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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang
Autoren: Arthur W. Upfield
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Flußbiegung erreicht, an der das Eingeborenencamp lag. Das Boot befand sich über dem tiefen Loch, das die jährlichen Hochwasser ausgegraben hatten, aber der Spinnköder stand noch im flachen Wasser, als der große Fisch anbiß.
    Die Angelrute bog sich durch, das Ende tauchte ins Wasser. Dugdale ließ die Riemen los und packte die Leine. Sie war zum Zerreißen gespannt. Langsam glitt das Boot rückwärts, wurde vom Fisch gezogen. Ungeduldig wartete Dugdale, daß der Fisch wenden würde, so daß er Leine einholen konnte.
    Das Boot trieb immer schneller. Dugdale war so mit seinem Problem beschäftigt, daß er die aufgeregten Schreie der Eingeborenen nicht bemerkte. Nach dreißig Sekunden drehte der Fisch um und schoß unter dem Boot hinweg flußaufwärts.
    Es gelang Dugdale, rund zehn Meter Leine einzuholen. Dann begann der eigentliche Kampf. Unter den Eukalyptusbäumen wurde es immer finsterer. Die Wolkenbank, die von Westen herantrieb, stand nun im Zenit. Als der Fisch endlich ermattet aufgab, war es völlig dunkel. Langsam zog ihn Dugdale zum Boot. Er ist schwer, dachte er. Es muß ein gewaltiger Fisch sein!
    Endlich hatte er ihn längsseits. Das Boot schwankte, er sah den breiten grünen Rücken, tastete mit dem Fuß nach dem Landungshaken.
    »Das mache ich schon, Boss«, sagte eine Stimme. »Ziehen Sie ihn noch weiter heran – noch ein Stück.«
    Ohne den Fisch aus den Augen zu lassen, sah Dugdale einen muskulösen schwarzen Arm, der nach dem Landungshaken griff.
    Nun ging alles blitzschnell. Das gebogene Ende des Landungshakens glitt unter die Kiemen, das Boot schaukelte, drohte fast zu kentern, als der riesige Fisch an Bord gewuchtet wurde. Später stellte sich heraus, daß er vierzig Pfund wog.
    Jetzt hatte Frank Dugdale Zeit, sich seinen Helfer anzusehen. Der Eingeborene trug lediglich khakifarbene Shorts. Er hatte eine breite Brust, schmale Hüften, kräftige Arme und Beine. Seine Haut war schwarz wie Ebenholz, von der das dichte, schneeweiße Lockenhaar abstach. Er mochte sechzig Jahre alt sein.
    »Ein Prachtbursche«, sagte er, und seine Stimme verriet keinen Stammesdialekt. »Ich sah, mit welcher Kraft er sich wehrte. Da dachte ich, daß Sie vielleicht einige Mühe hätten, ihn allein an Bord zu holen.«
    »Dank für die Hilfe. Ich glaube nicht, daß ich es allein geschafft hätte«, gab Dugdale freimütig zu. »Schicken Sie doch morgen früh jemanden zum Herrenhaus, dann bekommen Sie einen Anteil.«
    »Gut! Ich werde meinen Sohn Ned schicken. Haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist?«
    »Es muß gegen halb neun sein.«
    »Danke. Dann muß ich mich beeilen. Ich habe eine Verabredung.«
    Lautlos tauchte der Eingeborene in den Fluß zurück und verschwand mit kraftvollen Schwimmstößen in der Finsternis, so daß Dugdale nur ahnen konnte, der Schwarze wolle zum Herrenhaus.
    Die übrigen Eingeborenen waren an ihr Lagerfeuer zurückgekehrt. Dugdale entwirrte die Leine und wickelte sie auf. Das Boot trieb in der leichten Gegenströmung, die an der Flußbiegung herrschte, immer weiter flußaufwärts. Einige Minuten benötigte Dugdale noch, den Spinnköder von der Leine zu lösen, anschließend schnitt er sich etwas Tabak für die Pfeife zurecht. Nachdem sie zu seiner Zufriedenheit brannte, legte er sich in die Riemen, lenkte das Boot zur Flußmitte und ließ sich abwärts zum Herrenhaus treiben.
    Es mochten noch hundert Meter bis zur Landestelle sein, als die ersten Regentropfen fielen. Gleichzeitig vernahm er ein helles Schwirren, das mit einem dumpfen Knall endete.
    Dugdale hatte ein derartiges Geräusch noch nie gehört, aber er war keineswegs beunruhigt. Er legte an, stieg aus und machte das Boot fest.
    Während er die Kette mit einem Splint sicherte, hörte er plötzlich am oberen Uferrand das Stöhnen eines Menschen, der sich in höchster Not zu befinden schien. Er richtete sich auf und lauschte: ein dumpfer Schlag, dann Stille.
    Einen Augenblick war er wie gelähmt. In der pechschwarzen Dunkelheit kletterte er das Ufer hinauf. Als e± oben anlangte, brach die Sintflut los. Er lauschte erneut. Beim Gartenzaun knackte ein trockener Zweig. Es klang wie ein Pistolenschuß. In der Ferne zuckte ein Blitz auf. Frank Dugdale sah den ausgetrockneten Teich, dahinter den Gartenzaun. Und an der Gartenpforte eine weißgekleidete Frauengestalt.
    Donner grollte. Dugdale tastete sich durch die Dunkelheit vorwärts. Erneut zuckte ein Blitz. Die weißgekleidete Frauengestalt war verschwunden. Immerhin diente ihm die
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