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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Autoren: Hanna Alber
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Tom bildete das
Schlusslicht. Sie stiegen einige Stufen hinunter und bogen dann nach rechts in
einen engen, dunklen Gang ein, der nur von einer flackernden Neonröhre
erleuchtet wurde. Es roch ein wenig seltsam, irgendwie undefinierbar. Nach
einer Mischung aus Mottenkugeln, Toilettenspray und etwas Süßlichem. Alexander
konnte nicht sagen, wo er schon einmal so etwas gerochen hatte. Aber dass er
den Geruch kannte, wusste er ganz sicher. Es rührte etwas ganz tief in seinem
Inneren. Doch er konnte das Gefühl nicht greifen, glitschig, wie ein Wurm,
schlüpfte es durch seine Gehirnwindungen und verschwand schließlich genauso
plötzlich wie es gekommen war. Kopfschüttelnd konzentrierte er sich stattdessen
auf seine direkte Umgebung.
    Alexander stellte fest, dass es mehrere Türen gab. Aber nur eine davon
stand offen; er ging hindurch und musste sich etwas ducken, um nicht an den
niedrigen Türrahmen zu stoßen. Die anderen beiden folgten und sie betraten
einen relativ großen, hell erleuchteten Raum.
    Tom machte ein paar Schritte auf eine Anrichte zu und bot Alexander
lächelnd einen Kaffee an. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass die
Küche hervorragend ausgestattet war. Dankbar nahm er das Angebot an. Vielleicht
war das Ganze ja doch keine so blöde Idee gewesen.
    Die
Jura summte und brummte und Alexander stieg der herrliche Duft nach frisch
gemahlenen Kaffeebohnen in die Nase. Kurz darauf reichte Tom Alexander seinen
fertigen Cappuccino und schmunzelte: „Na, aufgeregt? Das muss nicht sein. Die
Ärzte wissen schon, was sie tun. Und wir zwei sind ja auch noch da.“ Danach
trat ein paar Minuten Schweigen ein. Aber es war kein unangenehmes Schweigen.
Es glich eher einer nachdenklichen Pause, in der Alexander in Ruhe seinen
Cappuccino genießen konnte.
    Plötzlich hörten sie Schritte. Alexander horchte auf. „Da kommt
jemand“, stellte er überflüssigerweise fest. Alle drei starrten wie gebannt auf
die Tür, in der auf einmal Peters Kopf erschien. „Kaffeekränzchen? Für so etwas
habe ich leider keine Zeit, Leute. Lasst uns zur Sache kommen. Ich muss zurück
ins Labor.“ Alexander nickte und Peter fuhr fort: „Dann krempele mal den
rechten Ärmel hoch und lass sehen, wie gut deine Venen sind.“
    Beeindruckt strich Peter über den dicken blauen Strang in Alexanders Ellenbeuge.
So hervorragend stellte sich die Vena mediana cubiti selten dar. Zufrieden
staute er den Blutfluss mittels eines dünnen Ledergürtels am Oberarm und
desinfizierte die Einstichstelle. Er wartete kurz ab, bis das
Desinfektionsmittel getrocknet war, damit es beim Einstich nicht brannte, dann
holte er eine Spritze aus einem schwarzen Lederetui. Eine blaue Flüssigkeit
waberte sanft im Kolben hin und her.
    Als Alexander die Spritze sah, fühlte er sich auf einmal sehr seltsam.
Ihm wurde schwindelig und auch etwas übel. Das Blut, das durch seine
Halsschlagader strömte, pulsierte so stark, dass er das Pochen bis in die
Schläfen spüren konnte. Er hatte Angst, aber er wollte nicht als Feigling
dastehen und so schloss er die Augen und ließ Peter das Serum injizieren. Er
spürte den kleinen Stich, zuckte kurz zusammen und wartete dann darauf, dass
irgendetwas passieren würde.
    „Du kannst die Augen wieder aufmachen. Es ist vorbei.“ Peter löste den
Stauschlauch und holte sich ein Glas Wasser.
    „Wie?
Das war’s?“ Erstaunt betrachtete Alexander die Einstichstelle. Eine kleine
Kruste hatte sich gebildet, aber sonst sah alles aus wie immer. „Und wie geht
es nun weiter?“
    „Frank
zeigt dir dein Zimmer. Dort liegen ein Stift und ein Tagebuch bereit. Du musst
alles genau aufschreiben. Uhrzeit, Datum, Symptome und so weiter. Steht alles
auf dem Bogen. Tom und Frank kommen jeden Tag, bringen dir die Mahlzeiten und
sehen nach, ob es dir gut geht“, oder ob du schon tot bist , fügte er in
Gedanken hinzu. „Du hast einen Fernseher, Toilette, alles was du brauchst.
Jetzt komm.“ Peter schob Alexander zur Tür hinaus und verabschiedete sich
eiligst. Er musste zurück, bevor jemand etwas bemerkte.
    Frank
und Alexander gingen den langen Flur weiter entlang. Das Deckenlicht flackerte
etwas und warf verzerrte Schatten an die Wand. Der Geruch hatte sich verändert.
Er war jetzt eher muffig. Sie passierten noch zwei weitere Türen auf dem Weg,
Alexander hatte mitgezählt, bis Frank endlich die eine fand, die er gesucht
hatte, und sie aufstieß.
    „Hier
ist dein Zimmer.“ Der Student betrat den dunklen und fensterlosen Raum.
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