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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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und ihre vielen Freunde bei den New Yorker Medien hatten ihren großen Tag.
    Und als reichte das alles nicht schon aus, um mich eine ganze Packung Magentabletten schlucken zu lassen, warteten am nächsten Tag Berge von Berichten und anderem Papierkram auf mich. Eine weitere Tracht Prügel von D-Rays Großmutter wäre mir lieber gewesen.
    Als mich der Polizist vor meinem Wohnhaus in der West End Avenue absetzte, war ich so erschöpft vor Übermüdung, Anspannung und Sorge über das, was vor mir lag, dass ich eher zur Tür taumelte als schritt. Ich sehnte mich nach ein paar Stunden friedvollen Schlafs wie ein verdurstender Mensch nach dem ersten Schritt in eine Oase, nachdem er tagelang durch die Wüste gerobbt ist.
    Doch die Oase erwies sich als Fata Morgana. Gleich als Erstes schien Ralph, der dominikanische Portier, sauer zu sein, weil ich ihn wecken musste. Ich mochte Ralph, doch ich war nicht in der Stimmung für engstirniges Verhalten, was ich ihm mit meinem Blick deutlich machte.
    » Wenn Sie jemals Ihre Stelle wechseln wollen, Ralph, lassen Sie es mich einfach wissen«, sagte ich.
    Er senkte reumütig den Blick. » Harte Nacht, Mr. Bennett?«
    » Sie werden morgen in der New York Times darüber lesen.«
    Als ich endlich die dunkle Wohnung betrat, empfand ich das Knirschen der Malstifte und des Polly-Pocket-Schutts unter meinen Füßen wie einen Willkommensgruß. Ich kratzte noch genügend Energie zusammen, um meine Dienstwaffe und die Munition im Waffentresor im Flurschrank zu verstauen. Anschließend brach ich völlig erledigt auf einem der Barhocker an der Küchentheke zusammen.
    Wäre meine Frau Maeve noch hier, stünde sie jetzt genau hier am Herd und reichte mir eine kalte Flasche Bier, während etwas Wunderbares – Hähnchenflügel oder Cheeseburger – vor sich hinbrutzelte. Mit göttlicher Polizistengattinnenweisheit wüsste sie, dass das einzige Allheilmittel für die grausige Realität auf der Straße Fett, kaltes Bier, eine Dusche und ein Bett waren, in dem sie wärmend neben mir lag.
    Ein seltsamer Moment der Klarheit bohrte sich in meinen müden Kopf, als mir bewusst wurde, dass sie nicht nur meine große Liebe gewesen war, sondern mich geradezu am Leben erhalten hatte. In Nächten wie dieser, den wirklich üblen, hatte sie stundenlang zugehört, wenn ich reden musste, und mich verstanden, wenn ich es selbst nicht tat.
    Im Moment sehnte ich mich nach nichts mehr als nach ihren Fingern, die meinen Nacken streichelten, während sie sagte, ich hätte mein Bestes getan. Und dass man manchmal nichts tun könne. Ich würde ihre Hüfte mit meinen Händen umfassen, und mit ihrem Zauber würden all meine Zweifel, meine Schuldgefühle und meine Anspannung verschwinden.
    Maeve war mittlerweile fast ein Jahr tot, und die ganze Zeit über hatte ich keinen Weg gefunden, damit zurechtzukommen – nur neue Wege, sie zu vermissen.
    Einmal war ich zur Beerdigung eines Mordopfers gegangen. Seine Mutter hatte ein Gedicht von Edna St.Vincent Millay zitiert. Wie ein Lied schwebte es mir in letzter Zeit durch den Kopf.
    Nieder, nieder, nieder in das Dunkel des Grabes gehen sie, die Schönen, die Zärtlichen, die Guten … Ich weiß. Doch ich billige es nicht. Ich kann und will mich nicht abfinden damit.
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch ohne dich weiterleben kann, Maeve, dachte ich. Mein Kopf sank nach vorn, auf meine Unterarme.
    Ich zuckte aber sofort wieder zurück, als ich merkte, dass meine linke Hand auf etwas Klebrigem lag. Ich untersuchte das Zeug, schnüffelte daran und kostete es schließlich: Traubengelee. Nur vom Feinsten, doch leider klebte es nicht nur an meiner Hand, sondern auch am Jackenärmel.
    Ohne dich zu leben ist nicht das Einzige, was nicht geht, sagte ich Maeve, während ich mich auf meine müden Beine stellte und nach einem Papiertuch suchte.
    Wie werde ich mich jemals so gut um die Kinder kümmern, wie du es getan hast?

2
    Stimmt, ich war eine hoffnungslose Niete, was den Haushalt betraf. Ich fand nicht einmal ein Papiertuch. Ich wusch das Gelee so gut mit Wasser ab, wie ich konnte, und hängte die Anzugjacke in einen Schrank zu einigen anderen Kleidungsstücken, die auf ihren Ausflug in die Reinigung warteten. Mein Glück schien sich zu wenden, als ich einen Blick in den Kühlschrank warf. Auf einem mit Zellophan abgedeckten Teller warteten überbackene Makkaroni, und in der Getränkeschublade fand ich unter einem halb vollen Karton Capri Sonne eine Dose kaltes Bier. Ich brachte die
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