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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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Stilmittel, wie du sie benutzt, für bedrückend.«
    »Bedrückend? Wen bedrücken sie denn?«
    »Die Leute, die sie nicht kapieren.«
    »Was - soll ich etwa so schreiben, wie es diesem Hohlkopf gefällt?«
    »So würde er es nicht formulieren, mein Lieber.«
    Ich starrte auf meine Zehen und kam zu dem Schluss, dass sie hässlich waren. Was immer Penny dazu gebracht hatte, mich zu heiraten, meine Füße waren es bestimmt nicht gewesen.
    »Aber Olivia, diese Rezension ist voller Fehler, was die Figuren und die Handlung angeht! Elf Stück habe ich gezählt. Die weibliche Hauptfigur bezeichnet er als Joyce, obwohl sie Judith heißt«
    »Das haben wir leider selber verbockt, mein Lieber.«

    »Verbockt?«
    »In dem Brief, der jedem Rezensionsexemplar beilag, war fälschlich von Joyce die Rede.«
    »Den Brief habe ich selbst durchgelesen. Und abgesegnet.«
    »Eben, mein Lieber. Ich auch. Wahrscheinlich haben sechs von uns ihn durchgelesen und abgesegnet, ohne dass uns die Sache mit Joyce aufgefallen wäre. So was passiert eben.«
    Ich kam mir dämlich vor. Erniedrigt. Unprofessionell.
    Da kam mir plötzlich ein Gedanke. »Moment mal!«, sagte ich. »Er hat doch das Buch rezensiert, nicht den Begleitbrief. Im Buch heißt es eindeutig Judith.«
    »Kennst du den britischen Autor J. G. Ballard?«
    »Ja, natürlich. Den schätze ich sehr.«
    »Der hat eine Weile auch Bücher rezensiert, für die Londoner Times , glaube ich. Als er diesen Job längst aufgegeben hatte, hat er verraten, wenn er keine Zeit gehabt hätte, ein Buch zu lesen, habe er es immer gut besprochen. Schade, dass nicht jedermann so fair ist.«
    Ich schwieg einen Moment und dachte nach. »Willst du damit etwa sagen, Shearman Waxx hat One O’Clock Jump womöglich gar nicht gelesen?«, fragte ich dann.
    »Manchmal bist du so naiv, dass ich dir in deine knuffigen rosa Wangen kneifen möchte«, sagte Olivia. »Aber davon einmal abgesehen, hat er bestimmt manche Teile übersprungen. Vielleicht hat auch ein Assistent das ganze Ding für ihn gelesen.«
    »Aber das ist … das ist … unehrlich!«
    »Du hattest rasch Erfolg, Cubby, weil schon dein erstes Buch ein Bestseller war. Deshalb ist dir offenbar nicht klar, dass es in der Literaturszene zwar durchaus ein paar hübsche, kleine Inseln gibt, aber die schwimmen in einer riesigen Jauchegrube.«
    Meine Fußrücken waren genauso hässlich wie meine Zehen.
Ich nahm die Füße vom Tisch, um sie unter dem Stuhl zu verbergen. »Sein Satzbau ist gar nicht gut«, sagte ich dabei.
    »Stimmt«, meinte Olivia. »Ich nehme mir oft einen Rotstift, um seine Rezensionen zu korrigieren.«
    »Hast du ihm das Ergebnis denn schon einmal geschickt?«
    »Ich bin doch nicht wahnsinnig, Schätzelchen.«
    »Anonym, meine ich.«
    »Selbst das wäre mir zu gefährlich.«
    »Wie kann man den bloß für den größten Kritiker des Landes halten?«
    »In der Literaturszene ist er respektiert.«
    »Wieso eigentlich?«
    »Weil er brutal ist, mein Lieber. Man fürchtet ihn.«
    »Furcht ist nicht dasselbe wie Respekt.«
    »In unserer Branche manchmal schon.«
    »Olivia, was soll ich bloß tun?«
    »Tun? Gar nichts. Bisher wurden deine Bücher zu neunzig Prozent positiv besprochen, und das wird jetzt auch so sein. Das Buch ist gut. Es wird sich verkaufen.«
    »Aber diese Ungerechtigkeit wurmt mich!«
    »Das Wort Ungerechtigkeit finde ich ein wenig übertrieben. Man hat dich ja nicht in ein Arbeitslager gesteckt.«
    »Frustrierend ist es aber schon.«
    »Du überlegst dir, ihm zu antworten, nicht wahr?«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Das wäre ein schrecklicher Fehler, Cubby.«
    »Ich weiß.«
    »Dann würdest du dich bloß als überempfindlicher Nörgler präsentieren.«
    »Er hat einfach so viele Fehler gemacht! Und sein Satzbau ist so schlecht. Ich würde ihm am liebsten den Bauch aufschlitzen!«

    »Das würde ich lieber nicht tun. Im Bauch hat er nämlich keine normalen Eingeweide, sondern bloß einen riesigen Mastdarm. Wenn man ihn aufschlitzt, kommt einem das ganze Zeug darin entgegen.«
     
    Als ich in die Küche zurückkehrte, waren Milo und Lassie nicht mehr da, und Penny hatte zu Ende gefrühstückt. Sie stand am Wasserhahn, um ihren Teller zu säubern, bevor sie ihn in die Spülmaschine stellte.
    Inzwischen waren meine Pfannkuchen natürlich kalt und glänzten von geronnener Flüssigbutter, die mindestens so unappetitlich aussah wie die Absonderungen eines Schleimschlingers. Da ich ohnehin keinen Hunger mehr hatte, beschloss ich,
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