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Blindwütig: Roman

Titel: Blindwütig: Roman
Autoren: Dean Koontz , Bernhard Kleinschmidt
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bei Nummer sieben.«
    Ich gab Milo das Buch zurück. »Vielleicht sollte ich lieber fragen, weshalb man aus Schuld und Sühne einen Comic machen sollte.«
    »Raskolnikow«, erklärte Milo mir ernst und tippte mit dem Finger auf eine Seite des illustrierten Klassikers, »ist ein total verwirrter Typ.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte ich.
    Ich setzte mich an den Tisch, griff nach der Flasche Flüssigbutter und übergoss damit ausgiebig meine Pfannkuchen.
    »Du schämst dich wohl wegen der ganzen Eigenwerbung und versuchst, das unter einer Cholesterinorgie zu begraben?«, wollte Penny wissen.
    »Genau.«
    Von der anderen Seite des Tischs aus sah Lassie zu, wie ich meine Pfannkuchen butterte. Direkt am Tisch durfte sie nicht sitzen, aber da sie sich weigerte, ständig auf Hundehöhe zu leben, hatten wir ihr in gebührender Entfernung einen Stuhl hingestellt, damit sie uns beim Essen beobachten und sich als echtes Familienmitglied fühlen konnte.
    Für einen so süßen Hund war sie oft erstaunlich schwer durchschaubar. Sie hatte ein Pokerface, und sie sabberte praktisch nie. Offenbar war sie weniger vom Thema Futter besessen als die meisten anderen Hunde.
    Stattdessen legte sie den Kopf schief und studierte mich wie eine Anthropologin, die das Mitglied eines primitiven Stammes bei einem unergründlichen Ritual beobachtete.
    Vielleicht staunte sie darüber, dass ich in der Lage war, mit einem so komplizierten Werkzeug wie einer Plastikflasche mit Klappdüse umzugehen. Ich bin nämlich bekannt dafür, in technischen Dingen zwei linke Hände zu haben.

    Zum Beispiel ist es mir nicht mehr gestattet, einen platten Reifen zu wechseln. Wenn ich eine Panne habe, dann muss ich den Automobilclub anrufen und genügend Abstand von dem Mechaniker halten, den man mir schickt.
    Wieso das so ist, will ich nicht erklären, weil es sich um keine besonders interessante Geschichte handelt. Sobald ich zu der Stelle mit dem Affen in Marschkapellenuniform käme, könntet ihr meinen, ich würde euch etwas vorflunkern, obwohl mein Versicherungsmakler durchaus in der Lage wäre, die Wahrheit jeder Einzelheit zu bestätigen.
    Der liebe Gott hat mir ein Talent zum Geschichtenerzählen geschenkt. Offenbar war er nicht der Ansicht, ich bräuchte darüber hinaus auch noch genügend Geschick, um ein Düsentriebwerk zu reparieren oder einen Atomreaktor zusammenzubasteln. Wie könnte ich den lieben Gott wohl deshalb kritisieren? Allerdings wäre es nett, wenigstens ein einziges Mal einen Hammer oder Schraubenzieher verwenden zu können, ohne anschließend in der Notaufnahme des Krankenhauses zu landen.
    Gerade als ich den ersten Bissen meines buttergetränkten Pfannkuchens zum Mund hob, läutete das Telefon.
    »Dritte Leitung«, sagte Penny.
    Das war meine Geschäftsnummer, die ich nur Lektoren, Verlegern, Agenten und Anwälten verriet.
    Ich ließ die volle Gabel sinken, stand auf und schnappte beim vierten Läuten den Hörer von der Wand, noch bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete.
    Es war Olivia Cosima, meine Lektorin. »Cubby, du bist ein Goldstück«, sagte sie. »Von der Werbeabteilung habe ich gerade gehört, dass die Radiointerviews einfach Spitze waren.«
    »Wenn das heißen soll, dass ich mich nicht ganz so oft blamiert
habe, wie ich dachte, dann waren die Interviews tatsächlich Spitze.«
    »Ab und zu blamiert sich jeder Schriftsteller, mein Lieber. Das Besondere an dir ist, dass du dich noch nie bis auf die Knochen blamiert hast.«
    »Ich arbeite daran.«
    »Hör mal, Cubby, ich habe dir gerade drei wichtige Rezensionen gemailt, die heute früh erschienen sind. Lies bitte zuerst die von Shearman Waxx.«
    Ich hielt den Atem an. Waxx schrieb für das Feuilleton der bedeutendsten Zeitung des Landes. Er war gefürchtet und wurde deshalb regelrecht verehrt. Bisher hatte er keinen meiner Romane rezensiert.
    Weil ich die Zeitung, für die er schrieb, nicht abonnierte, hatte ich nie etwas von ihm gelesen. Dennoch wusste ich, dass es sich um den derzeit einflussreichsten Literaturkritiker handelte.
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Lies es doch erst mal, dann können wir darüber reden«, sagte Olivia.
    »O je.«
    »Er ist ein Fan von langweiligem Minimalismus, Cubby. Die Eigenschaften, die ihm an deinem Buch missfallen, sind genau das, wonach deine Leser gieren. Also handelt es sich eigentlich um eine verkaufsfördernde Rezension.«
    »O je.«
    »Ruf mich an, sobald du es gelesen hat. Samt den anderen zwei Rezensionen, die beide großartig
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