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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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durch die wir gekommen waren. Er bekleidete einen niedrigen Rang, das wusste ich, und befürchtete offensichtlich, Probleme mit den anderen zu bekommen. Gleichzeitig war da ein Eifer zu spüren, der die Vermutung nahelegte, dass er die Geheimnisse, die er hütete, aufregend fand. Geheimnisse, die er nicht mit anderen teilen konnte. Bei mir war alles sicher.
    »Kommt wohl drauf an, was da drin ist«, entgegnete ich.
    »Es ist der Grund für das, was wir tun«, sagte er rätselhaft. »Wirf einen Blick hinein, und du wirst verstehen, warum unsere Ziele so wichtig sind.«
    Er wollte tatsächlich das Risiko eingehen, ließ eine Karte über das Lesegerät gleiten und tippte dann einen weiteren langen Code ein. Ein Licht an der Tür wurde grün, und er schob den Riegel zurück. Halb hatte ich einen weiteren düsteren Raum erwartet, aber das Licht darin war so grell, dass mir beinah die Augen schmerzten. Zum Schutz legte ich eine Hand an die Stirn.
    »Es ist eine Art Lichttherapie«, erklärte Zeke entschuldigend. »Du weißt doch, dass Leute in bewölkten Regionen Sonnenlampen haben? Genau solche Strahlen sind das. Man hofft, dass Leute wie er dadurch wieder ein wenig menschlicher werden – oder dass es sie zumindest davon abhält, sich für Strigoi zu halten.«
    Zuerst war ich zu geblendet, um dahinterzukommen, was er meinte. Dann sah ich auf der anderen Seite des leeren Raums eine Gefängniszelle. Große Metallriegel bedeckten den Zugang, der mit einem weiteren Kartenlesegerät und einer Tastatur versperrt war. Angesichts des Mannes darin schien es mir des Guten etwas zu viel zu sein. Er war älter als ich, Mitte zwanzig, wenn ich hätte schätzen müssen, und wirkte völlig zerzaust. Neben ihm hätte Keith adrett und ordentlich ausgesehen. Der Mann war ausgezehrt, hatte sich in einer Ecke zusammengerollt und die Arme gegen das Licht über die Augen gelegt. Er trug Handschellen und Fußfesseln und würde ganz offensichtlich nirgendwo hingehen. Bei unserem Eintritt wagte er einen Blick zu uns hinauf und zeigte dadurch mehr von seinem Gesicht.
    Ein Frösteln überlief mich. Der Mann war menschlich, aber sein Gesichtsausdruck schien mir so kalt und böse wie der aller Strigoi, die ich je gesehen hatte. Seine grauen Augen waren raubtierhaft. Emotionslos wie Mörder, die keinerlei Mitgefühl mit anderen Leuten hatten.
    »Haben Sie mir mein Abendessen gebracht?«, fragte er mit einem Krächzen, das gespielt sein musste. »Ein nettes junges Mädchen, wie ich sehe. Magerer, als mir lieb wäre, aber ihr Blut wird mich trotzdem stärken, da bin ich mir sicher.«
    »Liam«, sagte Zeke mit müder Geduld. »Sie wissen doch, wo Ihr Abendessen steht.« Er zeigte auf ein unberührtes Tablett mit Essen, das aussah, als sei es schon vor langer Zeit kalt geworden. Hähnchennuggets, grüne Bohnen und ein Zuckergebäck. »Er isst fast nie etwas«, erklärte mir Zeke. »Deswegen ist er so dünn. Er besteht auf Blut.«
    »Was … was ist er?«, fragte ich, außerstande, den Blick von Liam abzuwenden. Es war natürlich eine dumme Frage. Liam war offensichtlich menschlich und doch … war da etwas an ihm, das nicht stimmte.
    »Eine verdorbene Seele, die ein Strigoi sein will«, sagte Zeke. »Einige Wächter haben ihn im Dienst dieser Monster gefunden und uns ausgeliefert. Wir haben versucht, ihn umzuerziehen, aber ohne Erfolg. Er redet ständig davon, wie großartig die Strigoi seien, und dass er eines Tages zu ihnen zurückkehren und uns das alles bezahlen lassen werde. In der Zwischenzeit gibt er sein Bestes, so zu tun, als sei er einer von ihnen.«
    »Oh«, sagte Liam mit einem verschlagenen Lächeln, »ich werde einer von ihnen sein. Sie werden meine Loyalität und mein Leiden belohnen. Sie werden mich erwecken, und ich werde eine Macht besitzen, die eure winzigen, sterblichen Träume bei Weitem übersteigt. Ich werde ewig leben und über euch herfallen – über euch alle. Ich werde mich an eurem Blut laben und jeden Tropfen genießen. Ihr Alchemisten zieht eure Fäden und glaubt, ihr würdet alles kontrollieren. Ihr macht euch was vor. Ihr kontrolliert nichts. Ihr seid nichts.«
    »Siehst du?«, fragte Zeke und schüttelte den Kopf. »Erbärmlich. Und doch könnte genau das passieren, wenn wir nicht den Job machten, den wir machen. Andere Menschen könnten wie er werden – ihre Seelen für das hohle Versprechen von Unsterblichkeit verkaufen.« Er machte das Alchemistenzeichen gegen das Böse, ein kleines Kreuz auf der Schulter, und
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