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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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konnte man sich wenigstens vernünftig unterhalten. Über Kartenspielen, Bogenschießen, über alles eigentlich, auch über Frauen. Und man konnte einen mit ihm heben. Dieser erfolgsgeile Idiot dagegen führt sich auf, als wären ihm den ganzen Tag hundert blutrünstige Marokkaner auf den Fersen
. Pierre kniff die Augen fest zu. Es war zu heiß zum Reden. Im Grunde auch zu heiß zum Denken.
    »Mach das aus.«
    Verstappen sah ihn an.
    »Dieses Gedudel. Mach es aus.«
    Verstappen betrachtete lächelnd das Autoradio. »Nicht ablenken, Vindevogel. Ich hab doch recht, oder?«
    »Womit denn?«
    »Na ja, dass von dir aus die Männer abgeschoben werden können und die Frauen in Belgien bleiben dürfen.«
    Pierre zuckte mit den Schultern und blickte aus dem Fenster.
Wieder ein Dienstagabend zum Teufel. Wenigstens hat Marouf die Aussage verweigert, sonst hätte ich wieder nachts arbeiten dürfen. Das Training kann ich jedenfalls vorerst vergessen. Nicht mit diesem Hanswurst als Partner. In der Zwischenzeit schießt Fille Janssens, unser Vize-Schützenkönig, einen Pfeil nach dem anderen ins Schwarze, der elende Scheißkerl. Jede Wette
.
    Pierre kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und nickte vor sich hin. In Gedanken malte er sich aus, wie ein zischender Pfeil Verstappen in die Brust traf. Mitten ins Herz. Pierre öffnete die Augen, lächelte, blickte nochmals in den Spiegel und zeigte seinem Gegenüber siegessicher den gestreckten Daumen. Er beobachtete seine ausgestreckte rechte Hand. Sie zitterte nicht. Sie bewegte sich keinen Millimeter.

[home]
    5
    Dienstagabend, 21.00 Uhr.
     
    I m Balkweg in Zemst stellte Yussuf Benaoubi seine Honda Dax vor der bröckelnden Garagenwand ab und blickte sich gehetzt um.
Niemand zu sehen. Keine Bullen
. Er wich einem glitschigen Ölfleck aus, betrat die Garage und zog das Tor ins Schloss. Auch im Inneren war der Boden ölverschmiert. Die einst roten Fliesen waren inzwischen rostbraun. An einigen Stellen waren schwere Eisenhaken in die Wand geschlagen, an denen die unterschiedlichsten Raritäten hingen. Eine kleine Sammlung von Armeehelmen, eine Sense, ein selbstgebautes Hängeregal mit Blechübertöpfen darauf, ein rostiges Damenfahrrad und sogar ein verrußter Frittiertopf. In der linken hinteren Ecke lehnte ein mannshoher Stapel Bierkästen an der Wand. Die glänzend gewienerte Harley Davidson Fat Boy, die neben dem Heizungskessel auf ihrem Ständer ruhte und deren Vorderrad eine Waschmaschine von unbestimmter Farbe berührte, passte dagegen so gar nicht ins Bild.
    Die Razzia. Ob die Bullen hinter mir her sind?
Yussuf schloss die Augen, und die Ereignisse der vergangenen Tage liefen wie ein Film vor seinem inneren Auge ab. Er dachte an Murats Auftrag, Abram zu beschatten.
Abram, diese dreckige Ratte, die mit dem Drogenpäckchen Dewolfs Haus betritt. Ich warte im Gebüsch. Fünf Minuten später kommt er wieder raus. Er geht an mir vorbei, nur knapp einen Meter von mir entfernt. Ich wage es nicht, mich zu rühren
. Yussuf Benaoubi erschauerte und ballte die Hände zu Fäusten.
Zu lange gewartet. Der Verräter ist verschwunden. Sein Fahrrad ist auch weg. Ich habe ihn verloren
. Seine ängstliche Miene wich einem selbstzufriedenen Grinsen, als er an die wilde Fahrt auf dem Rückweg zu Marouf dachte.
Murat hat sich gewundert. Aber er war zufrieden. Er kann stolz auf mich sein. Murat ist cool!
Murat hatte ihm ans Herz gelegt, niemandem von der Sache zu erzählen. Yussuf Benaoubi hatte gestrahlt. Der Einzige, der davon wusste, dass er Abram bis zu Dewolfs Haus gefolgt war, war Said el Hidrissi, sein bester Freund.
Dewolf, den jetzt die Würmer fressen. Heute steht es in allen Zeitungen
.
    Diese verdammte Harley versperrte schon wieder den Durchgang zum Garten. Der Teenager trat grinsend gegen das vordere Schutzblech, setzte dann einen Fuß auf das überbreite Trittbrett und schwang sich auf den nietenverzierten Sattel. Yussuf riss eine Lederfranse vom Sattel ab, schnippte sie achtlos zwischen die aufgestapelten Farbdosen und öffnete das kleine Tor, das in den Garten führte. Von da aus gelangte er in sein kleines Hinterzimmer.
    Seitdem er vor einem Monat nach einem Riesenstreit von zu Hause ausgezogen war, hauste er hier in Zemst, hinten im kleinen Taubenschlag. Früher hatte seine Unterkunft als Abstellraum des großen Schuppens gedient, der in besseren Zeiten die Werkstatt eines Bauunternehmers beherbergt hatte.
    Vanderauwera, der pensionierte Hell’s Angel, dem man besser aus dem Weg
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