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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
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Klügste, was du tun kannst, ist, mich bei Laune zu halten. Ich mag dich lieber als die Jungen, weißt du. Ich finde, du hast Potenzial. Du könntest das gewisse Etwas haben. Vielleicht behalte ich dich als mein Töchterchen und bringe dir all das bei, was man mir beigebracht hat.«
    Genie wurde speiübel.
    Cleo ließ sie nicht aus den Augen. Sie fasste in ihre Jackentasche, zog ein paar Fetzen Papier heraus und verstreute sie über Dads Leiche wie Blütenblätter. »Zum Beispiel, dass du den Brief geschrieben hast. Ich hasse dieses Miststück Irene Kelly, aber nicht jedes Mädchen wäre auf diese Idee gekommen.«
    Genie sah aus dem Augenwinkel, wie die Lämpchen auf der Tafel neben dem Bett die Farbe wechselten, und flehte zu Gott, dass die Jungen nicht zurückkamen. Sie musste Cleo ablenken.
    »Woher weißt du, dass Dad – äh, Roy – meinen Vater umgebracht hat?«
    Cleo lachte. »Er soll deinen Vater umgebracht haben? Oh nein. Ich habe deinen Vater umgebracht.« Sie musterte den Toten auf dem Bett. »Deine beiden Väter. Hab sie eiskalt überrumpelt. Roy hat nicht erwartet, dass ich ihn mit einer ungeladenen Waffe niederschlage. War völlig baff. Dadurch konnte ich ihm ganz einfach das Genick brechen. Eigentlich müsste ich dir dankbar dafür sein, dass du mir geholfen hast, das Unerwartete zu tun. Aber jetzt sei so lieb und sag mir, wo meine Munition ist, und wenn wir erst mal von hier verschwunden sind, bringe ich dir bei, besser zu schießen als alle Jungs.«
    Genie ergriff die Gelegenheit. »Dann weißt du also, dass wir auch die anderen zwei Pistolen gefunden haben?«
    Cleos Lächeln nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Die im Schreibtisch und die im Wandschrank, ja. Ich nehme an, die im Wandschrank hast du gefunden, als ihr eure Jacken aufgehängt habt. Und die andere, als du Briefmarken gesucht hast?«
    Genie nickte.
    »Was hast du noch gefunden?«
    »Einen Umschlag«, antwortete sie, als wüsste sie nichts von der Pistole in der Küche.
    Cleo schwieg und lauschte. Genie hörte nach wie vor das Motorgeräusch des Geländewagens, der im Leerlauf vor dem Haus stand.
    Cleo warf einen Blick auf die Alarmlämpchen. »Verflucht noch mal!«, brüllte sie und stürzte auf Genie zu.
    Genie wandte sich um und lief in Richtung Treppe.

57. KAPITEL
     
    MITTWOCH, 3. MAI, 15:28 UHR SAN BERNARDINO MOUNTAINS
     
    Wir schlichen uns rasch, aber vorsichtig die Einfahrt entlang. Noch ehe wir den Geländewagen sahen, hörten wir vor dem Haus seinen Motor laufen. Wir wollten zwar nicht riskieren, von Cleo erschossen zu werden, doch ebenso wenig wollten wir tatenlos zusehen, wie Genie von Roy und Cleo verschleppt wurde.
    »Vielleicht liegt sie verletzt im Haus«, sagte Caleb besorgt.
    »Die Leute vom Sheriff’s Department müssen in ein paar Minuten da sein.«
    »Das könnte ein paar Minuten zu spät sein.«
    »Wir brauchen eine Strategie«, sagte ich.
    Er sah mich an. »Was zum Beispiel?«
    »Ich habe über diese Sprengfalle nachgedacht. Vielleicht könnten wir Genie irgendwie rausholen, aber Cleo und Roy drinnen festhalten und dann die Sprengfalle scharf machen, damit das ganze Haus zu einer Art Knast wird, bis die Polizei kommt.«
    »Klingt gut«, sagte er und ging weiter.
    Ich war nicht ganz so zufrieden, weil wir noch nicht ausgearbeitet hatten, wie wir Genie rausholen, aber Cleo und Roy drinnen festhalten wollten, doch konkrete Vorschläge hatte ich auch keine zu bieten.
    Wir waren noch ein Stück weit vom Haus entfernt, als wir den Schrei hörten – den schrillen Schrei eines Kindes, einen Laut absoluten Schreckens. Von da an waren wir nicht mehr so vorsichtig.
    Erst als wir an der offenen Haustür anlangten, vernahmen wir Stimmen, nämlich die von Cleo und Genie, und zögerten, da keiner von uns irgendeine Waffe hatte.
    Dann hörten wir, wie Cleo »Verflucht noch mal!« brüllte und jemand loslief. Wir sahen Genie am oberen Treppenabsatz ankommen und Cleo nach ihr greifen. Damit war die Sache entschieden, und wir stürmten auf die Treppe zu.
    Caleb war vor mir und eilte in Richtung des kämpfenden Paares. Genie hatte ein Messer aus der Jacke gezogen und ging damit auf Cleo los, die sich mit dem Unterarm schützte und dort einen Stich abbekam. Obwohl sie aufschrie, schien sie nicht schwer verletzt zu sein, sondern packte im Gegenzug brutal Genies Handgelenk. Genie ließ das Messer fallen, doch mittlerweile hatten wir es die Treppe hinauf geschafft, und Caleb stieß es mit einem Tritt weg, worauf es über die Kante
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