Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
Bett knarren. Es war nicht schwer, herauszufinden, was Cleo so wütend machte. Sie nannte Dad einen Lügner und behauptete, er habe sie reingelegt. Sie benutzte eine Menge schlimmer Ausdrücke und sagte, niemand solle glauben, er könne ihr dumm kommen. Sie wusste, dass die Kinder weg waren, und sagte, sie würde auch bald weg sein und ihn hierlassen, damit er alles erklären könnte. Darüber musste sie lachen, doch schon bald fing sie wieder an zu brüllen. Sie sagte, sie hätte ihn geliebt und ihn und seine elenden Kinder gerettet, und so würde er es ihr nun vergelten.
    Genie blendete das meiste aus, was Cleo sagte, während sie überlegte, dass sie eventuell doch nicht mit dem Messer auf Cleo losgehen musste. Sie war zwar wütend auf sie, aber wenn Cleo wegging, wären sie vielleicht alle in Sicherheit. Sie würde einfach warten, bis Cleo das Haus verließ, und dann Dad sagen, dass sie hier war.
    Die Schlafzimmertür flog auf, ehe Cleo sie wieder zuknallte und mit zwei schweren Reisetaschen am Wandschrank vorbeigestapft kam. Sie blieb stehen, drehte sich um und stellte sich vor die Schranktür. Genie hielt den Atem an. Cleo schlug die Tür mit einem Schulterstoß zu. »Diese verfluchten Kinder haben alles durcheinandergebracht«, brummte sie.
    Dann ging sie die Treppe hinunter.
    Genie wartete, bis sie die Haustür gehen hörte, drückte die Schranktür wieder auf und spähte vorsichtig hinaus, in der Angst, dass Cleo ihr vielleicht auflauerte.
    Sie hörte das Garagentor aufgehen, dann das Geräusch, das die Alarmanlage des Geländewagens von sich gab, wenn man sie mit der Fernbedienung am Schlüssel ausstellte, und schließlich die Türen aufspringen. Sie schob das Messer wieder in die Jackentasche, hastete den Flur entlang und öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
    Schlagartig wurde ihr klar, warum Dad nichts erwidert hatte. Er war mit Isolierband ans Bett gefesselt und hatte über Augen und Mund weitere Streifen davon kleben. Über Bauch und Beinen lag ein Laken, doch ansonsten war er nackt.
    Eilig trat sie an seine Seite. »Daddy, ich bin’s, Genie. Keine Sorge, ich helfe dir. Ich reiße dir jetzt das Klebeband vom Mund, aber bitte sag nichts, auch wenn es wehtut.«
    Sie hörte, wie unten der Geländewagen angelassen wurde und rückwärts aus der Garage fuhr.
    Zaghaft griff sie nach einer Ecke des Klebebands. Seine Haut war kühl. Sie zog rasch an dem Band und entschuldigte sich, als es sich ruckartig löste.
    Sein Kiefer fiel nach unten, doch er sprach kein Wort, sondern lag nur mit offenem Mund da. Genie beugte sich über ihn, spürte jedoch weder warmen Atem, noch vernahm sie das geringste Geräusch. In zunehmender Panik drückte sie ein Ohr auf seine nackte Brust. Sie war kalt und still – kein Herzschlag.
    Als sie entsetzt zurückwich, sah sie die Schwellung an seiner Schläfe und die Beretta Cleos auf dem Fußboden liegen.
    Genie stieß einen Schrei aus, einen Laut, der von irgendwo tief aus ihrer Brust kam und der laut und lang und voller Entsetzen war.
    »Er hat natürlich nicht damit gerechnet«, sagte Cleo von der Tür her.
    Als sie Genies fassungsloses Gesicht sah, lachte sie. »Na los, schrei noch mal.«
    Genie schloss mit zitternden Lippen den Mund und presste die Knie zusammen, damit die Beine nicht unter ihr nachgaben. Sie sah zu der Beretta und beförderte sie mit einem Tritt unters Bett. Dabei schob sie die Hände in die tiefen Taschen ihrer Jacke und umfasste den Messergriff.
    »Oh, das ist ja interessant«, sagte Cleo und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Du hast nicht versucht, sie aufzuheben und damit auf mich zu schießen. Könnte es vielleicht sein, dass du diejenige warst, die die Kugeln rausgenommen hat? Ist dir klar, dass Roy … ich weiß, dass du ihn deinen Vater nennst, aber hast du gewusst, dass er deinen richtigen Vater hat umbringen lassen?«
    »Halt die Klappe, du Lügnerin!«, kreischte Genie.
    »Ich bin wahrscheinlich seit fünf Jahren die Erste, die dir die Wahrheit sagt, und du schimpfst mich eine Lügnerin?«
    Cleo trat weiter ins Zimmer. Genie wich zurück.
    »Aber ich schweife ab«, sagte Cleo. Sie lächelte Genie an, ehe sie nach hinten fasste und mit einem Finger über Dads Gesicht fuhr. »Er sieht erstaunt aus, findest du nicht?«
    Genie schob sich in Richtung Tür.
    »An deiner Stelle würde ich das nicht versuchen«, sagte Cleo. »Selbst wenn ich dir einen Vorsprung geben würde, könnte ich dich einholen und mit dir das Gleiche machen wie mit dem lieben Roy. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher