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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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solltest dich besser in Acht nehmen. Somers ist erledigt. Wahrscheinlich hängen noch Reste von ihm an der Decke des Parkhauses. Für die Fliegen.
    Diesmal lachte er langgezogen und hysterisch. Ein Lachen, bei dem sich seine Stimme überschlug.
    Ach, gewonnen habe ich so oder so. Ewoud wird sich Marouf schon vorknöpfen, und dann kann das Spiel von vorn beginnen. Mit Claude Verspaille im Cockpit. Cluts, du Idiot, lässt dich von einem Weib abknallen. Na schön, jetzt muss ich diese Arbeit wenigstens nicht mehr selbst erledigen. Und meine Freunde? Wenn einer von ihnen auch nur ein Sterbenswörtchen verrät, reiße ich sie mit in den Untergang. Allesamt.
    Claude Verspaille blickte in den Spiegel und rieb sich mit dem Zeigefinger über den Zahnbelag.
Du warst eine Nervensäge, Sylvain. Richtig lästig. Das Wort Dankbarkeit war dir unbekannt.
    Er dachte daran, wie er Cluts damals begegnet war. Dieser hatte damals gerade erst beim Verfassungsschutz angefangen und spielte den Drahtzieher beim Weiterverkauf einer von der Drogenfahndung beschlagnahmten Ladung Koks an das niederländische Delta-Kartell. Als Cluts’ niederländischer Kontaktmann, ebenfalls ein Drogenfahnder, verhaftet wurde und die Sache beinahe aufgeflogen wäre, wollte Cluts abhauen.
    Claude Verspaille, damals der Newcomer in der Brüsseler Justiz, der den Vorgang überwachte, leitete und sich einen kleinen Nebenverdienst sicherte, indem er selbst als Informant für die Drogenfahndung arbeitete, sah ihn wieder vor sich. Den jungen Sylvain Cluts, wie er ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß, mit übereinandergeschlagenen Beinen. Bis zum Hals in der Scheiße und dennoch absolut cool und unbewegt hinter den verspiegelten Gläsern seiner Sonnenbrille.
Ein Kerl mit Mumm in den Knochen und skrupellos dazu. Zwei junge Wölfe, Claude und Sylvain.
    Cluts’ sorgfältig formulierter Vorschlag, seine Vorgesetzten in die Pfanne zu hauen, gefiel Verspaille ausnehmend gut. Im Tausch gegen Sylvains Aussage bot ihm der gerissene Fuchs Verspaille eine zweite Chance an. Zwar nicht mehr beim Verfassungsschutz, aber immerhin.
    Cluts hatte damals sofort angebissen.
    Natürlich, er hatte keine andere Wahl. Aber als ich ihn nur ein Jahr später um einen zweiten, winzigen Gefallen bat, war ihm das schon zu viel. Als sei die eigene Freiheit, des Menschen wichtigster Besitz, es wert, sie wegen einer unvermeidlichen Kleinigkeit aufs Spiel zu setzen. Der undankbare Idiot setzte sich ab. Sein innig geliebtes Weib, die Erbin des Farbenfabrikanten Peulders in Grobbendonk, ließ er sitzen. Ein ruhiges, beschauliches Leben war nichts für Sylvain Cluts, und in die Scheidung hätte sie nicht eingewilligt. Doch das war unserem Freund Sylvain egal. Während sein Frauchen zu Hause Kücheneinrichtungen verkaufte, bot er seine Dienste dem Meistbietenden feil. In Vietnam, wo er sich als Söldner verdingte, lernte er dann diese kleine Asiatin kennen und schwängerte sie. Als wenn es da nicht genügend Weiber zum Vögeln gegeben hätte.
Er rutschte auf dem Sitz nach vorne, bis er mit dem Schritt das Lenkrad berührte.
    Plötzlich war Onkel Claudy wieder gut genug. Mijnheer Cluts wollte zurück nach Belgien mit seiner frischgebackenen Familie, aber seine Gespielin und ihr altes Mütterlein bekamen keine Aufenthaltserlaubnis. Na, so was. Außerdem lag Sylvains Küchenprinzessin auf der Lauer. Ja, und da war Onkel Claudy wieder oh so nützlich. Gut genug, um für eine neue Identität zu sorgen, für eine Sterbeurkunde und ein bisschen plastische Chirurgie für schlappe fünfzehntausend Euro. Wer hat das Geld vorgeschossen? Na also. Da besorgt man einem Taugenichts, der sich nirgendwo mehr blicken lassen kann, eine neue Identität, streckt ihm einen Haufen Geld vor, regelt eine Scheinehe und einen Scheintod, und was ist der Dank?
    Verspaille lachte amüsiert auf.
    Leider hattest du die Rechnung ohne Claude Verspaille gemacht, mein lieber Sylvain. Da kommt so ein Kerl, der sich in Vietnam herumgetrieben und auch noch gegen die Amerikaner gekämpft hat, nach Hause und glaubt, alles Gute falle einfach so vom Himmel. Ein einziger läppischer Mord als Dank für ein ganzes neues Leben. Irrtum! Gut, dass du in Vietnam als Söldner mit einer vietnamesischen Nutte und einem Bastard nicht überleben konntest, sonst hättest du dich gleich wieder aus dem Staub gemacht. Stimmt’s, du undankbarer Hund?
    Der ehemalige Staatsanwalt trommelte auf der Nussholzverkleidung seiner Limousine herum. »Wer hat jemals
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