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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig
Autoren: Jason Dark
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Signore.«
    Sid Arnos nickte und betrachtete die Fassade. Nach einigen Sekunden hörte er das Lachen und die Frage des Fahrers. »Sieht nicht gerade gut aus, wie?«
    »Stimmt.«
    »Ich möchte hier nicht wohnen.«
    Arnos hob die Schultern. Er lauschte für einen Moment dem Plätschern der Wellen. »Manchmal kann das Äußere auch täuschen, wenn Sie verstehen.«
    »Si.« Der Mann stand da mit offenem Mund. Er zupfte an seiner dunkelblauen Pudelmütze und sagte: »Si, Sie haben recht. In meinem Job erfährt man so einiges. Wie ich hörte, ist der Palazzo renoviert worden. Ich habe auch Handwerker gesehen.«
    »Stimmt.«
    Der Mann pfiff durch die Zähne. »Dann kann ich davon ausgehen, daß Sie damit zu tun haben? Weshalb hätten Sie sich sonst herfahren lassen?«
    »Nicht direkt. Ich will ihn mir nur einmal anschauen.« Arnos suchte nach Geld. »Nehmen Sie auch englische Pfund?«
    »Klar. Wo es mit unserer Währung so bergab geht.«
    »Ein Bekannter hat den Palazzo gekauft.«
    Der Fahrer staunte. »Ein Engländer?«
    »So ist es.«
    Das Lachen hallte in Sids Ohren wider. »Das… das… habe ich mir gedacht.« Der Mann zog die Nase hoch. »Wenn schon jemand das Ding kauft, kann es nur ein Ausländer sein.«
    »Warum?«
    Die dunklen Knopfaugen des Mannes starrten Sid Arnos an. »Schon gut, es war nur so dahingesagt.«
    Das glaubte Sid nicht. Er lächelte und holte eine weitere Banknote aus seiner Hosentasche. Das Geld würde dem Italiener schon die Zunge lockern, davon ging er aus. »Erzählen Sie mir, was Sie über den Bau hier wissen.« Er grinste müde. »Es bleibt ja unter uns.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Ich bin auch für das Wenige dankbar.« Arnos drückte dem Mann das Geld in die rechte Hand.
    Der Fahrer schaute für einen Moment darauf, hob die Schultern. Dann ließ er die Scheine verschwinden. »Nun ja, man erzählt sich so allerhand.«
    »Und die Leute reden viel.«
    »Das können Sie sagen.«
    »Was spricht man denn so?«
    »Nun ja, schauen Sie sich um, Signore. Hier hat jedes Bauwerk seine Geschichten. Auch dieser Palazzo hier macht keine Ausnahme.« Er krempelte den Saum seiner Mütze höher. »Er heißt Palazzo Ferrini, und den Ferrinis sagt man gewisse Dinge nach.«
    »Welche denn?«
    »Weiß ich auch nicht genau. Es ist ein sehr altes Geschlecht. Man spricht von magischen Praktiken, von Alchimie und Zauberei. Dinge, die ins Mittelalter gehören.«
    Arnos gab dem Mann recht. »Aber trotzdem wird heutzutage darüber geredet, denke ich.«
    »Stimmt schon.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    Der Mann stöhnte, als hätte er schon zuviel gesagt. »Nun ja, ich weiß nicht, wie viel Ihr Freund für das Haus bezahlt hat, aber sehr teuer kann es nicht gewesen sein.«
    »So etwas ist relativ. In der Tat ließ es sich bezahlen.«
    »Und das bei den Preisen hier!«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Daß die Einheimischen den Palazzo nicht kaufen wollten, obgleich er ihnen angeboten wurde.«
    »So meinen Sie das.«
    »Und so was läßt tief blicken.« Der Fahrer trat näher an seinen Gast heran. »Das Gebäude ist den Einheimischen unheimlich. Da ist etwas in ihm, mit dem sie nicht zurechtkommen, müssen Sie wissen. Aber fragen Sie mich nicht, was es genau ist. Ich kann Ihnen das nicht sagen. Es gibt Gerüchte, mehr nicht.«
    »Haben die auch einen Namen?«
    Der Angesprochene senkte den Kopf.
    »Kommen Sie, Mann! Jetzt haben Sie mir schon so viel gesagt, jetzt können Sie mir den Rest auch noch erzählen.«
    Der Fahrer nickte. »Die Gerüchte haben einen Namen. Man spricht von einem Blutspuk.«
    »Aha.«
    »Mehr sagen Sie nicht?«
    »Nein, warum?«
    »Aber es ist nicht einfach für Sie, darüber hinwegzugehen. Das bringt schon Probleme mit sich.«
    Sid Arnos grinste. »Falls man abergläubisch ist.«
    »Weiß ich nicht, ob man dazu abergläubisch sein muß. Doch das ist nicht mein Problem.«
    »Klar. Jedenfalls bedanke ich mich für die Auskünfte.« Arnos hatte genug gehört. Er wollte das Haus endlich von innen sehen.
    Das Boot hatte den Rand der Anlegestelle nicht verlassen. Träge schwappte das Wasser in dem Kanal, und das Boot schaukelte im selben Rhythmus, trotzdem war es für den Fahrgast leicht, trockenen Fußes auszusteigen. Arnos winkte seinem gesprächigen Fahrer zu, bevor er sich dem Haus zuwandte. Er konnte nicht behaupten, sich sehr wohl zu fühlen. Die Worte hatten ihn schon aufgewühlt. Er dachte immer wieder über sie nach, während das Boot davonfuhr.
    Arnos kam sich einsam vor in diesem
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