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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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wichtig, Sir.«
    Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Ja. Allerdings.«
    Die Tür verfügte über ein Sicherheitsschloss mit Tastenfeld. Tom tippte ungefähr zehn Ziffern ein, dann klickte das Schloss. Er drückte die Tür auf, und ich folgte ihm hinein. In dem nüchternen, schwach erleuchteten Raum befanden sich bereits drei Personen, daher bemerkte ich zunächst nicht, was da sonst noch war. Ich wusste allerdings sofort, dass die anderen Alchemisten waren. Es gab keinen anderen Grund für ihre Anwesenheit. Und natürlich wiesen sie die verräterischen Merkmale auf, die mir auch auf einer belebten Straße aufgefallen wären. Geschäftskleidung in unauffälligen Farben. Goldene Lilientätowierungen, die auf ihrer linken Wange glänzten. Darin waren wir alle gleich. Wir waren eine geheime Armee inmitten unserer nichtsahnenden Mitmenschen.
    Alle drei hielten einen Klemmblock in der Hand und starrten auf eine der Wände. In diesem Moment wurde mir klar, welchen Verwendungszweck dieser Raum hatte. Ein Fenster in der Wand bot einen Blick in einen anderen Raum, der viel heller erleuchtet war.
    Und darin hatten sie Keith Darnell eingesperrt.
    Er kam an die Scheibe geschossen, die uns trennte, und hämmerte dagegen. Mein Herz raste, erschrocken wich ich einige Schritte zurück, davon überzeugt, dass er sich gleich auf mich stürzen würde. Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass er mich gar nicht sehen konnte. Ich entspannte mich ein wenig. Sehr wenig. Das Fenster war ein Einwegspiegel. Keith presste die Hände auf das Glas und schaute hektisch hin und her, auf Gesichter, von deren Vorhandensein er wohl wusste, die er aber nicht sehen konnte.
    »Bitte, bitte!«, rief er. »Lassen Sie mich raus! Bitte, lassen Sie mich hier raus!«
    Keith sah ein wenig hagerer aus als bei unserer letzten Begegnung. Sein Haar war ungepflegt und erweckte den Eindruck, es sei während des einen Monats unserer Trennung nicht geschnitten worden. Er trug einen schlichten grauen Jogginganzug, wie sie die Gefangenen oder Patienten einer Irrenanstalt tragen. Am auffälligsten war der verzweifelte, angsterfüllte Ausdruck in seinen Augen – oder vielmehr in seinem Auge. Keith hatte eins seiner Augen bei einem Vampirüberfall verloren, den einzufädeln ich heimlich geholfen hatte. Keiner der Alchemisten wusste davon, und ebenso wenig wusste einer von ihnen, dass Keith meine ältere Schwester, Carly, vergewaltigt hatte. Tom Darnell hätte mich kaum für mein Pflichtbewusstsein gelobt, wenn er von meinem hinterhältigen Racheakt gewusst hätte. Als ich sah, in welcher Verfassung sich Keith jetzt befand, tat er mir ein klein wenig leid – und vor allem tat mir Tom leid, auf dessen Gesicht sich roher Schmerz widerspiegelte. Mir tat jedoch nach wie vor nicht leid, was ich mit Keith gemacht hatte. Weder die Verhaftung noch das Auge. Einfach ausgedrückt: Keith Darnell war ein schlechter Mensch.
    »Sie erkennen Keith gewiss wieder?«, fragte eine der Alchemistinnen mit einem Klemmbrett. Ihr graues Haar war zu einem festen Knoten zusammengebunden.
    »Ja, Ma’am«, antwortete ich.
    Jede weitere Erwiderung wurde mir erspart, als Keith mit neuem Zorn gegen die Scheibe hämmerte. »Bitte! Ich meine es ernst! Was immer Sie wollen. Ich werde alles tun. Ich werde alles sagen. Ich werde alles glauben. Nur schicken Sie mich bitte nicht dorthin zurück!«
    Sowohl Tom als auch ich zuckten zusammen, aber die anderen Alchemisten beobachteten ihn aus klinischer Distanz und kritzelten einige Notizen auf ihre Klemmbretter. Die Knotenfrau schaute wieder zu mir auf, als hätte es keine Störung gegeben. »Der junge Mr Darnell hat einige Zeit in einem unserer Umerziehungszentren verbracht. Eine bedauerliche Maßnahme – aber eine notwendige. Sein Handel mit verbotenen Substanzen war gewiss nicht richtig, aber seine Zusammenarbeit mit Vampiren bleibt unverzeihlich. Obwohl er behauptet, keine Verbindung zu ihnen zu haben … nun, wir können uns da nicht ganz sicher sein. Aber selbst, wenn er die Wahrheit sagt, besteht doch die Möglichkeit, dass aus seinem Verstoß etwas mehr erwachsen könnte – nicht nur eine Zusammenarbeit mit den Moroi, sondern auch mit den Strigoi. Indem wir tun, was wir getan haben, bewahren wir ihn vor dieser abschüssigen Bahn.«
    »Wir tun das wirklich zu seinem eigenen Wohl«, sagte der dritte Alchemist mit einem Klemmbrett. »Wir tun ihm einen Gefallen.«
    Eine Woge des Grauens schlug über mir zusammen. Der ganze Zweck der
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