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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller
Autoren: Kyle Mills
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er dachte an all die normalen Dinge, die er niemals tun würde. Er würde nie heiraten, nie Kinder haben. Nie ein Zuhause besitzen oder sich eine »richtige Arbeit« zulegen, wie sein Vater ihn immer gedrängt hatte.
    Die Seite des Baumes direkt neben ihm explodierte, als eine Kugel einschlug und hölzernes Schrapnell in seine Wange und sein Auge trieb. Er riss die Hand zum Gesicht hoch, konnte Blut und Schweiß nicht voneinander trennen, und dann spürte er, wie die Angst wieder aufflackerte. Er stolperte vorwärts, doch die Erschöpfung und die eingeschränkte Wahrnehmung ließen ihn alle paar Schritte zu Boden stürzen. Das Gelächter der Kinder wurde lauter, als er sich erbrach, aber es schien nicht näherzukommen. Vielleicht hatten auch sie im dichten Laubwerk und im Halbdunkel die Orientierung verloren.
    Er konnte es schaffen. Er musste einfach immer nur in Bewegung bleiben. Je weiter er lief, umso mehr würde er sich in eine Nadel in einem Tausende von Quadratmeilen großen Heuhaufen verwandeln.
    Er verlangsamte sein Tempo, bewegte sich vorsichtiger als zuvor. Die Schmerzen in seinem Auge wurden immer stärker, doch er ignorierte sie. Er konzentrierte sich darauf,
ruhig zu atmen und nicht noch einmal zu stürzen. Er konnte es sich nicht erlauben, Lärm zu verursachen, und ein verstauchter Knöchel würde sich mit ziemlicher Sicherheit als tödlich erweisen.
    Der Rand des Dschungels war nicht auszumachen, bis er plötzlich durch die Büsche brach und wieder auf der Straße stand. Die Scheinwerfer des Land Cruisers waren ausgeschaltet, doch er konnte die Umrisse des Wagens und Gideons, der die Machete in der Hand hielt, im schwindenden Licht erkennen. Die Stimmen hinter ihm wurden lauter, und einen Augenblick später tauchten die Kinder auf, noch immer lachend und plaudernd. Angesichts ihres Erfolges rissen sie triumphierend ihre Fäuste in die Luft. Sie hatten ihn ins Freie getrieben wie ein dummes Tier.
    Es gab keine Möglichkeit zu fliehen. Er konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen, während Gideon einfach stehen geblieben war und auf ihn gewartet hatte. Die Kinder schwärmten aus und bildeten einen Korridor, den Gideon langsam entlangschritt.
    Dan hatte sich seinen eigenen Tod nie vorgestellt, eigentlich hatte er nie auch nur darüber nachgedacht. Im Alter von sechsundzwanzig schien der Tod so fern. So theoretisch. Doch jetzt wurde Dan von einer tiefen Traurigkeit übermannt. Tränen stiegen ihm in sein unverletztes Auge, während aus dem anderen durch zusammengekniffene Lider noch immer das Blut sickerte. Was tat er hier, so weit von seinem eigenen Leben entfernt, von seiner Familie, die er nie wiedersehen würde? Was hatte er zu erreichen gehofft? Überhaupt irgendetwas? Oder war alles nur ein Spiel für ihn gewesen?
    Gideon stand jetzt direkt vor ihm; die Dunkelheit hatte sein Gesicht ausgelöscht. Aber das spielte keine Rolle. Es wäre darin nichts zu erkennen gewesen, an das er hätte
appellieren, das er hätte anflehen können. Und doch fühlte er sich gedrängt, etwas zu sagen.
    »Ich habe gedacht, ich könnte helfen.«
    Gideon hob nur die Machete.

EINS
    Die Bar war praktisch leer, und Josh Hagarty wählte eine Nische, die weit vom Fenster entfernt lag. Dieses war erfüllt vom warmen Licht eines, wie die meisten Menschen es sicher empfunden hätten, perfekten Nachmittags. Es war das Ende der Prüfungswoche, und es würde noch einige Stunden dauern, bevor die Studenten hereingeströmt kämen, um bestandene Tests zu feiern oder verpatzte zu vergessen. Wenn er sich ordentlich anstrengte, würde die Zeit ausreichen, um sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken.
    Er betrachtete die Kellnerin, als sie hinter der Theke hervortrat und auf ihn zukam. Sie schob sich zwischen den leeren Tischen hindurch, die von Wänden umgeben waren, an denen Sporttrikots und Nostalgieschilder hingen. Sie war zu hübsch. Und die Bar war zu sauber. Er hätte sich für sein Besäufnis eine Bar am anderen Ende der Skala suchen sollen. Eine, in der einem Pabst Blue Ribbon von einer Frau mit ledriger Haut und einem fehlenden Ohr serviert wurde - da gehörte er hin.
    »Schöner Anzug«, sagte das Mädchen, stellte ein Glas Newcastle auf den Tisch und betastete die weiche Seide seiner Krawatte. »Es läuft anscheinend ganz gut für dich.«
    Er stieß ein Schnauben aus, das als Lachen durchging. »Um das Geld dafür aufzubringen, hab ich drei Monate lang von nichts als Hot Dogs und Ramen-Nudeln gelebt.« Er streckte einen
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