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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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um sich ein wenig auszuruhen.
    Das Opfer lebte allein. 15
    Doch das Bett war offensichtlich nicht für eine Person allein gedacht.
    Als ich Anselmi, der ja die ganze Akte gelesen hat, fragte, ob in der Wohnung irgendwelche Indizien oder sonst etwas Ungewöhnliches gefunden wurde, hat er nur die Perücke genannt, nichts weiter.
    Ich habe auch nach der Schwester gefragt. »Sie hat sich gar nicht gut gefühlt, also hat der Arzt ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und sie nach Hause geschickt. Sie muss noch offiziell vernommen werden.«
    »Bitten Sie sie her, damit wir sie befragen können. Was ist mit den Nachbarn?«
    »Es scheint, als hätte niemand etwas gehört.«
    Ich weiß aber, dass Nachbarn immer etwas hören. Sie wissen immer etwas, aber sie sagen nichts, weil sie nicht mit hineingezogen werden wollen, doch sie ersticken fast daran, eigentlich wollen sie alles erzählen, was sie - richtigerweise oder auch nicht - wissen, ahnen oder vermuten.
    Auf dem Stockwerk befinden sich noch drei andere Wohnungen.
    Ich gehe ins Treppenhaus und klingle bei Bonacelli. Die Tür geht einen Spalt auf, ich weise mich aus, sie wird wieder geschlossen, ein Rasseln von Ketten, als würde hier ein wertvoller Schatz gehütet.
    Dann stehen sie vor mir: er und sie. Schwarz der Mann, so schwarz, dass ihn die Hölle ausgespuckt zu haben scheint. Nicht dass er dunkelhäutig wäre, nein, es sind vielmehr die dichten Augenbrauen, die das eingefallene und verhärmte Gesicht beherrschen. Sie bunt wie ein Schmetterling, vielleicht Ende sechzig oder in den Siebzigern, wenn sie sich gut gehalten hat. Ein Spatz, wie mein Vater gesagt hätte. Man glaubt, dass der erste Windhauch sie umpustet, dabei sind es immer diese Menschen, die sogar einem Tornado standhalten. 16
    »Sind Sie das Ehepaar Bonacelli?«
    »Ja, das sind wir«, wispert sie. Er legt ihr die Hand auf die Schulter.
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Wir haben schon alles gesagt«, posaunt er, doch sie legt ihre Hand auf die seine und korrigiert: »Wir wissen nichts.« Sie bleibt hartnäckig in der Tür stehen und verstellt so den Zugang zum Schloss Bonacelli.
    »Ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen und würde das ungern im Treppenhaus tun. Wenn Sie aber lieber in die Questura kommen wollen …«
    Er schiebt sie mit einer bestimmten, aber freundlichen Geste beiseite.
    Ich trete ein.
    Dieselbe Diele, doch ohne Teppich und Nippes, nur ein billiges Telefontischchen, auf dem als einziger Staubfänger eine Puppe im Prinzessinnenkleid steht. Die Gardine am Fenster zum Innenhof ist in die Jahre gekommen, aber sauber.
    Da sie mich nicht hereinbitten, bleiben wir in der Diele stehen. Ich bin nur wenige Meter in ihr Reich eingedrungen.
    »Wir wissen nichts«, sagt sie, bevor ich überhaupt eine Frage stellen kann. »Guten Tag und guten Abend, wenn wir uns begegnet sind. Reine Höflichkeit.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir wissen nichts, wir stecken unsere Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten«, sagt jetzt der schwarze Mann.
    »Aber Sie kennen die Signora …«, ich zögere, als suchte ich nach dem Namen und hoffte, dass sie mir beispringen würden. Doch keiner von beiden beißt an, also vervollständige ich den Satz selbst: »… Gina Gualtieri schon lange.«
    »Kennen ist da zu viel gesagt, wie gesagt: Guten Tag und guten Abend.« 17
    »Wie steht es mit ihren Gewohnheiten? Auch ohne neugierig zu sein, bekommt man doch etwas von den Gewohnheiten seiner Nachbarn mit.« Ich halte einen Moment inne und blicke dem Mann fest in die Augen. »Eine angenehme Frau, wie man mir gesagt hat, wie kommt es, dass man da nicht ein paar Worte mehr wechselt?«
    »Wir haben keine Zeit zu vergeuden, Commissario«, erwidert sie.
    »Sie arbeiten also. Alle beide?«
    Keine Antwort, dann teilt er mit, dass er in Rente ist.
    In diesem Augenblick klingelt es an der Tür, und die beiden zucken zusammen. Die Signora öffnet, nachdem sie zuerst einen Blick auf die Uhr geworfen hat. Nur das ausdruckslose Gesicht einer Frau mittleren Alters ist zu sehen. Die Bonacelli sagt rasch: »Könnten Sie später wiederkommen? Ich bin fertig, aber im Augenblick geht es nicht.«
    »Heute Nachmittag?«
    »Ja, in Ordnung.« Sie verabschiedet sich und schließt die Tür.
    Dann steht sie wieder vor mir. »Ich war früher Schneiderin in einer Schneiderei und jetzt mache ich noch manchmal Änderungen.«
    »Das Geld reicht nie«, fügt der Mann hinzu. »Ich helfe hin und wieder einem Freund bei der Buchhaltung. Keine richtige Anstellung, nur ab
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