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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes
Autoren: Heather Graham
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gezählt hatte, dass die Anwesenheit ihres Bruders und ihrer Schwester Colleen es wettmachen würde, wenn sie nicht zum höchsten irischen Feiertag kommen würde. Der wurde ohnehin fast im ganzen Land als willkommener Vorwand ansehen, um grün gefärbtes Bier zu trinken und Grußkarten mit Kobolden zu verschicken, ohne etwas über die wahre Bedeutung zu wissen.
    „Du willst doch Patrick sehen, oder etwa nicht?“
    „Natürlich, aber in erster Linie mache ich mir Sorgen um Dad.“
    „Wenn dein Vater und ich morgen tot umfallen würden …“
    „Ich würde mich auch dann mit meinem Bruder und meiner Schwester treffen, Mum. Ihr beide werdet morgen nicht tot umfallen, aber mach dir keine Gedanken – wir würden uns auch weiterhin treffen.“
    Es war ein alter Streit. Ihre Mutter sagte ihr und ihrem Bruder immer das Gleiche, und sie beide antworteten jeweils übereinstimmend, während ihre Schwester jedes Mal seufzte und mit den Augen rollte.
    Trotzdem liebte Moira ihre Familie.
    „Mum, ich werde da sein.“ So weit weg lebte sie auch nicht, und es war auch nicht so, dass sie sich nur selten bei ihren Eltern blicken ließ. Gerade weil sie sie so oft besuchte, hatte sie dieses eine Mal, nur an diesem einen St. Patrick’s Day, nicht vorgehabt, sie wieder zu besuchen. Sie war erst zu Weihnachten in Boston gewesen, und das war noch nicht allzu lange her. Es war ihr nicht so wichtig, sie schon wieder zu besuchen, was zum Teil auch mit den Drehplänen zu tun hatte.
    Doch jetzt war es ihr wichtig.
    „Hast du mich verstanden, Mum? Ich
werde
an St. Patrick’s Day da sein.“
    „Gott behüte dich, mein Baby. Ich brauche dich wirklich hier.“
    „Ich rufe dich an, sobald ich weiß, wie ich das zeitlich einrichten kann. Sorg du dafür, dass Dad auf sich aufpasst, okay?“
    „Das werde ich.“
    Sie wollte den Hörer auflegen, als sie hörte, dass ihre Mutter weiterredete. „Ach, Schatz, ich habe vergessen, dir zu sagen …“
    Moira hielt den Hörer wieder ans Ohr. „Ja?“
    „Du errätst nie, wer noch kommt.“
    „Der große Kobold?“ Sie konnte sich das nicht verkneifen.
    „Natürlich nicht!“
    „Auntie Lizbeth?“ Sie war keine richtige Tante, nur eine alte Nachbarin von früher, die alle paar Jahre in die Staaten reiste. Moira mochte sie, auch wenn sie nur selten verstand, was Lizbeth eigentlich sagte. Stattdessen lächelte sie die alte Frau einfach immer freundlich an. Sie war noch älter als Granny Jon und hatte den breitesten irischen Dialekt, den man sich nur vorstellen konnte – und ihr Wolfshund hatte ihre dritten Zähne zerbissen, da sie sie hasste und immer auf dem Tisch hatte liegen lassen. Selbst als sie ihr Gebiss noch getragen hatte, war Moira kaum in der Lage gewesen, ein Wort zu verstehen, und inzwischen war es nahezu unmöglich, einen Sinn in das zu bringen, was sie von sich gab. Granny Jon und ihre Familie schienen allerdings keine Verständigungsprobleme mit ihr zu haben.
    „Nein, Dummchen, nicht Auntie Lizbeth.“
    „Ich gebe es auf, Mum. Wer kommt?“
    „Dan. Daniel O’Hara. Ist das nicht wunderbar? Ihr habt euch immer so gut verstanden. Ich wusste, dass ihr nicht die Gelegenheit verpassen würdet, euch wiederzusehen.“
    „Ähm … nein“, sagte sie und zwang sich, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
    „Machs gut, Darling.“
    „Du auch, Mum.“
    Danny würde da sein.
    Erst als ihre Hand zu schmerzen begann und das tiefe Summen aus dem Hörer zu ihr durchdrang, wurde ihr bewusst, dass sie den Hörer noch immer fest umklammert hielt. Plötzlich meldete sich die Bandansage der Vermittlung: „Wenn Sie ein Gespräch anmelden möchten …“
    Moira legte auf und starrte das Telefon an, dann schüttelte sie wütend den Kopf. Wie lange hatte sie Danny nicht mehr gesehen? Waren es zwei Jahre oder drei? Er war die Liebe ihres Lebens gewesen … ihres
jungen
Lebens, korrigierte sie sich. Aber er war in Windeseile in ihrem Leben aufgetaucht und genauso schnell wieder verschwunden. Als er sie zuletzt angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass er sich für ein paar Wochen in den Staaten aufhielt, war sie einem Treffen bewusst aus dem Weg gegangen. Auf ihn konnte man sich genauso verlassen wie darauf, dass es im Winter in Boston einen Tag mit gutem Wetter geben würde. Und dennoch …
    Ein Stich ging ihr durchs Herz. Es wäre schön, Danny zu sehen.
    Vor allem jetzt, da sie ihn überwunden hatte.
    Außerdem war sie in einer Beziehung und somit immun gegen seine lockeren Sprüche: „Ach, Moira,
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