grunde hätten sie nicht kommen müssen, schon gar nicht mit drei Löschfahrzeugen und zwei Dutzend Mann. Es gab kein Feuer mehr, und weit und breit stand kein anderes Gebäude, das geschützt werden musste. Ein paar Eimer Wasser hätten genügt.
    Baudy lächelte. Lew Gubnik, der Russlanddeutsche, war im Breisgau schwer geworden und bedauerte jede Bewegung, die nicht hätte sein müssen.
    Karl, der Zartener Abteilungsleiter, trat neben ihn. »War jemand drin?«

    »Nein.«
    »Pferde? Vieh?«
    »Nein.«
    Karl nickte. »Braucht ihr uns?«
    »Nein«, sagte Baudy zum dritten Mal und hielt ihm die Hand hin. »Danke fürs Kommen.« Karl nickte. Sie mochten sich nicht.
    Zu viele Prügeleien als Kinder, später waren sie zu oft hinter denselben Mädchen her gewesen. Wenn man sich dann zu Hochzeit oder Taufe nicht einlud, war es zu spät, um noch etwas zu ändern. Doch bei gemeinsamen Einsätzen spielte all das keine Rolle. Dann hatte es die Prügeleien, die Mädchen nicht gegeben. Manchmal, dachte Baudy, waren Dinge, die geschehen waren, nicht geschehen. Eine der angenehmen Seiten des Lebens.
    »Da steht wer«, sagte Gubnik plötzlich.
    Auch Baudy entdeckte jetzt im grauen Morgenlicht einen Mann. Er stand etwa dreißig Meter von ihnen entfernt und starrte reglos auf die Brandfläche.
    Hannes Riedinger.
    Baudy ging auf ihn zu. Er hatte Lust, mit ihm zu sprechen.
    Ihm von dem Keim der Hoffnung zu erzählen, auch wenn nur ein kleiner Schuppen niedergebrannt war. Jeder brauchte doch eine Hoffnung.
    Riedinger blickte ihm entgegen. Sein faltiges, abweisendes Gesicht glänzte von Schweiß. »Das bisschen Heu geht nicht einfach so in Flammen auf.«
    Baudy nickte. »Nicht in der Nacht.«
    Die verkohlten Bohlen knackten, das Zischen der Glut war leiser geworden. Ein paar Meter weiter brummelte Gubnik.
    »Sah aus, als hätte einer die Pforte zur Hölle geöffnet«, sagte Riedinger, als spräche er zu sich selbst.
    Baudy musterte ihn. Beim Brand eines Schuppens? »Du bist sicher, dass nur Heu drin war?«
    Riedinger nickte knapp.

    »Keine Düngemittel? Gasflaschen, Treibstoff, Brandkalk?«
    »Wie oft wollt ihr es noch hören?«
    Baudy dachte daran, dass Riedinger vollkommen allein war.
    Die Frau weggelaufen, die Kinder im Ausland, die Nachbarn mieden ihn. Er hatte alle vertrieben. »Also?«
    »Nein.«
    Ihre Blicke trafen sich. Trotz der Dunkelheit waren in Riedingers Augen die Härte, die Unbarmherzigkeit zu erkennen.
    Baudy deutete mit dem Kopf in Richtung Gubnik und Paul Feul, um zu signalisieren, dass er wieder an die Arbeit müsse. Er wandte sich ab.
    »Das bisschen Heu geht nicht einfach so in Flammen auf«, hörte er Riedinger hinter sich sagen.

    Kurz darauf gab Baudy Befehl, das zweite B-Rohr einzuholen.
    Nur Gubnik und mit ihm Paul Feul blieben an der Brandstelle, die anderen sammelten sich am Verteiler oder am Tanklöschfahrzeug. Sie unterhielten sich über die Tour de France, während sie Gubnik und Paul zusahen. In der Ferne bemerkte Baudy das Blaulicht eines Streifenwagens. Die Kollegen vom Revier Freiburg-Süd. Die Kirchzartener Polizisten schliefen noch, ihr Dienst begann gegen halb acht.
    Baudy stieg in den Einsatzleitwagen und schaltete das Blaulicht ein, damit sich die Kollegen besser orientieren konnten. Dann ging er zu seinem Passat und öffnete die Fondtür leise. Lina hatte die Augen geschlossen. Er wartete einen Moment, ob sie wirklich schlief oder das alte Spiel mit ihm spielte, das Schlafe-ich?-Spiel aus der Zeit, als es noch nicht sein Zuhause und ihr Zuhause gegeben hatte. Aber dann hätte sie spätestens jetzt gegrinst.
    Die Fahrt in den Kindergarten noch, dann musste er wieder zwei Wochen ohne sie auskommen.
    »Wasser aus«, hörte er Gubnik rufen.
    Er drückte die Tür vorsichtig ins Schloss. »Wasser aus«, befahl er. Der Schlauch erschlaffte. Baudy warf einen Blick auf Riedinger. Die Hände in den Hosentaschen, sah er auf die Brandfläche. Sein Zuhause, ihr Zuhause. Der Gedanke, dass sie manches gemeinsam hatten, war ihm unangenehm. »Josef, die Wärmebildkamera.«
    »Was willst du da noch Glutnester finden«, sagte Josef, der Dienstälteste der Kirchzartener Freiwilligen. Manche Menschen wurden mit den Jahren und der Erfahrung vorsichtiger, Josef war leichtsinniger geworden.
    »Die Kamera«, wiederholte Baudy. Josef nickte und wandte sich dem Löschfahrzeug zu. Die Männer am Verteiler sprachen über Jan Ullrichs misslungene Attacke am Col du Tourmalet eine
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