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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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und würde wahrscheinlich sogar diesen Zufluchtsort bald unsicher machen.
    Und auf dem Bildschirm hatten zwei Menschen direkt an ihn appelliert.
    Graydon Fletcher sagte ihm, dass er ihn liebe und hoffe, er werde den Namen der Familie achten, indem er zu denen zurückkehrte, denen er etwas bedeutete. Er werde tun, was er könne, um seinem Sohn zu helfen, und sei sicher, dass Nelson das Richtige tun wolle.
    Und dann Elisa. Sie blickte direkt in die Kamera und sagte: »Nelson, bitte komm zu mir zurück. Ich brauche dich.«
    Sie weigerte sich, die Fragen der Reporter zu beantworten, die von ihr wissen wollten, wie in Gottes Namen sie dazu kam, den Mann wiedersehen zu wollen, der für so viel Böses verantwortlich war.
    Böses.
    Hatte schon mal jemand die Kinder gefragt, ob ihr Leben unglücklich gewesen war?
    Was wäre aus Troy geworden, wenn ihn seine drogensüchtigen Eltern aufgezogen hätten? Wäre sein Leben dort auch nur halb so glücklich gewesen wie bei Roy? Nie und nimmer. Womöglich wäre der Junge irgendwann bei der Explosion einer häuslichen Meth-Küche in die Luft geflogen.
    Und Aaron. Einen kiffenden Musiker als Vater und eine winselnde Versagerin als Mutter – eine Frau, die bei Stress zur Schnapsflasche griff. Dieser Junge sollte es bei Roy schlechter getroffen haben? Lächerlich.
    Carrie, aufgezogen von einem jähzornigen Mann, der ihre Mutter hasste? Das konnte mit der Zeit nur Probleme geben.
    Genie. Jenny. Na ja … unglücklich war sie in ihrer neuen Familie nicht. Dafür hatte Nelson gesorgt.
    Es war wichtig, in seiner Familie glücklich zu sein. Er war leidenschaftlich gern ein Fletcher gewesen, doch jetzt konnte er nicht einmal mehr den Namen benutzen.
    Er dachte an die Menschen, die er hier kennengelernt hatte. Männer, die ihre Geschäftspartner geprellt und fluchtartig das Land verlassen hatten. Männer, die sich vor Alimenten und Unterhaltszahlungen für ihre Kinder drücken wollten. Drogenbarone im Ruhestand. Oh, es gab auch eine Menge anständiger Leute, und das Land war schön, doch … mit den anständigen Leuten würde er nichts zu tun haben. Warum über die anderen und deren Vergangenheit klagen? Hier gab es keine echte Kriminalität.
    Keine echte Familie.
    Keine Elisa. Er konnte sich in der Antarktis verkriechen, und sie hätte ihn immer noch in der Hand.
    Er konnte so nicht leben.
    Er hatte niemanden umgebracht. Vermutlich konnte auch niemand beweisen, dass er Mordpläne geschmiedet hatte. Cleo würde das vielleicht behaupten, doch was bedeutete schon ihr Wort gegen seines? Er könnte immer noch sagen, er habe Jenny erst wiedergesehen, als sie schon älter war, und sie nicht erkannt. Und wie schwer hatte er darum gekämpft, Mason freizubekommen!
    Wenn es hart auf hart kam und er ins Gefängnis musste, würde ihn Elisa vielleicht trotz allem besuchen. Oder sogar auf ihn warten!
    Sie brauchte ihn. Diese Worte gaben den Ausschlag.
    Er rief an.

59. KAPITEL
     
    DIENSTAG, 16. MAI, 22:00 UHR SÜDFRANKREICH
     
    Dexter Fletcher stieg aus dem gebrauchten Renault, den er unter falschem Namen gekauft hatte, und stapfte den gepflasterten Weg zu dem kleinen Landhaus entlang. Der Ort war ideal, um abzuwarten, bis sich der ganze Aufruhr gelegt hatte.
    Eine sanfte Brise brachte den Duft einer nahe gelegenen Wiese mit sich. Meilenweit um das Häuschen und seine Nebengebäude herum gab es keine anderen Häuser. Ruhe und Abgeschiedenheit. Er sehnte sich nach beidem.
    Vor ein paar Jahren war er mit Cleo hier gewesen und wusste, dass es unter all ihren sicheren Häusern eines ihrer liebsten war. Es barg schöne Erinnerungen für ihn.
    Cleo hatte einen speziellen Türknauf eingebaut, der keine Codes las, sondern Fingerabdrücke und wesentlich sicherer war als ein Zugangssystem mit Tastatur. Außerdem brauchte man keinen Schlüssel. Er fürchtete lediglich, dass sie ihn von der einprogrammierten Benutzerliste gelöscht haben könnte.
    Er umfasste den Türknauf und drückte erst den rechten Daumen und dann den linken Zeigefinger auf die Lesefläche. Sowie er ein sattes Klicken vernahm, drehte er den Knauf.
    Als er lächelnd auf die druckempfindliche Platte auf der anderen Seite der Schwelle trat, war sein letzter Gedanke: Die gute alte Cleo sorgt doch immer für Onkel Dex.
    Seine DNA wurde noch einen halben Kilometer weit weg in den Trümmern gefunden.

60. KAPITEL
     
    FREITAG, 16. JUNI, 22:00 UHR LAS PIERNAS
     
    Mason Fletcher hätte vielleicht noch ein Jahr oder länger im Gefängnis verbracht,
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