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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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Lee-Ann und Sonia gerade bei mir zu Besuch, als es zwei Wochen vor Weihnachten an meiner Türe klingelt. Ich öffne und werde mit einem gesungenen „ Hello !“ nebst strahlendem Lächeln begrüsst. Von einem Müllmann. Der dann das Kunststück vollbringt, immer noch von Ohr zu Ohr zu lächeln und gleichzeitig nach einem christmas bonus , einem Weihnachtbonus, zu fragen. Völlig perplex, stammle ich „nur eine Sekunde, bitte“, schliesse die Tür und wende mich an Lee-Ann, zweifellos mit einem grossen Fragezeichen im Gesicht. „50 Rand“, meint sie. Rund 10 Rand pro Müllmann, das sei so die gängige Rate. Obwohl man eigentlich nicht müsse. Nachdem ich meine Pflicht erfüllt und meine Dankbarkeit gegenüber den Müllmännern ausgedrückt habe, muss ich doch immer noch ein bisschen lächeln. Weihnachtsgeschenke sogar an die Müllmänner, wer hätte das gedacht.
    Als es in der nächsten Woche klingelt und ich draussen das Gebrumm des Müllfahrzeugs höre, rufe ich Beauty hektisch zu, dass sie nur ja nicht die Türe öffnen solle. Ich fürchte, dass sie mich nochmals anpumpen wollen. Erst später geht mir auf, dass dies das falsche Vorgehen ist: So sieht es aus, als wollte ich nichts spenden, und vielleicht wird mein Müll dann nicht mehr mitgenommen, die Mülltonne schlecht behandelt oder ähnliches. Bei den nächsten Gelegenheiten, denn der Spuk dauert noch bis Ende Januar, werde ich die Türe öffnen und freundlich sagen, dass ich meinen Beitrag schon geleistet habe. Viel bessere Strategie.

    „Guten Tag, Mister Frei, mein Name ist Vusi, ich rufe Sie an im Namen von Nedbank. Ich wollte nur noch rasch rückbestätigen, dass Sie 10'000 Rand mit ihrer Kreditkarte von einem Automaten abheben möchten. Dies ist eine ungewöhnliche Transaktion für Sie, aber es ist doch in Ordnung so?“
    „Wie bitte? 10'000 Rand vom Automaten abheben? Nein - nein, das will ich nicht!“
    „Oh... Dann haben wir ein Problem, Sir .“
    Als verfrühtes Weihnachtsgeschenk ruft unsere Bank Lukas auf dem Mobiltelefon an. Es hat sich herausgestellt, dass jemand in oder um Kapstadt seine Kreditkarte kopiert und während ein paar Tagen benützt hat. Jetzt versucht der Gauner also, sich als krönenden Abschluss seiner Diebestour noch rasch einen grösseren Bargeldbetrag zu sichern. Zum Glück ist er dabei zu weit gegangen und das Überwachungssystem der Bank hat sich eingeschaltet. Der Dieb ist natürlich über alle Berge, ein beträchtliches Loch in unserem Bankguthaben und uns in beträchtlicher Aufregung hinterlassend.
    In der Bankfiliale wird Lukas versichert, dass uns das gestohlene Geld von der Bank rückvergütet wird. Unser Fall sei absolut gewöhnlich in Südafrika, das geschehe jeden Tag mehrere Male. Der Filialleiter schnalzt mit der Zunge und erklärt Lukas, dass die Diebe nur die Daten auf dem elektronischen Streifen seiner Kreditkarte kopiert hätten. So hätten sie Ausgaben mit einer anderen Karte, aber auf Lukas’ Rechnung getätigt. Die Gauner wüssten genau, dass sie die gestohlenen Daten nur während ein paar Tagen benützen könnten, bevor es zu heiss wird. Der Bankangestellte rät uns, unsere Kreditkarten nie aus den Augen zu lassen. Insbesondere in den Restaurants müssten die Kellner das mobile Gerät zur Erfassung der Kreditkarte an den Tisch bringe, nie dürften sie die Karte mitnehmen.
    Nun muss Lukas einfach seine Kreditkarte vernichten und warten, bis die Bank eine neue ausgestellt hat. Da uns der fehlende Betrag ja rückvergütet wird, bleibt uns also nur ein bisschen administrativer Aufwand. Wir sind beide hocherfreut über so viel Kulanz und Kundenfreundlichkeit der Bank. Doch schlagartig wird uns klar, warum sich die Bank so grosszügig zeigen kann: Diese Rückvergütung haben wir bereits im Voraus in Form von Bankgebühren bezahlt. Die sind in Südafrika nämlich exorbitant hoch!
    Mir ist schleierhaft, warum die Banken nichts gegen den Missbrauch von Kreditkarten unternehmen. Wie jedem Kunden hier im Lande auffällt, wird die Unterschrift auf der Kreditkarte nie mit der Unterschrift auf dem Beleg verglichen. Das öffnet dem Kreditkartenbetrug Tür und Tor! Und die Banken hätten es in der Hand, die korrekte Praxis für Kreditkartengeschäfte einzuführen, die andernorts gilt. Sie müssten nur die Bezahlung von Belegen zurückweisen, die nicht dieselbe Unterschrift tragen wie die vom Kreditkarteninhaber hinterlegte. Sobald die einzelnen Geschäfte dafür zur Verantwortung gezogen würden, wäre diese
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