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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
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will nicht, dass irgendwas darüber in der Zeitung erscheint. Es ist nichts passiert. Ich habe einen Verkehrsunfall gehabt. Das ist alles. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Und jetzt fahre ich nach Hause.« Hilde Plaetinck erhob sich und ging entschlossen zur Tür.
    Deleu sprang auf und lief ihr nach. Jos Bosmans starrte auf seinen Schoß, legte die großen Hände auf seine Oberschenkel und erhob sich.
    Posttraumatischer Schock.
    Er schloss die Augen und sah in Gedanken Eva, seine ältere Tochter. Sie hatte genau die gleiche Reaktion gezeigt, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte und mitten in der Nacht bei ihm zu Hause aufgetaucht war. Bosmans nahm das Protokoll vom Tisch und begann zu lesen. Eine verworrene Geschichte ohne jede Struktur.
    Die Person, vermutlich ein Mann, den Hilde Plaetinck nicht näher beschreiben konnte, war von ihr auf dem Parkplatz des Brüsseler Kinocenters aufgegabelt worden. Sie hatte ihn mit dem Wagen nach Mechelen gebracht, bis zum Vrijbroekpark, wo die gesamte Gegend inzwischen gründlich durchsucht worden war. Aber ohne Personenbeschreibung war das vollkommen sinnlos gewesen – Kriminalbeamte, die nicht einmal wussten, nach wem sie suchten. Unter dem Protokoll stand mit Bleistift: »Es gibt keine Damartstraat in Mechelen.«
    Bosmans erkannte Vanderkuylens Krakelschrift und seufzte. Bleistiftvermerke auf einem offiziellen Protokoll … Aber er brachte einfach nicht mehr die Kraft auf, sich darüber aufzuregen, und ging Deleu nach.

[home]
    3
    N ach dem zweiten Gespräch mit Hilde Plaetinck war Deleu auch nicht viel schlauer. Obwohl sie sich tapfer hielt, hatte sie sich noch immer nicht von ihrer Angst erholt, und er hatte kein vernünftiges Wort aus ihr herausbekommen. Genau genommen war eigentlich nichts Strafbares passiert – abgesehen von der Tatsache, dass ihre Versicherungsbescheinigung und ihr Führerschein verschwunden waren. Und Bosmans war auch nicht gerade scharf darauf gewesen, die ganze Maschinerie anzuwerfen. Von seinem Standpunkt aus durchaus verständlich: Eine Mitfahrgelegenheit, ein Auffahrunfall, eine Tasche mit Stichwaffen und Schneidewerkzeug – nichts davon reichte aus, um eine Akte anzulegen.
    Stell dir nur mal vor, das Ganze ist ein ausgeuferter Scherz. Ein paar Kollegen, die diese Karnevalsmaskerade eingefädelt haben.
    Letztendlich hatte Hilde Plaetinck zwar einem Gespräch mit einem Polizeipsychologen zugestimmt, war aber zu dem vereinbarten Termin nicht erschienen.
    Inzwischen wurde ihre Geschichte mit der nötigen Skepsis betrachtet. Dabei hatte das Ganze etwas Faszinierendes, Unerklärliches, das Deleu keine Ruhe ließ. Aber trotz des verdächtigen Inhalts der Tasche würde dieser Vorfall zweifellos bald in der Versenkung verschwinden. Oder ein Eigenleben führen.
    Dirk Deleu musste unwillkürlich an die beiden abgeschlachteten Familien in Eppegem denken und schauderte. Seine Intuition sagte ihm, dass in dieser Sache etwas unternommen werden musste. Ein als Frau vermummter Mann, der noch dazu ein ganzes Arsenal von Fleischerwerkzeugen durch die Gegend schleppte?
    Wir müssen der Sache schnell auf den Grund gehen. Wenn es nicht schon zu spät ist.
    Der letzte Gedanke ließ ihm das Blut in die Wangen schießen.
    Zu spät. Verdammt. Für mich ebenfalls. Nadia ist schwanger. Wo steckst du, Nadia? Ich hab dich seit Tagen nicht zu Gesicht bekommen. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Und was soll ich dir sagen, wenn du wieder auftauchst? Lassen wir einen
DNA
-Test machen? Oder was?
    Deleu schüttelte die trüben Gedanken förmlich von sich ab und nahm einen Schluck Milchkaffee. Seit die Kollegin Wiesmans für den Kaffee zuständig war, tranken sie nicht länger den Mist aus der Kantine. Aufreizend langsam leerte er seine Tasse und trat dann widerstrebend auf den Flur hinaus. Dort blieb er stehen, schaute unentschlossen nach links und rechts und marschierte schließlich zum Büro der Spurensicherung.
    Als er ein schleifendes Geräusch hörte, drehte Walter Vereecken, zum Abteilungsleiter ernannt und für die Verwaltung offener Fälle verantwortlich, den Kopf in Richtung Tür. Er quittierte die soundsovielte Störung des Tages mit einem kurzen, mürrischen Nicken, doch als er Deleus sorgenvollen Blick sah, entspannten sich seine Züge ein wenig. »Dirk. Was ist los? Du schaust so …«
    Deleu verzog den Mund zu einem matten Grinsen. »Walter, sind bei den offenen Fällen blonde Frauen betroffen?«
    Vereecken zog die Augenbrauen hoch.
    »Ermordet, Walter.
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