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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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etwas für mich getan?«
    Ehre, wem Ehre gebührt. Im Grunde war Sylvain gar nicht so übel. Er ist Profigewesen und hat der guten Sache einen großen Dienst erwiesen, auch wenn er es nicht aus Idealismus getan hat, sondern nur aus purem Egoismus. Das Gesicht von Bosmans, als der farblose Beamte inmitten all dieser nationalen Größen stand. Donnerwetter! Diese Szene würde ich gerne noch einmal erleben. Einfach unbezahlbar! Meine Chancen, Parteivorsitzender zu werden, sind durch die Ereignisse nicht kleiner geworden. Alles läuft nach Plan.
    Was willst du von mir, Ewoud? Ich brauche dich nicht mehr. Sylvain, du Dreckskerl! Hast du vielleicht etwas Wichtiges verraten, bevor du den Löffel abgegeben hast?

[home]
    68
    W ährend Claude Verspailles Limousine in die breite Einfahrt einbog, ergriff Dirk Deleu vorsichtig eines der Händchen seiner kleinen Tochter.
    Charlotte lachte fröhlich, und ihr unschuldiger Blick, der erste in dieser Art seit dem Beginn des beklemmenden Falls, ließ ihm das Blut ins Gesicht steigen. Dirk Deleu errötete. Als er sie zärtlich auf die rosa Wange küsste, fing sie plötzlich laut an zu schreien.
    Deleu war so erschrocken, dass er das Baby beinahe fallen gelassen hätte.
    Rob zuckte mit den Schultern. »Hast du eigentlich schon mal in den Spiegel geguckt, Papa? Du siehst aus, als wärst du unter einen Lkw geraten«, bemerkte er trocken.
    Rob trug einen jugendlichen Flaum im Gesicht, den Ansatz eines Bartes.
    »Du hast vergessen, dir das Kinn zu waschen«, grummelte Deleu und rieb mit dem Handrücken unter seinem eigenen Kinn entlang.
    Sein Sohn verdrehte die Augen, und während er seufzend hoch zur Decke schaute, wurden die strengen Züge seines Vaters weicher. Im nächsten Moment verhärteten sie sich wieder, denn Barbara betrat das Zimmer.
    Ohne ihren Mann eines Blickes zu würdigen, nahm sie Charlotte in die Arme. Sie streichelte dem strampelnden Baby über die Bäckchen, und augenblicklich beruhigte sich das Kind. Zufrieden glucksend wandte sich die Kleine der warmen Mutterbrust zu. Als sich Barbaras und seine Blicke trafen, verspürte Deleu einen Kloß im Hals. Er konnte weder Zorn noch Enttäuschung in Barbaras mandelförmigen Augen erkennen, als sie ihn klar und nüchtern anblickte.
    »Würdest du mir …«
    Sie legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen und brachte ihn damit zum Schweigen. Dann entblößte sie ihre linke Brust und legte das Baby an.
    »Männer sind viel zu direkt, Dirk Deleu«, sagte sie, ohne ihren Gatten dabei anzusehen. Der Ansatz eines Lächelns umspielte ihre Lippen.
    Im stumpfen Blau von Deleus Augen glühte ein Funke auf. Ein Funke der Hoffnung.
     
    Auch in einem kleinen Haus in der Lange Schipstraat kam es zu heftigen Gefühlsausbrüchen. Fatima el Kamali stand voller Zorn vor ihrem Mann Ali, der bereits seit über einer Woche auf dem Sofa vor sich hin vegetierte, und drückte ihm das klingelnde Telefon in die Hand.
    »Hier, das muss für dich sein. Soll ich es etwa auch noch für dich festhalten?«
    Ali Benaoubi seufzte nur, als er das Telefon entgegennahm. Fatima el Kamali schenkte sich ein großes Glas Wasser ein und ging kopfschüttelnd zu ihrem Schaukelstuhl. Als sie sich setzte, schreckte ein wütendes Knurren sie auf, und sie runzelte die Stirn. Ihr Mann saß jetzt kerzengerade und aufmerksam da, und es schien, als sei jede Faser seines Körpers angespannt. Er sagte kein Wort, doch seine Augen funkelten.

[home]
    69
    I n Nadia Mendoncks himmelblauen Augen war kein Funke der Hoffnung zu erkennen. Halb verborgen hinter einem schief eingesunkenen Grabstein, auf dem eine Kreuzdarstellung entzweigebrochen war, schob sie sich eine Locke aus dem Gesicht. Sie hatte dem Trauergottesdienst beigewohnt, doch die vorwurfsvollen Blicke von Franks Sohn hatten sie vorzeitig aus der Kirche vertrieben. Nachdem der Gottesdienst vorbei war, hatte sie der alten Frau vor dem Portal das mit Zeitungspapier umwickelte Päckchen in die Hände gedrückt. Bevor diese reagieren konnte, war Nadia Mendonck bereits auf und davon. In dem Päckchen befanden sich knapp fünfzigtausend Euro in kleinen Scheinen. Das Geld hatte Nadia bei Frank im Keller unter einer Gemüsekiste gefunden.
    Am Tag nach den Ereignissen war die Ermittlerin in Franks Wohnung zurückgekehrt und hatte, ohne dass jemand versucht hätte, sie daran zu hindern, das Geld aus dem Keller herausgeholt. Wo es herkam, war ihr egal. Die Summe war für den Jungen bestimmt, den Jungen, der sie jetzt wütend anstarrte.
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