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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert
Autoren: Walter Farley
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schicken, wenn er vollkommen fit ist.«
    Alec nickte. Dabei betrachtete er den Hengst, der jetzt genüßlich Heu aus der Raufe zupfte. Selbstverständlich hatte Henry recht. Noch vor wenigen Monaten hatte sich das Gerücht in, der Rennwelt verbreitet, der große Champion wäre niedergebrochen. Jetzt war er zurückgekehrt, und er sah prachtvoll aus, so fit, wie ein Pferd sein konnte. Trog der Anschein nicht? Würde der verletzte Huf die Belastung aushalten, die ihm auferlegt werden mußte, wenn er ins Rennen ging? Alec stand besorgt und wortlos neben seinem Pferd.
    Henry brach das Schweigen. »Wir werden ihn zunächst vorsichtig und langsam arbeiten. Wenn er sich dabei gut hält, wird er laufen, wie wir es geplant haben. Andernfalls wird er im Stall bleiben, und wir werden einen ruhigen, netten Winter im sonnigen Florida verbringen. Wie du vorhin schon sagtest, wäre das auch nicht übel.« Er legte seinen Arm um Alecs Schultern. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er in der Hoffnung, seinen jungen Freund aufzuheitern. »Früher oder später wirst du dein Rennen schon bekommen; ich weiß, wie dir zumute ist!«
    Alec wandte sich ab, um seine Enttäuschung zu verbergen.
    Henry beobachtete ihn und überlegte, ob er Alecs steigende Ungeduld, mit Blitz in ein Rennen zu gehen, wirklich verstand. Sein junger Freund lebte in einer anderen Welt, in einer, die Henry seit langer Zeit nicht mehr kannte, und die er vollständig vergessen haben würde, wenn er nicht mit Alec verbunden gewesen wäre. »Alec«, sagte er, unter seinen dichten Augenbrauen zu dem Jungen hinüberlugend, »vielleicht können wir Blitz doch eher starten lassen, als ich dachte. Das wird sich ja bald zeigen. Jetzt lies mir erst einmal den Rest des Briefes vor, den du bekommen hast. Was hat der junge Bursche denn eigentlich auf dem Herzen?«
    Alec merkte, daß Henry ihn ablenken wollte. Er musterte seinen alten Freund ein Weilchen und fragte dann: »Willst du das wirklich wissen?«
    »Natürlich«, erwiderte Henry mit einem leisen, geduldigen Lächeln, »es kann doch tatsächlich sein, daß wir ihm behilflich sein können. Und vielleicht tut es dir ganz gut, mal mit einem jungen Burschen zu sprechen, der auch Probleme hat...«
    Als Alec in die Tasche griff, um den Brief herauszuholen, senkte der schwarze Hengst seinen langen, schönen Hals und schnupperte mit bebenden Nasenflügeln.
    »Nein, ich habe keine Mohrrübe für dich«, sagte Alec zu ihm. Blitz blieb ruhig stehen; nur sein langer Schweif fuhr langsam hin und her, während unter seiner samtweichen Haut nicht ein Muskel zuckte. Alecs Augen ruhten auf ihm. Noch nie hatte es ein schöneres Pferd gegeben als dieses — sein Eigentum! In jeder Beziehung war es vollendet: perfekt proportioniert, perfekt bemuskelt. Und obendrein war es ebenso klug wie schön.
    Alec entfaltete den Brief und las laut vor: »Ich vermute, daß Sie sehr viele Briefe von Verehrern bekommen, die Sie besuchen möchten; aber ich versichere Ihnen, daß bei mir ein besonderer Fall vorliegt. Um Sie davon zu überzeugen, werde ich Ihnen etwas erzählen, was ich noch nie einem anderen Menschen erzählt habe, nicht einmal meinen Eltern und meinen nächsten Freunden — denn wenn ich es getan hätte, hätten sie mir nicht geglaubt. Auch Sie werden es vielleicht nicht glauben — doch ich hoffe, daß ich Sie überzeugen kann, wenn Sie mich sehen. Ich habe ein Pferd...«
    »Das ist ein Trost!« unterbrach ihn Henry. »Wenigstens wünscht er nicht unseren Beistand, eines zu erlangen! Das ist sicher schon ein Unterschied zu all den andern!«
    Alecs Augen hafteten auf dem Brief. »... das Feuerstrahl heißt, und ich glaube, daß es das schnellste Pferd auf der Welt ist, schneller als Blitz.«
    »Schau an, das ist auch neu!« warf Henry trocken ein. »Unsere Fans gehen sonst nicht so weit, das zu behaupten.«
    »Vor kurzem habe ich die Stoppuhr eingestellt. Er lief eine Meile in 1:34.«
    »Das ist ja toll! Damit hat er fast den Weltrekord gebrochen.« Henry grinste jetzt breit und überaus erheitert. »Der Junge hat jedenfalls Phantasie.« Er ging zur Tür, um die Box zu verlassen. »Streng dich an, damit deine Einbildungskraft mit der seinen Schritt hält, Alec! Du liest den Brief besser für dich allein zu Ende. Ich mag solche Geschichten nicht hören.«
    »Ich möchte mein Pferd in Hialeah in Rennen laufen lassen«, las Alec schnell, ehe ihm Henry entschlüpfen konnte. »Werden Sie mir dabei behilflich sein?«
    Henry hatte die Tür erreicht, aber
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