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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Autoren: Hanna Alber
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Er
tastete an der Wand nach dem Lichtschalter. Als er ihn betätigte, flammte eine
nackte Glühbirne auf und verbreitete gleißend helles Licht. Alexander sah sich
um. Ein Feldbett, ein Nachttisch, ein Fernseher und ein kleiner Tisch mit
Stuhl, an dem er essen konnte. Ein länglicher, blau-weißer Flickenteppich
rundete das Bild ab.
    Dem Raum schloss sich eine winzige Nasszelle mit WC an. Na ja,
Komfort sieht anders aus . Dennoch beschloss er abzuwarten, wie sich die
Sache entwickelte, und wenn es ihm nicht passte, würde er einfach nach Hause
gehen und keinem entstand daraus ein Schaden.
    Frank
verabschiedete sich kurz angebunden und schloss die Tür. Ein Klicken verriet
Alexander, dass er abgeschlossen hatte.

3
Dienstag, 8. Juni 2010
     
    Es waren bereits zwei volle Tage vergangen und Alexander hatte noch
keinen der drei Männer wieder gesehen. Am Morgen nach der ersten Impfung war
Dr. Naumann gekommen und hatte ihm eine zweite Spritze gegeben. Er hatte
gelächelt und gesagt, es wäre sehr wichtig, dass Alexander alles aufschriebe
und dass es jetzt erst richtig losginge.
    Essen
und Trinken war reichlich vorhanden, sie hatten ihm sogar ein paar Bücher
dagelassen. Aber was er wirklich brauchte, waren menschliche Kontakte. Er
wollte mit jemandem reden, lachen und ausgehen. Vielleicht ins Kino, Tanzen
oder einfach nur zu McDonalds, einen Burger essen, nicht dieses Armeefutter.
    „Hallo!“ Alexander hämmerte mit beiden Fäusten an die Tür. Aber, er
bekam keine Antwort, wie die letzten zwanzig Mal, als er das getan hatte.
    Verzweifelt und traurig setzte er sich auf sein Feldbett. „Scheiße
Mann, was soll das?“, murmelte er unglücklich. Eine Weile saß er nur so da und
starrte trübsinnig vor sich hin. Er fragte sich zum wiederholten Mal, auf was
er sich da eingelassen hatte. Plötzlich durchzuckte ihn ein rasender Schmerz.
Es fühlte sich an, als würden seine Eingeweide bei lebendigem Leibe
herausgerissen. „Ah, verflucht!“, rief er mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er krümmte
sich und hielt sich den Bauch mit beiden Händen. Diese Bauchschmerzen waren in
den letzten beiden Tagen schon öfters aufgetreten. Sie steigerten sich, bis er
dachte, er würde die Schmerzen nicht länger aushalten. Doch dann, auf dem
Höhepunkt, ebbten sie genauso rasch ab, wie sie eingesetzt hatten. Nicht so
diesmal. Diese Schmerzattacke war ein einziger Höhepunkt, der nicht enden
wollte. Noch immer zusammengekrümmt, fiel er rücklings auf seine Schlafstätte
und hoffte, dass ihm das Liegen Erleichterung verschaffen würde. Doch kaum
hatte sein Rücken das Laken berührt, schrie Alexander erneut auf. Ein
stechender Schmerz bohrte sich jäh in sein Rückgrat, er tobte, er wütete und
raste durch seine Nervenenden und Muskeln, erfasste auch die kleinste Faser in
seinem Körper, verbrannte ihn, bis er nicht mehr wusste, ob er sich nach vorne
oder hinten krümmen sollte. Also tat er beides. Er wand sich auf seinem
Feldbett und versuchte irgendwie, dem Grauen zu entrinnen. Er weinte und schrie
verzweifelt um Hilfe, aber niemand kümmerte sich um ihn. Er war und blieb
allein.
    Endlich ebbte die Schmerzwelle ab. Tatsächlich hatte sie nur einige
Minuten gedauert, doch Alexander waren sie wie eine Ewigkeit erschienen. Er
atmete erleichtert auf. Die Schmerzfreiheit durchflutete ihn warm, wie die
ersten Sonnenstrahlen nach einem langen und trüben Winter. Stück für Stück
holte ihn diese beruhigende Wärme in das Leben zurück. Er bewegte langsam
zuerst die Finger und die Zehen, dann setzte er sich vorsichtig auf. Jetzt
konnte er sich endlich ein wenig erholen. Doch plötzlich, und er wusste nicht
woher er gekommen war, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Der Geruch, den
er wahrgenommen hatte, als Tom und Frank ihn hier herunter geführt hatten. Er
wusste jetzt, woher er ihn kannte. Tod. Er hatte den Tod gerochen. In der
Pathologie war ihm dieser süßliche Geruch nach verwesendem Fleisch schon einmal
begegnet. Und da ergriff, zum ersten Mal seit Beginn dieses Versuchs, die Angst
Besitz von ihm. Sie lähmte ihn, so, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Allmählich dämmerte es Alexander. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hätte sich
niemals auf dieses Experiment einlassen dürfen. Dr. Naumann hatte ihn
eingewickelt mit seinem Gerede über Geld und Hilfe für die Menschheit und so
weiter. Er sollte die Verträglichkeit eines neuen Impfstoffes testen, hatte er
ihm gesagt und, dass das geheim bleiben musste, weil sie ihm sonst
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