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Blutige Verfuehrung 4

Blutige Verfuehrung 4

Titel: Blutige Verfuehrung 4
Autoren: Ina Cult
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mich überrascht an.
    "Was ist mit dir los? Hast du eine schlechte Nachricht bekommen?"
    "N n n ein", stammelte ich, "es ist nur wegen meiner Mutter. Die Nachricht, dass es ihr so schlecht geht, hat mich erschreckt." Ich war eine schlechte Lügnerin. Lucrezia sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    "Willst du zu ihr gehen?", fragte sie.
    Ich schüttelte nur den Kopf und sagte:
    "Ich muss jetzt in meinen Salon. Das war heute alles zu viel für mich!"
    In meinem Zimmer duftete es nach frischen Blumen. Überall standen kleine Sträuße mit Nelken und Vergissmeinnicht. Farblich passend zur Tapete, versteht sich. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und las immer wieder Nicholas' SMS.
    Wenn meine schlimmste Befürchtung zutraf, dann war Mimi das Mädchen, das Orlando entführt hatte. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hatte sie damals, als sie in der Haustüre stand und Nicholas hinterher rief, nicht wirklich angeschaut. Sie war blond und zierlich gewesen. Daran erinnerte ich mich. Doch das Gesicht hatte ich nicht gesehen. Und sie war an dem Tag, also gestern, als ich mit Nicholas in der Berghütte war, 15 Jahre alt geworden. Es passte alles zusammen. Mir wurde schlecht, ich musste zur Toilette gehen und mich übergeben. Ich würgte, bis giftgrüne Galle kam. Dann legte ich mich wieder hin. Was sollte ich Nicholas nur antworten? Mein Magen verkrampfte sich schon wieder und dieses Mal spuckte ich reine Galle. Ich hatte nicht gehört, dass es an meiner Tür geklopft hatte, doch plötzlich stand Orlando neben meinem Bett.
    "Na, meine Schöne", sagte er und ließ sich neben mir nieder.
    "Wollen wir da weitermachen, wo wir heute Nachmittag aufgehört haben?"
    Ich sprang auf der anderen Seite aus dem Bett und fauchte ihn an:
    "Du Scheusal, du hast Nicholas Schwester entführt!" Dann brach ich weinend zusammen. Orlando kam zu mir und hob mich auf, vorsichtig legte er mich wieder auf mein Bett.
    "Beruhige dich", sagte er,
    "selbst wenn es so ist, wie du behauptest, dann können wir es jetzt auch nicht mehr ändern! Aber wahrscheinlich siehst du nur Gespenster. Dieses Mädchen hat sich mir förmlich an den Hals geworfen. Wenn sie an einen Vergewaltiger geraten wäre, dann läge sie jetzt vielleicht irgendwo tot in der Isar. So gesehen hat sie doch noch Glück gehabt."
    Ich konnte nur noch schluchzen, mein ganzer Körper rebellierte. Ich hatte das Blut von Nicholas kleiner Schwester getrunken. Ich war ein Monster!
    "Du solltest dich dann umziehen", sagte Orlando und zeigte auf weiße Kleidung, die auf einem Bügel an meinen Schrank hing.
    "Sie wird bald zu sich kommen."
    "Nein", sagte ich,
    "das kann ich auf keinen Fall tun. Das kann niemand von mir verlangen. Sie darf mich nicht sehen." Orlando sah mich streng an. Dann erhob er sich und ging im Zimmer auf und ab.
    "Noch wissen wir nicht, ob deine Vermutung stimmt", sagte er,
    "aber ich werde das abklären." Dann verließ er meinen Salon.
    Es dauerte nicht lange, dann kam mein Vater herein. Er sagte:
    "Liebe Lucia, ich freue mich, dass du wieder da bist und die Mission so erfolgreich war. Deine Mutter braucht dringend frisches Blut, sie ist ins Wachkoma gefallen und wir können nur hoffen, dass sie wieder zu sich kommt."
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass ich geweint hatte. Er setzte sich zu mir auf mein Bett und sagte:
    "Was ist denn los? Vampire weinen nicht!" Das sollte wahrscheinlich witzig sein, aber bei mir bewirkte es genau das Gegenteil. Die Tränen flossen wieder. Dann ergänzte er:
    "Orlando hat mir schon von deiner Befürchtung erzählt. Ich habe gerade im Fernsehen ein Foto des verschwundenen Mädchens gesehen. Und ich muss dir sagen, dass du leider Recht hast. Doch das ist kein Grund zur Panik. Du musst dich an der Pflege vorerst nicht beteiligen. Das können andere übernehmen."
    Er strich mir sanft übers Haar, doch ich konnte mich nicht beruhigen. Dann stand er wieder auf:
    "Ich muss mich jetzt um Ricarda kümmern, sie braucht mich!" Mit diesen Worten verließ er meinen Salon und ich war wieder allein, allein mit meiner Verzweiflung und der schrecklichen Gewissheit, dass nebenan Nicholas' Schwester lag und ihr kostbares Blut für meine Mutter spenden musste.
    Ich setzte mich auf, um eine SMS an Nicholas zu verfassen. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Ihm jetzt Worte des Trostes zu senden wäre so verlogen, dass ich dafür im Boden versinken müsste. Doch mir fiel nichts Besseres ein. Ich nahm mit zittrigen Händen mein Handy aus meiner Tasche und begann zu
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