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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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aufs Frühstück zu verzichten.
    Penny griff nach einem Handtuch, um sich die Hände abzutrocknen, und drehte sich nach mir um. »Na, hast du die Rezension gelesen?«, fragte sie.
    »Ich schon. Aber er hat mein Buch nicht gelesen. Offenbar hat er es bloß überflogen, weil er derart viel missverstanden hat.«
    »Was meint Olivia dazu?«
    »Sie sagt, er ist ein wandelnder Mastdarm.«
    »Du hättest diesen Mist gar nicht so an dich rankommen lassen dürfen. Aber da es jetzt schon passiert ist, musst du ihn von dir runterspülen.«
    »Das tue ich.«
    Sie nahm mich in die Arme. »Du bist ein toller, sehr begabter Mann, und ich liebe dich.«
    Ich drückte sie an mich. »Schau bloß nicht auf meine Füße«, sagte ich.
    »Was ist an denen denn verkehrt?«
    »Alles. Eigentlich sollte ich nie barfuß gehen. Wie wär’s,
wenn wir zum Essen ins Roxie’s fahren, um das neue Buch zu feiern?«
    »So gefällst du mir schon besser. Du hast eine Weile richtig neben dir gestanden, aber das ist jetzt vorbei.«
    »Hoffentlich.«
    »Lass einfach gut sein. Denk dran, was Chesterton einmal gesagt hat.«
    Sie war ein großer Fan des verstorbenen englischen Schriftstellers G.K. Chesterton, was sich auf mich übertragen hatte.
    »Nichts« , zitierte sie, » kann einem schaden, wenn man es nicht fürchtet. Und es gibt keinerlei Grund, eine Ratte wie Shearman Waxx zu fürchten.«
    »Wenn ich mich rasiert, mir die Zähne geputzt und keinen sauren Kaffeegeschmack im Mund hätte, würde ich dich leidenschaftlich küssen.«
    Penny griff mit Daumen und Zeigefinger nach meiner Unterlippe und zog sie zu einem Schmollmund zurecht. »Wenn du dich wieder in Form gebracht hast, bin ich ja immer noch da.«
     
    Auf dem Weg zur Treppe kam ich an der offenen Tür meines Arbeitszimmers vorbei. Inzwischen hockten Milo und Lassie gemeinsam auf meinem Bürostuhl, erhöht durch ein Sofakissen. Hätte Norman Rockwell noch gelebt, wäre das ein ideales Motiv für ihn gewesen: ein Junge und sein Hund beim Surfen im Internet.
    Als ich hinter den Stuhl trat, sah ich auf dem Bildschirm die Luftaufnahme eines am Meer stehenden Hauses mit rötlichem Ziegeldach.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Google Earth«, sagte Milo. »Ich habe gegoogelt, wo der Typ wohnt.«
    »Welcher Typ?«

    »Dieser Waxx natürlich.«
    Als ich sechs Jahre alt war, beschränkten meine technischen Fertigkeiten sich darauf, meinem Freund Ned Lufferman beim Bau einer Rakete zu helfen. Das Ding bestand aus einer Blechdose und sollte von Kanonenschlägen angetrieben werden, die Ned seinem großen Bruder geklaut hatte. Ned verlor den kleinen Finger seiner linken Hand, während ich mit einer Verbrennung zweiten Grades an der Nase ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Anfangs hatte man zudem Bedenken, meine Augenbrauen würden nicht nachwachsen, aber das taten sie glücklicherweise doch.
    Milo klickte auf die Maus, worauf anstelle des Luftbilds eine Straßenansicht der Villa erschien.
    Mit ihren cremefarbenen Wänden und den Fensterumrahmungen aus Terracottafliesen wirkte die im mediterranen Stil erbaute Villa ebenso hübsch wie romantisch. Der Vorgarten wurde von zwei hohen Magnolien beschattet, und die Mauern zu den Nachbargrundstücken waren dicht mit roter Bougainvillea bewachsen.
    »Ich dachte, er wohnt in New York«, sagte ich.
    »Nein«, erklärte Milo, »in Laguna Beach.«
    Wenn es nicht gerade einen Verkehrsstau gab, war Laguna Beach nur zwanzig Minuten von uns entfernt.
    Im heutigen E-Mail-Zeitalter konnte Waxx so weit von seiner Zeitung entfernt wohnen wie ich von meinem Verlag und doch seine wöchentlichen Abgabefristen einhalten. Dass er in der Nachbarschaft wohnte, war zwar überraschend, aber bestimmt bloß ein Zufall.
    Dennoch meldete sich entweder meine Intuition oder meine Fantasie, denn mich durchfuhr eiskalt die Vorahnung, die räumliche Nähe des Kritikers könnte mehr Bedeutung haben, als es den Anschein hatte.

    »Hast du etwa die Rezension gelesen?«, fragte ich Milo.
    »Nein. Mom hat doch gesagt, du sollst es gut sein lassen. Bei so Sachen weiß sie Bescheid.«
    »Bei was für Sachen?«
    »Bei den meisten.«
    »Wenn du das Ding nicht gelesen hast, wieso hast du dann nach ihm gegoogelt?«
    »Das war Lassies Idee.«
    Die Hündin drehte den Kopf und sah mich an.
    »Shearman Waxx ist extrem zurückgeblieben«, teilte Milo mir mit.
    Ich kraulte Lassie sanft hinter den Ohren. »Das mag schon stimmen, aber es ist trotzdem nicht nett, so etwas über andere Leute zu sagen.«
    »Das hab
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