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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition)
Autoren: Simon Pflock
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Mischlicht einer Straßenlaterne und eines silbernen Vollmonds, der gleißend hell am Nachthimmel stand. Die von innen erleuchteten Fenster des Hauses bildeten mit ihrem goldgelben Schimmern einen markanten Gegensatz zum kalten Silberlicht der Nacht.
     
    Joel stieg die Holztreppe hoch in den ersten Stock. Von draußen hörte er schon, dass der Club gut besucht sein musste.
    Er öffnete die Tür zum Innenraum, der sich verraucht, dunkel und laut vor ihm auftat.
    Der Clubraum schien ganz aus Holz zu bestehen. Die Wände waren bis zur Decke mit Holzplatten getäfelt und auch sie selbst war aus dunklem Holz, was irgendwie niederdrückend wirkte.
    Links von der Eingangstür lungerten abgelebte Tische mit Stühlen, zum Teil auch einzelne Sessel herum. Auf dieser Seite gab es zwei Fenster, durch die man auf ein Bahngleis hinaussehen konnte, das einsam im Licht des Mondes nach nirgendwo führte. Rechts von der Eingangstür waren überwiegend Sessel, Stühle und an der Wand ein altes Sofa, das immer besetzt war.
    Im hinteren Teil des Clubs gab es eine Bar, an der zwei Mädchen ausschenkten. Offiziell gab es nur Wasser, Säfte und Kaffee. Doch war klar, dass sich ein paar Gauner darauf spezialisiert hatten, die Nebellogistik zu übernehmen, sodass man auch Bier, Wein, Schnaps und Hanf kaufen konnte. Und im Bedarfsfall auch etwas mehr als das.
    Joel erspähte einen gerade frei werdenden Hocker an der Bar und mühte sich zwischen einigen auf dem Boden kauernden Jungen hindurch. Er rempelte dabei einen der Jungen versehentlich mit dem Fuß an.
    „Willst du was, Kramer?“ Der Typ sah ihn verächtlich an.
    Joel hob seine Schultern und zwang sich zu einem Lächeln.
    Dann eilte er weiter zur Bar und setzte sich auf den Hocker. Er bestellte Coca Cola, drehte sich um und blickte im Club umher.
    Joel kam nicht oft in diesen Treff, meistens nur, wenn er – wie heute – nicht zu Hause bleiben wollte und sonst nicht wusste, wohin er gehen könnte. Manchmal jedoch hegte er im Stillen die Hoffnung, ein Mädchen kennen zu lernen. Aber bisher war es immer dasselbe: Je länger er hier war, desto blasser wurden seine Aussichten. Was er dann vor sich sah, waren nur noch andere Jungen und Mädchen seines Alters, die sich miteinander vergnügten. Es schien, als taten alle alles mit allen, nur mit einem nicht …
    Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Das Barmädchen rief ihm etwas zu, doch weil er der lauten Musik wegen nichts verstand, deutete sie mit den Fingern an, dass sie offenbar Geld für das Getränk haben wollte.
    Joel zahlte, nahm einen Schluck, behielt das Glas in der Hand und drehte sich um. Er realisierte, dass er unbewusst nach jemandem Ausschau hielt und die Hoffnung hegte, diesen Jemand hier zu treffen. Das war es auch, was ihn hierher zog und ihn immer wieder hierher brachte, wenn auch widerwillig und mit einem unguten Gefühl im Bauch.  
    Dann wandte er sich erneut zur Bar und beobachtete das Mädchen. Hübsch, süß und alles dran, was ein Junge sich gewünscht hätte.
    Sie nahm keine Notiz von ihm.
    Er sah sie eine Weile verträumt an, dann gab er sich einen Ruck. „Sag mal, kannst du die Musik etwas leiser stellen, man kann sich ja gar nicht unterhalten!“ Er schrie, als wäre das Mädchen weiß Gott wie weit weg.
    „Was?“ Das Mädchen beugte sich zu ihm vor.  
    Joel beugte sich ihr über die Bar entgegen und war fast an ihrem Ohr. Er roch ihr zum Anknabbern verführendes Parfüm und hätte sie am liebsten gleich geküsst. „Kannst du die Musik nicht etwas leiser stellen? Ich würde gern reden!“   
    „Geh in die Seelsorge!“ Sie wandte sich ab und grinste das andere Barmädchen an.  
    Joel spürte Schamesröte in seinen Wangen. Schnell drehte er sich um.
    Plötzlich ging die Tür des Clubs auf und herein kamen zwei Kerle und eine Frau. Der eine war der, dessen Namen er gegenüber Tony heute kaum auszusprechen gewagt hatte: Bronco. Der andere Typ hieß Frank.
    Sie waren in Begleitung eines Mädchens, das Joels Augen zum Leuchten brachte – da war sie endlich: Linda!
    Es war so gemein: Die Gefühle, die er ihr gegenüber empfand, standen in so krassem Gegensatz zu jenen, die er Bronco und Frank gegenüber hegte. Schlagartig wurde die Musik so leise gestellt, dass sie kaum mehr zu hören war. Anscheinend hatten nun auch die Barmädchen den Eintritt des Trios in den Club bemerkt.
    Auch das Stimmengewirr verstummte.
    Joel sah, wie alle zur Tür hinüberstarrten und blickte zwischen Bronco und den Leuten
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