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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut
Autoren: Linda Barnes
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Spraggue ging den Korridor hinunter und schnappte gerade
noch einen Satz auf.
    «Ich will nur hoffen, daß du
weißt, was du tust», sagte eine ölige Stimme, die eindeutig nicht Arthur Darien
gehörte.
     
     
     
     

Kapitel Zwei
    Spraggue wartete an der Ecke
Mass Ave und Huntington auf den Dudley-Bus. Die drückende Hitze Ende August war
nur eine kleine Verbesserung zu Dariens stickigem Büro. Keine Brise, die die
Haufen zerbrochener Bierflaschen und leerer Coke-Dosen zum Klirren und Klappern
brachte.
    Eine neue Chance, für Arthur
Darien zu spielen. Eine gute Rolle in einem erfolgreichen Stück. Dariens
Inszenierungen liefen immer — wenn er nüchtern war.
    Wieso mußte es immer Haken und
Bedingungen geben?
    Meistens steckten finanzielle
Dinge dahinter. Eine Rolle, ja, sicher, aber wäre Spraggue vielleicht bereit,
für einen kleinen Teil der Finanzierung zu bürgen? Nein? Ach, was tut es uns
leid, aber die Rolle war schon vergeben... Ein bekannter Schauspieler,
ein Star wurde gebraucht. Wenigstens war Darien nicht auf Geld aus.
    Der Bus kam mit rülpsenden
Fehlzündungen. Spraggue stieg zusammen mit einem geblümt behüteten
Matinee-Kontingent aus der Symphonie ein. Er stand ganz hinten im Bus — dort
herrschte weniger Gedrängel.
    Ein Spion, ein Ensemble-Spion.
Zwar im Ensemble, aber kein festes Mitglied. Ein außenstehender Beobachter, der
jede noch so harmlose Unterhaltung, jede falsch verstandene Geste direkt Arthur
Darien berichtete.
    Am Harvard Square, der
Endhaltestelle, stieg er aus und ging zu Fuß die restlichen knapp zwei
Kilometer nach Hause.
    Das Paket lag exakt in der
Mitte vor der Tür des dreigeschossigen Hauses in der Fayerweather Street.
Eingepackt in zerknittertes, braunes Papier, das irgendwann mal als
Einkaufstüte angefangen hatte, und mit einer schlaffen, weißen Kordel verschnürt.
Sein Name in Blockschrift: MICHAEL VINCENT SPRAGGUE III. Keine Adresse, also
war es nicht mit der Post gekommen.
    Der Name war richtig
geschrieben. In die Irre geführt durch das lange A, schrieben viele Leute den
Nachnamen mit nur einem G. Natürlich, wenn sie die familiäre Beziehung
erkannten, wußten, daß er einer der Spraggues war, passierte dieser
Fehler nicht. Urgroßvater Davison Spraggue hatte dafür schon gesorgt.
Klatschkolumnisten, Schnorrer und Senatoren mit bodenlosen Wahlkampffonds — sie
alle wußten, wie man Spraggue buchstabierte.
    Der Bürgersteig war leer. Auf
der anderen Straßenseite schoben zwei Kinder einen roten Laster eine Baumwurzel
hoch. Sie schauten nicht auf; viel zu beschäftigt mit dem Transport von
Kieselsteinen.
    Spraggue hob das Paket auf und
stieg die Treppe in den ersten Stock hinauf.
    Das Paket war leicht — Karton,
Kordel, Packpapier: alles zusammen nicht mehr als zwei Pfund. Etwa
sechsunddreißig Zentimeter breit, dreißig lang und vielleicht acht Zentimeter
hoch. Als er es schüttelte, raschelte es leise. Er legte die Schachtel auf den
Küchentisch.
    Wäre er noch lizensierter
Privatdetektiv, würde er vorsichtiger sein, dachte Spraggue nach. Das Papier
auf Fingerabdrücke untersuchen? Sinnlos. Zu rauh. Das Ding vielleicht unter
Wasser in der Spüle öffnen.
    Mit seinem Taschenmesser
zerschnitt er die Kordel.
    Unter dem braunen Papier
entdeckte er Geschenkpapier. Mickey und Minnie Mouse tollten mit Donald Duck
herum. Tick, Trick und Track tanzen um einen Kuchen mit rosa Zuckerguß, der mit
drei brennenden Kerzen verziert war.
    Die Schachtel selbst war ein
schlichter weißer Karton. Kein Name irgendeines Kaufhauses. Keine Karte. Die
Seiten des Deckels waren mit Klebeband verschlossen.
    Mit dem Messer schnitt Spraggue
das Band sorgfältig durch.
    Seidenpapier. Spraggue drückte
vorsichtig auf die dünne weiße Schicht, schlug sie dann zurück.
    Wenigstens war die Fledermaus
tot. Daran bestand gar kein Zweifel. Gespreizte grau-braune Flügel, mit
Stecknadeln auf dem Karton festgeheftet. Die dünne Membran des rechten Flügels
war fast in zwei Teile zerrissen. Vielleicht, als er die Kiste geschüttelt
hatte...
    Der pelzige Körper, erstaunlich
mausähnlich, war klein und verschrumpelt. Der Kopf, vollkommen vom Rumpf
abgetrennt, war knapp drei Zentimeter über dem dunklen Flecken mit Nadeln
befestigt, wo er eigentlich hätte sein sollen. Eine weitere Nadel ragte aus dem
winzigen, weit aufgerissenen Maul.
    Spraggue schluckte zweimal,
schob die Schweinerei fort, griff nach dem Telefon. Darien meldete sich nach
dem dritten Klingeln.
    «Arthur», sagte Spraggue, «wer
weiß
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