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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele
Autoren: Kim Harrison
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gelegt waren. Durch den Schleier der Energie, die ihn band, hörte er das Geräusch von fließendem Wasser und Vogelgezwitscher. Musik. Ein kleines Orchester. Etwas stimmte absolut nicht. Und als seine Augen sich auf den Vollmond über den duftenden Kiefern richteten, verschwand sein Lächeln in einer Welle von Sorge. Heiratet das Flittchen etwa?
    Ein sanftes Räuspern ließ ihn sich umdrehen.
    »Ceridwen«, sagte er und erlaubte einem Hauch seiner schlechten Stimmung, in seiner Stimme mitzuklingen. Aber dann zögerte er. Sie war absolut atemberaubend, wie sie da im Schein einer Lampe stand, umgeben von umherflatternden Schmetterlingen. »Ceri, du bist außergewöhnlich schön.« Verdammt bis die zwei Welten kollidieren, sie heiratet. Gleich. Er hatte zu lange gewartet. Also heute Nacht, oder niemals.
    Die zarte Frau vor ihm ließ bescheiden eine Hand über das Kleid gleiten, das klar erkenntlich ihr Hochzeitskleid war, strahlend weiß und gesäumt in den Familienfarben Kastanienbraun und Gold. Ihr blondes Haar war auf ihrem Kopf zusammengefasst, aber ein paar einzelne Strähnen hingen kunstvoll herunter. Sie war blass und schlank, mit großen, grünen Augen und einem schmalen Kinn. Wenn schon aus keinem anderen Grund, wäre sie schon allein dadurch einmalig unter den überwiegend asiatischen Frauen, die den Dämonenvertrautenmarkt beherrschten, und deswegen würde sie einen hohen Preis erzielen. Aber das war nicht der Grund, warum er so behutsam um sie geworben hatte.
    Obwohl sie ihre Augen züchtig gesenkt hatte, wusste sie, dass sie schön war, schwelgte darin und hielt das in ihrer Eitelkeit für den Grund, warum er so aufmerksam und freund lich zu ihr war. Er hatte ihr die wahren Gründe dafür verborgen, warum er ihren Beschwörungen bereitwillig folgte und ihre Forderungen nach Wissen erfüllte, wo jeder andere mit Zorn und Drohungen konfrontiert worden wäre angesichts der Dreistigkeit, zu clever zu sein, um gefangen zu werden, und deswegen für Algaliarept nur eine Zeitver schwendung darzustellen. Sie trug den Nachnamen Dulciate. Das war einer der begehrtesten Vertrautennamen im Dämo nenreich. Wenn die Burg hinter ihr allerdings das Niveau war, auf das die Elfen abgesunken waren, dann gab es nicht mehr viel, an dem man Rache nehmen konnte. Selbst wenn sie hässlich wäre, könnte er mehr für sie bekommen als für sieben gut ausgebildete Vertraute. Und sie war – das war ihm zu verdanken – gut ausgebildet, und gleichzeitig ärgerlicherweise clever und vorsichtig. Hoffentlich nicht vorsichtig genug, dachte er und ballte seine Hände in ihren weißen Handschuhen.
    Hinter ihr auf dem geschnittenen Gras stand ein runder Steintisch, übersät mit ihren goldenen Tarotkarten, was ein klares Zeichen dafür war, dass sie erregt war. Sie wusste, dass er wenig von ihnen hielt. Er hatte ganze Sommer damit verbracht zu versuchen, sie von ihrem Einfluss zu lösen, und hatte versagt, selbst nachdem er ihr bewiesen hatte, dass sie Falsches vorhersagten, wenn sie Ratschläge bei einer Macht suchte, an die er nicht glaubte. Hinter dem Garten erhob sich die grau ummauerte Burg ihrer Familie. Gemessen an dem asiatischen Maßstab, den er so schätzte, war sie erbärmlich, aber in dieser abergläubischen kulturellen Wüste war das der Gipfel der Gesellschaft. Wo er in Asien eine Gesellschaft der Wissenschaft aufgebaut hatte, hatten Rivalen Europa mit Aberglauben überflutet, um seinen Erfolgen nachzueifern.
    Vom um die Burg herum laufenden Balkon aus beobachteten aufgetakelte Frauen alles, während die Dunkelheit über den Tag siegte und die Schmetterlinge langsam verschwanden. Als Mitglied des elfischen Königshauses war es Ceridwens Recht, Dämonen zu beschwören. Es wurde erwartet und sogar gefördert, bis sie einen Ehemann nahm. Die Tradition gebot, dass die zukünftige Herrscherin so viel wie möglich in den arkanen Künsten lernen sollte. Genauso wurde erwartet, dass ihre Stellung ihr, wann immer sie es wünschte, die Privatsphäre gewährte, die es dafür brauchte. Also warteten ihre aufgeregten Kammerfrauen im Fackelschein und hielten Ceris kleine Hunde an der Leine, die ihn aufgebracht anbellten. Sie kannten die Gefahr, und es war wunderbar ironisch, dass niemand auf sie hörte.
    Algaliarept schaute genauer hin und beurteilte ihre Aura, um zu sehen, ob ein Rivale auf seinem Gebiet gewildert hatte, was die dreimonatige Pause erklären würde. Ceridwens Aura war allerdings genau so, wie er sie zum letzten Mal gesehen
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