Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnacht in Manhattan

Blutnacht in Manhattan

Titel: Blutnacht in Manhattan
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aber er hatte noch gute Augen. Die waren ihm im vorletzten Golfkrieg nicht ausgeschossen worden. Man konnte ihm trauen.
    Nur wenn er vom Teufel laberte, war das einfach zum Lachen.
    Aber warum lache ich nicht?, dachte Chuck.
    Komisch, er konnte es nicht. Was der Alte gesagt hatte, war ihm schon unter die Haut gegangen, und er benahm sich plötzlich sehr vorsichtig. Auf der Etage schaute er sich um. Es gab jedoch keine Gefahren. Niemand störte ich. Hinter den Türen waren alle möglichen Geräusche zu hören. In der vierten Etage musste er nur Acht geben, nicht in Erbrochenes zu treten und auszurutschen.
    Er ging weiter und war da!
    In der letzten Etage gab es nur zwei Wohnungen, die belegt waren. Die anderen beiden standen leer. Damit dies auch deutlich wurde, hatte man die Türen herausgerissen.
    Chuck kannte das. Es hatte ihm bisher nichts ausgemacht. Heute dachte er anders darüber. Er durchsuchte die beiden Buden. Das Einzige, was ihm auffiel, war der Uringestank. Dort verrichteten die Freier oft ihre Notdurft.
    Die Tür zu Pretty’s Bude war geschlossen. Wenn jemand bei ihr war, hing das Schild mit der Aufschrift closed an der Klinke. Heute war das nicht der Fall.
    Entweder hatte Pretty es vergessen, oder sie hatte keinen Typen empfangen. Zumeist hatte sie die Tür noch von innen abgeschlossen.
    Chuck wollte herausfinden, ob das an diesem Abend auch der Fall war. Er drückte die Klinke und war überrascht, dass sich die Tür öffnen ließ. Locker ließ sie sich nach innen stoßen.
    Sofort erwischte ihn der Schwall einer Luft, die parfümgeschwängert war. Sie sollte gegen die anderen Gerüche anstinken. Chuck fragte sich, welcher wohl natürlicher war.
    Er betrat die Bude.
    Sogar das Licht brannte und verteilte sich in dem einen Raum. Mehr brauchte Pretty nicht. Der Platz reichte ihr aus. An der Wand befand sich ein Waschbecken. Eine Dusche oder Badewanne gab es nicht. Das hier war wirklich die letzte Absteige. Darunter kam nur noch der miese Straßenstrich.
    Pretty lag auf dem Bett.
    Ja, es war ein Bett. Sogar ein besonderes. Kreisrund und mit einer blassroten Decke bedeckt. Pretty lag darauf wie hingegossen. In jüngeren Jahren war sie mal eine schöne Frau gewesen. Jetzt ging sie auf die 40 zu, und da war ein Teil ihrer Schönheit verschwunden. Außerdem hatte das harte Leben seine Spuren hinterlassen.
    Die Beine hatte Pretty angezogen und den Unterkörper dabei auf die linke Seite gedreht. Ihre Arme waren zu beiden Seiten hin ausgestreckt. Der Hinterkopf berührte die Decke. Mit ihren Augen schaute sie nach oben, und das fast schon goldblonde Haar breitete sich ebenfalls vliesartig auf der Decke aus.
    Es war still. Aber nicht ganz. In der Luft schwebte ein Summen. Woher die verdammten Fliegen so schnell herkamen, wusste der Zuhälter auch nicht. Sie waren da, und da er nicht auf den Kopf gefallen war, konnte er sich einen bestimmten Grund schon vorstellen.
    Das Licht war rot. Es gab also nicht viel Helligkeit. Es sollte nur für Atmosphäre sorgen und auch mithelfen, das miese Aussehen der Bude zu verdecken.
    »Scheiße«, flüsterte der Zuhälter. »Scheiße ist das...«
    Er spürte den bitteren Geschmack von Galle auf der Zunge und ging mit kleinen Schritten auf das kreisrunde Bett zu.
    Pretty bewegte sich noch immer nicht. Entweder schlief sie – oder...
    Nackt war sie nicht, obwohl sie auch auf den Hauch von Tüll hätte verzichten können. Wie zwei breite Hosenträger bedeckte das Oberteil ihre nicht eben kleinen Brüste, und um die Hüften herum trug sie so etwas wie einen hauchdünnen Minirock.
    Sie lag wirklich auf dem Bett wie für eine Fotoaufnahme bereitgelegt, die in irgendeinem Sexmagazin erscheinen sollte. An ihrem Körper war nichts zu sehen, denn das wäre dem Zuhälter beim Näherkommen aufgefallen. Für ihn war sie eingeschlafen oder vergiftet worden.
    Er streckte den Arm aus und fasste Pretty’s nackte Schulter an. Die Haut war auch nicht unbedingt kalt zu nennen. Er rüttelte leicht an der Frau, wobei sich auch ihr Kopf bewegte und ein wenig zur Seite glitt, sodass Chuck mehr erkennen konnte.
    Er sah die dunklen Flecken auf der Unterlage...
    Chuck schluckte. Der schnelle Blick zur Tür. Niemand war ihm gefolgt. Jetzt fiel ihm auf, dass Pretty nicht mehr atmete. Er schob ihren Kopf noch weiter zur Seite.
    Die Flecken auf der Decke vermehrten sich.
    Zwei Finger drückte Chuck gegen die feuchten Stellen. Er zog die Hand zurück und hielt sie dicht vor seine Augen.
    Ja, sein Verdacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher