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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben
Autoren: Uwe Voehl
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höchstens für Luna und Hasso erweisen können. Vielleicht war sie ja wirklich schon läufig. Nicht nur Hassos heraushängende Zunge signalisierte jedenfalls allzeitige Bereitschaft. Der arme Hund wurde wahrscheinlich nicht nur an Schnauzbarts Leine ziemlich kurzgehalten.
    Nein, Hilfe kam in Form von Norbert. Norbert Decarli. In unserer gemeinsamen Schulzeit war er an keiner Bratwurstbude vorbeigekommen. Damals war er noch ein schlanker Bursche gewesen, der mit seiner Leidenschaft kokettiert hatte. Das war fast dreißig Jahre her. Seitdem war die Zeit nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er liebte Bratwürste immer noch, und diese gemeinsame Leidenschaft verband uns bis heute. Mindestens einmal in der Woche liefen wir uns an einer unserer Lieblingsbuden über den Weg.
    »Wo kommst du denn auf einmal her?«, begrüßte er mich. Er klang nicht sehr freundschaftlich.
    »Reiner Zufall«, log ich. »Irgendwo muss ich ja mit Luna Gassi gehen.«
    »So, so, und euch verschlägt es ausgerechnet heute Morgen hierher?«
    »Dann werde ich hier wohl nicht mehr gebraucht, wenn die Herren miteinander per du sind«, erkannte der Wachtmeister grimmig und zog von dannen. Nicht ohne mir noch einen finsteren Blick der Marke »Warte nur ein Weilchen, ich krieg dich doch« zuzuwerfen.
    »Danke, dass du mich vor diesem Individuum gerettet hast.« Diesmal meinte ich es sogar ernst.
    Norbert bückte sich und kletterte unter der Absperrung hindurch. Dabei ächzte er. »Lieber Mord als Sport« war nach wie vor sein Motto.
    »Vor Krause? Keine Ursache«, erwiderte er. Dann wurde er amtlich. »Mal im Ernst, was hast du hier zu suchen? Das ist hier nämlich kein Kinderspiel von wegen Räuber und Gendarm.«
    »Ich spiele sowieso lieber ›Wer hat Angst vorm schwarzen Mann‹.«
    »Wir auch. Wir kennen den schwarzen Mann noch nicht. Und wir können noch nicht einmal sagen, ob sein Opfer Angst vor ihm gehabt hat. Aber lenk nicht ab. Was treibt dich um diese für dich nachtschlafende Zeit hierher?«
    »Steffi Klug, wenn du’s genau wissen willst. Ihre betörend nichtssagende Stimme hat mich aus meiner Lethargie gerissen.«
    Norbert runzelte die Stirn. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Du hast es im Radio gehört?«
    Ich nickte. Er fluchte. »Dann steht es spätestens morgen in der Presse. Und ich wette mit dir hundert zu eins, dass innerhalb der nächsten halben Stunde ein Reporter von der BILD hier auftauchen wird. Von Bielefeld bis hierher ist es ja nicht weit. Scheiße! Dabei hatten wir das Ganze geheim halten wollen. Wenigstens bis wir den verdammten ...« Er biss sich auf die Lippen.
    »Bis ihr den verdammten Rest vom Kopf gefunden habt?«, bohrte ich nach. »Sprich: den Korpus.«
    Er sah mich fassungslos an. »Das ist also auch schon nach außen gedrungen?«
    »Ihr habt offensichtlich ein Kommunikationsproblem. Vielleicht solltet ihr statt Flüsterfunk auf Sprechfunk umsteigen.«
    Er winkte ab. »Ich habe jetzt wirklich keinen Sinn für Frotzeleien. Los erzähl!«
    Ich gab das Wenige wieder, was Steffi Klug ausgeplaudert hatte.
    »Übers Radio wurde nur verbreitet, dass man einen Kopf aufgefunden hat. Und dass der Tote Ludwig L. heißt.«
    »Und woher wusstest du dann, dass wir ausgerechnet hier sind?«, fragte Norbert. Jetzt hatte er mich erwischt. Allerdings hatte ich kein Interesse, ihm Neumann, den Redakteur von Teuto Eins, ans Messer zu liefern. Meine Informanten waren mir heilig. »Hat sich schnell herumgesprochen«, flunkerte ich.
    Ich sah es an seinem Blick, dass er mir nicht glaubte.
    »Die Dame werden wir uns vorknöpfen, ach was, die ganze Redaktion!«
    Ich hatte nichts dagegen. Ein paar Dinge sollte er ruhig selbst rausfinden. »Jetzt zu dir!«, drohte er und bohrte seinen Zeigefinger recht schmerzhaft in meine Brust. »Ich frage dich jetzt zum dritten Mal, was du hier zu suchen hast. Dich treibt doch nicht die reine Neugier hierher?«
    »Pass auf, wir spielen ein Frage- und Antwort-Spiel. Jetzt bin ich erst einmal an der Reihe. Wer hat den Toten entdeckt?«
    Er schüttelte den Kopf und blieb stur. »Nicht mit mir, Moritz. Also, warum bist du hier?«
    Ich atmete einmal durch, dann berichtete ich: »Du kennst doch Armin, meinen Vetter. Sein Partner heißt auch Ludwig. Und der ist seit einigen Tagen verschwunden.«
    »Und warum hat dein Vetter keine Vermisstenanzeige aufgegeben?«
    Ich zuckte die Schultern. »Frag ihn selbst, ich bin nicht seine Gouvernante. Wahrscheinlich hat er angenommen, dass Ludwig schon wieder
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