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Blutnächte - 2

Blutnächte - 2

Titel: Blutnächte - 2
Autoren: Emilia Jones
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dir nichts“, stellte Andrew fest.
    Pascal blieb ungerührt. „Ich bin nicht wie du. Für mich ist eine wie die andere. Sie sind alle jung und hübsch und willig. Ich nehme mir ihr Blut und ihre Unschuld.“ Er betrachtete Claudette, die sich schlummernd in die Kissen kuschelte. „Aber glaub mir – viele von ihnen sind nicht halb so unschuldig, wie sie vorgeben zu sein.“
    Claudette war stark angetrunken gewesen, als sie ihn aufgesucht hatte – wie so oft. Seit Wochen verkehrte sie im „Club Noir“. Diese Stätte der Unzüchtigkeit war zu ihrem Lebensinhalt geworden.
    Für heute Nacht würde sie allerdings nur noch ihren Rausch ausschlafen. Vermutlich blieb sie bis zum Morgengrauen dort liegen.
    „Sie ist nichts Besonderes. Das sind sie nie.“
    Andrew musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Es gab eine Zeit, in der er Pascals Ansichten geteilt hatte. Nun war jedoch alles ganz anders. Ohne Jesse würde er sein verfluchtes, ewiges Dasein nicht länger ertragen wollen.
    „Wie auch immer“, sinnierte er, bevor seine Miene ernst wurde. „Wir müssen uns unterhalten. Aber nicht hier.“ Zu viele Menschen und Vampire hielten sich in der Lounge des Clubs auf, einem großen, runden Raum, der aus samtüberzogenen Liegewiesen bestand. Kerzenschein und gedämpfte Musik gaben ihm eine nebulös-mysteriöse Atmosphäre.
    Andrew und Pascal verließen diesen Ort durch einen geheimen Seitengang. Der kurze Weg führte sie direkt in Andrews sogenanntes Büro, ein Zimmer, in dem er alle clubbezogenen Gespräche abhielt. Dort angekommen, nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz und brachte sein Anliegen ohne Umschweife vor.
    „Du wirst eine wichtige Aufgabe für mich übernehmen.“
    „So?“ Pascals helles, fein geschnittenes Gesicht verzog sich angriffslustig, und in seine eisblauen Augen trat ein gefährliches Funkeln. „Das klingt so endgültig. Du weißt, dass ich mir nichts befehlen lasse!“
    „Natürlich.“ Andrew seufzte. „Aber mir bleibt keine Wahl. Ich muss dir diese Aufgabe überlassen.“
    Pascal legte den Kopf schief. „Was meinst du damit? Was soll ich tun?“
    „Du musst dich an meiner Stelle um den Club kümmern.“
    „Warum? Hast du etwa vor, mit deiner geliebten Jesse in die Flitterwochen zu fahren?“ Er konnte sich den Anflug der Belustigung nicht verkneifen – und in seiner Stimme schwang dieses deutlich mit.
    Bei jedem anderen Vampir hätte Andrew nicht lange gefackelt. Er hätte ihn bei seiner untoten Kehle gepackt und ihn gewürgt. Pascal genoss jedoch seine Freundschaft und sein Vertrauen. Er war beinahe wie ein Bruder für Andrew. Niemals würde er ihn angreifen.
    „So etwas in der Art“, erwiderte er daher tonlos. „Wir werden für ein paar Tage nach Paris gehen. Jesse kümmert sich dort um eine Ausstellung.“
    Pascal lachte auf. „So weit ist es also schon gekommen? Du tust, was sie sagt. Sie will nach Paris. Sie will sich um ihre Ausstellung kümmern. Und der mächtige Vampir hört auf das kleine Frauchen“, spottete er. „Sie hat dich schwach gemacht. Das solltest du die anderen nicht unbedingt wissen lassen.“
    Allmählich wurde Andrew zornig. Er kam sich wie eine Zielscheibe vor, die nicht in der Lage war, seinem Angreifer auszuweichen.
    „Hör auf damit!“, knurrte er. „Ich kann dir meine Gründe nicht erklären. Du würdest sie nicht verstehen. Alles, worum ich dich bitte, ist deine Loyalität. Mir gegenüber. Und gegenüber dem Club.“
    Andrew war auf die Füße gesprungen und lehnte sich nun über den Tisch zu Pascal vor. Seine Fingernägel bohrten sich in das dunkle Holz – nur ein winziger Ausdruck seiner Wut.
    „Kann ich also auf dich zählen?“
    Pascal machte einen Schritt rückwärts. Geschmeidig wie eine Raubkatze ließ er sich in den Sessel sinken, der hinter ihm stand. Er starrte Andrew einen Moment lang an, bevor er sich zu einer Antwort entschloss.
    „Natürlich.“
    Andrew lächelte. Doch Pascal zeigte keine Regung. Wie erstarrt ruhte er in dem Sessel, die Handflächen geradezu gebieterisch auf den Lehnen abgelegt. Sein helles Haar, das in langen Strähnen herabhing, verlieh ihm eine zusätzliche Kühle.
    „Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst.“ Er reckte das Kinn vor. „Aber erwarte von mir kein Verständnis für deine Schwäche. Diese Jesse hat dich vergiftet.“
    Andrew entspannte sich. Auch er ließ sich wieder zurück auf seinen Stuhl gleiten.
    „Ich will mich nicht darüber unterhalten.“
    „Das erwarte ich auch nicht.“
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