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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose
Autoren: Margie Orford
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Kofferraum. Er machte sich nicht die Mühe aufzusehen.
    »Da ist jemand.« Shipanga legte die schwielige Hand auf den Arm des Mannes. »Auf der Schaukel.«
    »Melden Sie das Darlene Ruyters. Sie wird sich darum kümmern.« Erasmus nahm den Aktenkoffer aus dem Kofferraum.
    »Es ist ein Kind, Sir.« Shipanga spürte, wie sein Zorn wieder aufflammte, und stellte sich dem Mann in den Weg. »Noch so ein Junge.«
    »So wie die anderen?« Jetzt sah Erasmus den Hausmeister an.
    Shipanga nickte. Erasmus ging auf den abgeschlossenen Spielplatz zu, öffnete das Tor und gab damit den Blick auf die Gestalt auf der knallgelben Schaukel frei.
    »Wer hat ihn hergebracht?« Schweiß perlte auf Erasmus’ Stirn.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Der erste in der Stadt«, sagte Erasmus und klappte sein Handy auf. Er rief einen Krankenwagen, als wollte er wenigstens die Illusion einer Hoffnung aufrechterhalten. »Sie warten vorn auf die Polizei, Herman. Ich bleibe hier. Und lassen Sie niemanden auf das Schulgelände.«

    Als Shipanga auf das Schultor zuging, spürte er den starren Blick des Leichnams als unheilvolles Kribbeln in seinem Rücken. Der bleierne Himmel versilberte den Lieferwagen, der sich dem Tor näherte. George Meyer, wie jeden Morgen der Erste, kurbelte das Fenster herunter. »Was ist passiert?«, fragte Meyer.
    »Ein Unfall«, erklärte Shipanga. »Auf dem Spielplatz. Wir warten ab, was die Polizei dazu sagt, Mr Meyer.«
    »Danke«, sagte Meyer. Er sah kurz auf den kleinen rothaarigen Jungen auf dem Sitz neben ihm. Oscar renkte sich halb den Hals aus, um festzustellen, was los war. Mrs Ruyters war Oscars Lehrerin. Ihr Auto war schon da. So weit stimmte alles. Aber dass Herman Shipanga sie am Schultor aufhielt, stimmte nicht, selbst wenn sein vertrautes Lächeln wie ein tröstlicher weißer Blitz aus seinem Gesicht strahlte.
    Ein brandneuer Mercedes Benz kam quietschend hinter ihnen zum Stehen. Herman Shipanga trat vor, und im selben Moment schoss ein Mann aus dem Fahrersitz und bohrte den Zeigefinger seiner rechten Hand in die Brust des Hausmeisters. Shipanga knackte mit den Knöcheln und wich keinen Zentimeter. Nach zwanzig Jahren auf verschiedenen Fischtrawlern konnte es ein manikürter Mann, der seine Tage in einem geheizten Büro verbrachte, nicht mit ihm aufnehmen.
    »Warum blockiert dieser Wagen den Weg?«, wollte der Mann wissen.
    »Heute ist keine Schule, Mr Goagab«, sagte Shipanga. »Sie müssen leider hier warten. Es gab einen Unfall auf dem …«
    »Ich will mit Mr Erasmus sprechen.« Goagab zückte sein Handy. Bevor er die Nummer wählen konnte, erschien Erasmus, von dem Tumult aufgeschreckt.
    »Erklären Sie mir das, Erasmus!«, rief Goagab ihm entgegen. »Warum darf ich meine Söhne nicht absetzen? Ich verlange eine Erklärung.«
    »Verzeihen Sie, Mr Goagab, aber Sie werden warten müssen.
Wir werden alle warten müssen. Die Polizei ist schon unterwegs. Sie wird alles Weitere entscheiden.«
    Zu seiner Erleichterung sah Erasmus bereits ein Blaulicht durch den Dunst scheinen. Zwei Wagen hielten an. Aus einem weißen Geländewagen stiegen zwei Männer. Elias Karamata war dunkelhäutig, kahlrasiert und kompakt, und der leichte Ansatz eines Bierbauches drückte gegen sein steif gebügeltes, khakifarbenes Hemd. Kevin van Wyk war leichtfüßig, blond und seine Bewegungen wirkten präzise. Bei passender Beleuchtung hätte er als Filmstar durchgehen können.
    »Wer ist verantwortlich?« Erasmus blickte von einem zum anderen.
    Eine Frau hievte sich aus dem anderen Wagen, einem schrottreifen Streifenwagen. »Das bin ich«, sagte sie. »Captain Tamar Damases.«
    Erasmus unterdrückte ein Seufzen und nahm ihre Hand. Sie fühlte sich glatt an. »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Sie kennen Mr Goagab?«, fragte er.
    »Allerdings. Guten Morgen, Calvin.«
    »Was ist mit meiner Besprechung? Ich muss zum Bürgermeister!«, bellte Goagab.
    Tamar Damases’ Kinn verhärtete sich unter der weichen Haut. »Sie müssen hier warten. Entweder in Ihrem Wagen oder daneben. Das liegt bei Ihnen.«
    »Ich werde Sie Bürgermeister D’Almeida melden, Captain Damases«, drohte Goagab.
    »Wirklich?«, fragte sie. »Bestimmt wird er froh sein, wenn ihm eine Schonfrist bleibt, bevor er den Medien erzählen muss, dass wir das dritte Kind innerhalb ebenso vieler Wochen begraben müssen.«
    Goagab sah aus, als würde er gleich explodieren, doch als Karamata seine muskulösen Arme verschränkte und einen Schritt vortrat, wich er zurück, und
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