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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Autoren: Richelle Mead
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angeblich als Oberschülerin in einem privaten Internat, und sollte ein Auge auf Jill Mastrano Dragomir haben, eine Vampirprinzessin, die sich versteckt halten musste. Sie am Leben zu erhalten, bedeutete nicht weniger, als ihre Leute von einem Bürgerkrieg abzuhalten – der die Menschen ganz bestimmt auf die übernatürliche Welt aufmerksam machen würde, die knapp unter der Oberfläche des modernen Lebens lauerte. Es war eine außerordentlich wichtige Mission für die Alchemisten, daher überraschte es mich nicht besonders, dass sie einen Bericht haben wollten. Was mich allerdings schon überraschte, war, dass das nicht einfach am Telefon geschehen konnte. Mir war schleierhaft, welcher andere Grund mich in diese Einrichtung geführt haben sollte.
    Der Kaffee war durchgelaufen. Ich hatte die Maschine nur auf drei Tassen eingestellt, wahrscheinlich reichte das, um den Abend durchzustehen. Gerade hatte ich meine Styroportasse gefüllt, da öffnete sich die Tür, ein Mann trat ein – und ich ließ den Kaffee beinah fallen.
    »Mr Darnell«, sagte ich und stellte die Kanne auf die Heizplatte zurück. Meine Hände zitterten. »Wie – wie schön, Sie wiederzusehen, Sir.«
    »Gleichfalls, Sydney«, erwiderte er mit einem gezwungenen, steifen Lächeln. »Du bist ohne jeden Zweifel … erwachsen geworden.«
    »Danke, Sir«, sagte ich und wusste nicht recht, ob das ein Kompliment war oder nicht.
    Tom Darnell war etwa so alt wie mein Vater und hatte braunes Haar mit silbernen Strähnen. Sein Gesicht wies mehr Falten auf als bei unserer letzten Begegnung, und seine blauen Augen zeigten einen Ausdruck des Unbehagens, den ich bisher nicht von ihm kannte. Er nahm unter den Alchemisten einen hohen Rang ein und hatte sich seine Position mit entschlossenen Taten und einer grimmigen Arbeitsmoral verdient. Als ich noch jünger gewesen war, war er mir immer überlebensgroß erschienen, selbstbewusst und Ehrfurcht gebietend. Wie er zu mir stand, wagte ich nicht vorauszusagen. Schließlich war ich dafür verantwortlich, dass die Alchemisten seinen Sohn verhaftet und eingesperrt hatten.
    »Ich weiß es zu schätzen, dass du den ganzen Weg hergekommen bist«, fügte er hinzu, nachdem einige Sekunden peinlichen Schweigens verstrichen waren. »Ich weiß, es sind lange Flüge, vor allem am Wochenende.«
    »Überhaupt kein Problem, Sir«, sagte ich und hoffte, selbstbewusst zu klingen. »Ich helfe Ihnen gern bei … was immer Sie wünschen.« Ich fragte mich nach wie vor, was genau das sein mochte.
    Er musterte mich einige Sekunden lang und nickte dann knapp. »Du bist sehr pflichtbewusst«, sagte er. »Genau wie dein Vater.«
    Ich gab keine Antwort. Diese Bemerkung war als Kompliment gedacht, aber ich fasste sie nicht wirklich so auf.
    Tom räusperte sich. »Also gut. Lassen wir das. Ich will dir nicht größere Unannehmlichkeiten bereiten als unbedingt notwendig.«
    Wieder fing ich diese nervöse, jetzt fast schon unterwürfige Schwingung auf. Warum sollte er sich so viel Gedanken um meine Gefühle machen? Nach dem, was ich seinem Sohn Keith angetan hatte, hätte ich eher Zorn oder Anschuldigungen erwartet. Tom öffnete die Tür und bedeutete mir, wieder auf den Flur hinauszutreten.
    »Darf ich meinen Kaffee mitnehmen, Sir?«
    »Natürlich.«
    Er führte mich zu einer anderen der geschlossenen Türen. Ich umklammerte meinen Kaffee wie eine Sicherheitsleine und war jetzt viel verängstigter als noch beim Betreten dieses Gebäudes. Diesmal war es eine Tür mit einem roten Lämpchen, und Tom zögerte, bevor er sie öffnete.
    »Du sollst wissen … dass das, was du getan hast, außerordentlich mutig war«, sagte er, ohne mir in die Augen zu schauen. »Ich weiß, du und Keith, ihr seid Freunde gewesen – seid es noch. Es kann nicht leicht gewesen sein, ihn zu melden. Es zeigt, mit welcher Hingabe du deine Arbeit erledigst – das ist bestimmt nicht immer einfach, wenn persönliche Gefühle im Spiel sind.«
    Keith und ich waren nie Freunde gewesen, weder jetzt noch damals, aber ich glaubte, Toms irrtümliche Annahme verstehen zu können. Keith hatte einen Sommer lang bei meiner Familie gelebt. Und später hatten er und ich in Palm Springs zusammengearbeitet. Mir war es überhaupt nicht schwergefallen, ihn wegen seiner Verbrechen anzuzeigen. Tatsächlich hatte es mir sogar Spaß gemacht. Doch angesichts des erschütterten Ausdrucks auf Toms Gesicht wusste ich, dass ich besser den Mund halten sollte.
    Ich schluckte. »Na ja. Unsere Arbeit ist
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