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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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blitzschnell zu und riss sie an sich.
    »Aargh! Hilfe ...« Doch ihre Stimme war zu leise. Glücklicherweise zu leise. Sie versuchte, sich von ihm wegzustemmen, doch sein nasser Körper war glatt wie mit Öl eingerieben. Sie fand keinen Halt.
    Für eine Sekunde sah er in ihre schreckgeweiteten Augen, dann senkte er seine Zähne in ihr weiches, weißes Fleisch. Blut, heißes, köstliches Blut sprudelte in seinen Mund, lief an seinem Kinn hinunter und färbte das Badewasser bald rot. Alex trank, geriet in einen Rausch, spürte ihren warmen Atem, ihre Todesangst. Angst. Reine, kristallklare Angst und glühende Ekstase jagte durch seinen Körper wie ein Stromschlag. Doch er ließ erst von ihr ab, als ihr Herz versagte, als der letzte dumpfe Schlag durch ihren Körper dröhnte. Schlaff sank sie in seine Arme, und er stieß sie von sich.
     
     

5
    Seit Nächten war Brian nicht mehr aufgestanden. Er fühlte sich leer und schwach. Alex war noch immer nicht aufgetaucht.
    Eine erschreckende, niederdrückende Traurigkeit hatte ihn erfasst und völlig unter Kontrolle. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er es wohl als Depression bezeichnet. Er wollte zu Alex, wo immer der auch war ... Und niemand konnte ihm helfen. Keine Nachricht von Alex, kein Lebenszeichen.
    Gabriel hatte in den ersten zwei Nächten versucht, ihn aus dieser Lethargie zu reißen – doch es war erfolglos gewesen. Und im Moment war Gabriel zu schwach, um ihn zu zwingen . Auch Julian hatte ihn nicht dazu bewegen können, aufzustehen – nicht einmal der süße Duft seines jungen Blutes, der ihn zumindest meist dazu brachte, sich von seinem Sohn fernzuhalten.
    In der fünften Nacht spürte Brian auf einmal die Anwesenheit eines anderen Vampirs. Hoffnung keimte in ihm auf, doch er fühlte augenblicklich, dass es nicht Alex war – und nicht Gabriel. Ein anderer Vampir hatte sich in ihre Behausung geschlichen, doch Brian konnte nicht ausmachen, um wen es sich handelte. Er war zu geschwächt, hatte kaum die Kraft, sich zu erheben. Einer Auseinandersetzung wäre er in diesem Zustand nicht gewachsen gewesen.
    Wer konnte das sein?
    Er lauschte angespannt. Hörte die vorsichtigen Schritte. Der Eindringling betrat sein Zimmer, kam langsam auf seinen Sarg zu, der versteckt an einer Längsseite des Raumes stand.
    Brian schluckte trocken. Woher wusste der Fremde ...
    Doch bevor er sich mit dem unliebsamen Gedanken, dass nun sein letztes Stündchen geschlagen hatte, anfreunden konnte, wurde der schwere Deckel des Sargs zur Seite geschoben – und er sah in Daniels besorgte Augen.
    Zischend stieß Brian den Atem aus. »Willst du mich umbringen?« fauchte er statt einer Begrüßung.
    Daniel grinste. »An einem Herzstillstand wirst du wohl nicht sterben.«
    Er trug das Haar noch immer extrem kurz, seine Augen funkelten in einem warmen Goldton.
    Er musterte Brian mit neugieriger Besorgnis. »Was ist los mit dir?«
    Sein Blick glitt von Brians eingefallenen Wangen über seinen mageren Körper bis zu seinen nackten weißen Füßen.
    »Du siehst schlecht aus. Ist irgendwas passiert?«
    Brian räusperte sich und stemmte sich mühsam aus dem Sarg. Daniel stützte ihn behilflich und führte ihn zum Bett hinüber, auf das Brian sich seufzend fallen ließ.
    »Alex ist verschwunden«, sagte er und seine Stimme zitterte. »Seit Tagen schon.«
    Daniel nickte langsam. »So etwas hatte ich wahrgenommen. Deswegen bin ich überhaupt hier aufgetaucht ...«
    Daniel hatte ein besonderes Gespür für die Signale, die die Unsterblichen aussandten, vor allem bei den Ältesten – zu denen Alex nun schon fast gehörte. Jede ihrer Seelen, hatte er einmal gesagt, machte ein bestimmtes winziges Geräusch, das er wahrnehmen konnte.
    »Ich spüre nichts, keine Schwingung, nichts. Es ist, als hätte der Erdboden ihn verschluckt.«
    Mitfühlend betrachtete Daniel Brians ausgemergelten Zustand.
    »Und seitdem bist du nicht mehr draußen gewesen?«
    Brian brachte ein müdes, bitteres Grinsen zustande. »Sieht man mir an, nicht wahr?«
    Daniel nickte wieder.
    Als Brian schwieg, sagte er: »Komm, wir gehen zusammen auf die Jagd. Die Nacht ist noch jung und du bist durstig. – Was Alex angeht: Ich lade dich ein nach Devil’s Castle. Vielleicht kann dir dort irgendwer weiterhelfen. Und wenn nicht, bist du dort zumindest in Gesellschaft, bis Alex wieder auftaucht.«
    » Wenn er wieder auftaucht ...«, murmelte Brian.
    Daniel half ihm hoch. »Er wird. Ich habe nicht gespürt, dass einem von uns das Lebenslicht
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