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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes
Autoren: Heather Graham
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leidenschaftlichen Schwur gegenüber seinem toten Vater, seiner armen kleinen Schwester, Gott und sich selbst.
    Eher würde er sein Leben geben, als diesen Schwur zu brechen.
    Über seiner Stadt brach die Dunkelheit herein, die sich auch um sein Herz legte.

1. KAPITEL
    N ew York City, New York
    Heute
    „Was soll das heißen, dass du zum St. Patrick’s Day nicht nach Hause kommst?“
    Moira Kelly zuckte zusammen.
    Die sonst so sanfte und angenehm klingende Stimme ihrer Mutter kam so schrill aus dem Hörer, dass Moira sicher war, dass ihre Assistentin im Nebenzimmer Katy Kelly ebenfalls gehört hatte, obwohl sich ihre Mutter hunderte von Kilometern entfernt in Boston befand.
    „Mum, es ist ja nicht so, als würde ich Weihnachten absagen …“
    „Nein, es ist schlimmer.“
    „Mum, ich bin kein kleines Kind mehr, sondern eine berufstätige Frau.“
    „Richtig. Du bist eine Amerikanerin in der ersten Generation und pfeifst auf jede Tradition.“
    Moira atmete tief durch. „Mutter, genau darum geht es ja. Wir leben in Amerika. Und ja, ich bin hier geboren. So erschütternd und gemein es auch sein mag, aber der St. Patrick’s Day ist kein Nationalfeiertag.“
    „Ich merke schon, du machst dich über mich lustig.“
    Moira holte Luft, zählte stumm bis drei und seufzte dann. „Ich mache mich nicht über dich lustig.“
    „Du bist selbstständig. Du kannst dir freinehmen und dafür an einem anderen Tag arbeiten.“
    „Ich kann mir nicht einfach so freinehmen, ich habe einen Partner. Wir haben eine Produktionsgesellschaft, wir haben Planungen, Termine. Mein Partner hat eine Ehefrau …“
    „Dieses jüdische Mädchen, das er geheiratet hat.“
    Wieder zögerte Moira.
    „Nein, Mum. Andy Garson, der Reporter aus New York, der manchmal die Vormittagssendung mitmoderiert, ist derjenige, der ein jüdisches Mädchen geheiratet hat. Josh ist mit einer Italienerin verheiratet.“ Sie lächelte flüchtig. „Und sehr katholisch. Sie würde dir gefallen. Genauso wie ihre Zwillinge, die jetzt acht Monate alt sind. Sie sind nur ein paar der Gründe, warum wir dieses Unternehmen am Leben halten wollen.“
    Ihre Mutter hörte nur, was sie hören wollte. „Wenn seine Frau katholisch ist, dann sollte sie es verstehen.“
    „Ich glaube nicht, dass St. Patrick’s Day bei den Italienern ein Nationalfeiertag ist“, gab Moira zurück.
    „Er ist ein katholischer Heiliger!“ beharrte ihre Mutter.
    „Mutter …“
    „Moira, bitte. Ich frage dich nicht meinetwegen.“ Diesmal war es ihre Mutter, die einen Moment lang zögerte. „Dein Vater hatte wieder einen Anfall …“
    Ihr Herz setzte einen Augenblick lang aus. „Was soll das heißen?“ fragte sie schneidend.
    „Vielleicht müssen sie ihn noch einmal operieren.“
    „Du hast mich nicht angerufen!“
    „Ich habe dich doch jetzt angerufen.“
    „Aber nicht wegen Dad!“
    „Er wollte nicht, dass ich dir etwas sage. Ihm geht es nicht so gut, aber er wollte dich vor dem Feiertag nicht beunruhigen. Du bist sonst immer nach Hause gekommen. Wir wollten es dir sagen, wenn du hier bist. Er muss am Montag zu einer Untersuchung – ambulant und nicht lebensbedrohlich –, und dann … na ja, dann werden sie entscheiden, was sie machen können. Aber, Darling, du weißt … er würde dich wirklich gerne sehen, auch wenn er es nicht zugeben würde. Und Granny Jon … also, in letzter Zeit lässt sie ein wenig nach.“
    Granny Jon war über neunzig und wog bestenfalls etwas über vierzig Kilo, aber sie war nach wie vor das widerborstigste kleine Geschöpf, dem Moira jemals begegnet war.
    Moira war sicher, dass sie ewig leben würde.
    Sorgen bereitete ihr dagegen ihr Vater. Er war vor ein paar Jahren am offenen Herzen operiert worden und hatte eine künstliche Herzklappe erhalten. Seitdem war sie immer in Sorge um ihn. Er beklagte sich nie und lächelte immer, was ihn in ihren Augen so gefährlich machte, da er wenigstens halb im Sterben liegen musste, ehe er einen Arzt aufsuchte. Sie wusste, dass ihre Mutter seitdem sehr genau über seine Gesundheit gewacht hatte, aber das löste nicht alle Probleme.
    Und was St. Patrick’s Day anging …
    „Patrick kommt“, sagte ihre Mutter.
    Natürlich, dachte sie.
    Ihr Bruder, der Grundbesitz im Westen von Massachusetts hatte, würde seinen ganz persönlichen Feiertag um keinen Preis versäumen.
    Aber für Patrick war es auch einfach, weil er ohnehin oft in Boston war.
    Mit einem Anflug von Schuldgefühlen wurde ihr klar, dass sie darauf
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