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Blood Empire - Das Blutreich

Blood Empire - Das Blutreich

Titel: Blood Empire - Das Blutreich
Autoren: Alfred Bekker
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ziemlich zu wünschen übrig ließ. Ganz im Gegensatz zu Chase.
    So etwas gibt es nicht!, durchzuckte es Tardelli. Außerdem hatte er angenommen, dass Chase längst Fischfutter war...
    Erinnerungen stiegen in Tardellis Bewusstsein auf.
    Erinnerungen an einen ganz bestimmten Tag im Jahr 1980, als Jack Tardelli noch ein kleiner Capo in der Organisation von Roy DiMario gewesen war, einem Mann, den man damals den King von Little Italy genannt hatte...
    *
    Vergangenheit: 1980...
    Rico's Coffee Shop in der Mott Street war auf den ersten Blick nichts Besonderes. Das besondere, das diesen Laden zu einem beliebten Treffpunkt machte, war unsichtbar. Der Besitzer hatte nämlich Scheiben aus kugelsicherem Panzerglas einbauen lassen, sodass man die Aussicht auf die malerische Mott Street genießen konnte, ohne Angst haben zu müssen, von der Straße aus erschossen zu werden.
    Für manche Leute war das ein wichtiger Punkt.
    So zum Beispiel für Roy DiMario, der Jack Tardelli an diesem Morgen hier her bestellt hatte.
    Tardelli betrat den Coffee Shop, blickte sich um, fühlte instinktiv nach dem Griff des schlanken, kurzläufigen Smith & Wesson-Revolvers vom Kaliber 38, den er unter der Jacke trug.
    Im Hintergrund lief das Programm von Radio Little Italy, der sich auf italienische Lieder und englischsprachige Nachrichten und Verkehrshinweise spezialisiert hatte. Eine sinnvolle Kombination, denn viele Bewohner von Little Italy hätten die Nachrichten in der Sprache ihrer Ahnen nicht mehr verstanden. Gerade waren die Nachrichten dran. Es ging fast ausschließlich um die Geiseln in der amerikanischen Botschaft von Teheran, die jetzt schon monatelang von islamischen Revolutionären festgehalten wurden.
    Am Tresen saßen ein paar bullige Typen in dunklen Anzügen. Tardelli grüßte sie.
    Es waren DiMarios Leibwächter.
    Der 'King von Little Italy' hatte an einem der hinteren Tische Platz genommen. Ein kleiner, schmächtiger Mann in den Sechzigern, der seinen Espresso genoss.
    Tardelli ging auf ihn zu.
    "Hallo Onkel Roy!", sagte er und wartete respektvoll darauf, dass sein Großonkel ihm einen Platz anbot.
    "Setz dich, Jack!"
    "Danke."
    "Was trinkst du?"
    "Einen Capuccino."
    "Capuccino? Jack, das ist stillos!"
    "Wieso?"
    "Kein echter Italiener trinkt nach elf noch einen Capuccino!"
    "Du vergisst, dass ich in Manhattan aufgewachsen bin!"
    "Ja, das merkt man, Junge! Dein Vater hätte mehr auf deine Erziehung achten sollen!"
    Roy DiMario rief die Bedienung herbei und bestellte für Tardelli einen Capuccino. Er verzog dabei das Gesicht, als ob es sich um etwas Unanständiges handelte.
    "Wenn du mich fragst geht alles den Bach runter, Jack. Der Capuccino wird nach elf getrunken, am Times Square entsteht das größte Sündenbabel der Ostküste und die Kolumbianer machen mit ihren Dumping-Preisen den Kokain-Handel kaputt!"
    "Früher war sicher alles besser, Onkel Roy!"
    "Jedenfalls hatten wir wenigstens einen Präsidenten - nicht so eine lahme Ente wie diesen Erdnussfarmer."
    Präsident Carter wurde von Roy DiMario grundsätzlich nur verächtlich
    'der Erdnussfarmer' genannt.
    "Jeder Präsident ist eine 'lame Duck' , eine 'lahme Ente', wenn der Nachfolger schon gewählt ist und er seine letzten Monate im weißen Haus absitzt", hielt Jack Tardelli dagegen.
    "Soll ich dir was sagen, Junge? Die Ayatollahs in Teheran werden die Geiseln mit Sicherheit nicht freilassen, so lange der Erdnussfarmer noch im Amt ist. Schon, um sich an ihm zu rächen!"
    "Ach, und du meinst, sobald Reagan im Oval Office sitzt, kommen sie sofort nach Hause?"
    "Mit Sicherheit! Du wirst es sehen!"
    Roy DiMario nippte an seinem Espresso.
    Der Kellner brachte Tardelli den Capuccino. Als die Bedienung weg war, kam DiMario zur Sache.
    "Hör zu, ich habe dich nicht herbestellt, um mit dir über Politik zu reden."
    "Wenn du den verunglückten Deal mit Jackson meinst - ich bringe das in Ordnung."
    "Natürlich. Da habe ich volles Vertrauen zu dir, Jack."
    "Worum geht es?"
    "Um einen jungen Mann. Er heißt Chase. Du kennst ihn wahrscheinlich nicht, aber er gehört weitläufig zur Familie und ich bin seinem Vater mehr als nur einen Gefallen schuldig."
    "Was ist mit diesem Chase?"
    "Ich brauche jemanden, der ihn an das Geschäft heranführt, ihn unter seine Fittiche nimmt... Der Kerl braucht was zu tun. Du weiß, wie schädlich es ist, wenn die jungen Leute nur herumlungern." Jack Tardelli war erleichtert.
    Im Moment hatte er nämlich ein paar Schwierigkeiten, was die Geschäfte betraf
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