Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition)
Autoren: Myla Goldberg
Vom Netzwerk:
gelegen wie eine Picknickdecke auf einem Almhügel.
    «Anfang vierter Monat.» Die Stimme ihrer Mutter verriet, dass sie lächelte. «Sie wollten ja gern zwei, nur vielleicht nicht ganz so dicht hintereinander.»
    «Ungeplant, aber nicht unerwünscht», verkündete Warren und nickte bekräftigend.
    Sie hielten bei ihrem traditionellen Straßenrestaurant; das Innere war unverändert, bis hin zu ihrem Stammtisch in der Ecke, allerdings hieß der Laden jetzt nicht mehr Treeview , sondern Jonnie’s , und es schmeckte alles weniger gut – die frittierten Zwiebelringe waren vorgefertigt, die Suppe salziger als früher.
    «Wann warst du zuletzt im Frühling hier?», fragte ihr Vater mit seinem Hamburger in der Hand.
    «Das ist schon eine Weile her», sagte sie. Die Wirkung seiner Munterkeit auf sie ließ nach, wie eine Tablette, die einen dumpfen Schmerz nicht länger betäubt. Celia fiel wieder ein, warum sie gekommen war.
    «Du solltest uns noch mal im September besuchen, wenn die Blätter verrücktspielen», sagte ihr Vater. «Und nimm deinen Freund mit. Der arme Kerl kennt die Gegend hier ja nur tiefgefroren.»
    «Warren –»
    Er winkte ab. «Ich wette, wenn Huck sieht, wie es hier im Herbst ist –»
    «Warren –»
    «Ist schon gut, Nor.»
    Warren legte den Arm auf die Sitzlehne; sein Hemdsärmel zierte Noreens Hinterkopf wie ein pfiffiger Hut. Als Paar verschmolzen Celias Eltern zu einem einzigen Organismus – ein seit Ewigkeiten bestehender Zusammenschluss, dessen Auflösung Celia undenkbar erschien. Über den Tisch hinweg sah sie dasselbe Lächeln in zwei Versionen.
    «Wir freuen uns riesig über deinen Besuch, Cee Cee», sagte Warren. «Wenn man langsam älter wird, lernt man die wirklich wichtigen Dinge zu schätzen, und dass du einfach so herkommst … tja, das bedeutet uns eine ganze Menge.»
    Celia war kurz in Versuchung, sie in ihrem Glauben zu bestätigen, dass sie sich glücklich preisen durften, von ihr mit einem Besuch beschenkt zu werden. Stattdessen sah sie aus dem Fenster. Im Winter hoben sich kahle Äste schwarz vor dem Raureif auf den Hügeln ab, ein Bild von karger Schönheit. Jetzt war alles grün.
    «Gibt es irgendwas Besonderes, was du in der Zeit hier gern unternehmen würdest?», fragte Noreen in einem Ton, als redete sie Celia gut zu, ihre grünen Bohnen zu essen. «In Oswego hat ein neues Restaurant aufgemacht, das könnten wir ausprobieren, und wenn das Wetter mitspielt, wäre es vielleicht ganz lustig, um den See zu wandern, habe ich mir gedacht.»
    «Klar, Mom.» Celia bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen. «Hör zu, es tut mir leid, dass ich gestern am Telefon so kurz angebunden war, aber jetzt, wo ich hier bin –»
    «Ach, nicht doch, Liebes», fiel Noreen ihr ins Wort. «Das verstehen wir voll und ganz. Telefone sind ein Graus, wenn es um Persönliches geht. Telefone …» Sie deutete auf die Tische ringsum. «… Restaurants. Manches bespricht man besser von Angesicht zu Angesicht und in Ruhe. Man darf sich auf keinen Fall unwohl in seiner Haut fühlen.»
    Celias Eltern nickten wie auf Knopfdruck, sie glichen zwei Wackelkopffiguren. Celia öffnete den Mund und machte ihn wieder zu. Den ganzen Flug über hatte sie sich vorbereitet. Die Worte jetzt wieder hinunterzuwürgen fühlte sich an, wie Pillen ohne Wasser zu schlucken.
    «Du hast gefragt, was ich gern unternehmen würde», stammelte sie. «Also, ich hoffe, ich kann Leanne, Becky und Josie auftreiben. Und natürlich Mrs. Pearson.» Sie merkte, dass ihre Hände zitterten, und legte sie in den Schoß.
    Celias Mutter blinzelte. «Du meinst Grace Pearson?»
    «Wer ist Grace Pearson?», fragte Warren.
    «Grace Pearson ist Grace Pearson», erwiderte Noreen. «Die Frau von Dennis.»
    «Ach, du meinst die Mutter von Cee Cees kleiner Freundin –»
    «Djuna», sagte Celia.
    Sie sahen alle drei gleichzeitig aus dem Fenster. Das Frühjahrslaub schloss sich um den Parkplatz zu einer undurchdringlichen Hecke. Vermutlich verbarg sich dicht dahinter ein Geschäft oder ein eingezäunter Vorgarten, aber vom Restaurant aus hatte man den Eindruck, dass die Bäume sich ins Endlose erstreckten.
    «Warum willst du dich mit Grace Pearson treffen?», fragte Noreen mit ihrer Beraterstimme, als wäre Grace Pearson ein College, auf das Celia keine Hoffnungen setzen sollte.
    «Um mit ihr zu reden», sagte Celia. «Mit ihr und allen anderen, die damals mit betroffen waren.»
    Noreen betupfte einen nicht vorhandenen Fleck auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher